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       # taz.de -- Neue Erdbeben im Katastrophengebiet: Die Erde gibt keine Ruhe
       
       > Zwei neue Erdbeben bringen am Montagabend im syrisch-türkischen
       > Katastrophengebiet weitere Häuser zum Einsturz. Hunderte Menschen werden
       > verletzt.
       
   IMG Bild: Rettungskräfte suchen nach Überlebenden des Bebens vom Montag in der türkischen Provinz Hatay
       
       Ankara/Istanbul/Gaziantep ap/dpa/afp | Zwei Wochen nach den verheerenden
       [1][Erdbeben] sind bei neuen schweren Erdstößen in der Katastrophenregion
       in der Türkei mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen. Die türkische
       Katastrophenschutzbehörde Afad teilte am Dienstag mit, 294 Menschen seien
       verletzt worden, davon 18 schwer.
       
       in Syrien sind Menschenrechtsaktivisten zufolge mindestens fünf Menschen
       gestorben. Mehr als 500 Menschen wurden den Angaben nach zudem verletzt,
       davon mindestens 350 in den von der Regierung kontrollierten Regionen und
       150 in den Rebellen-Gebieten. Viele Menschen seien in Panik von Gebäuden
       gesprungen oder von Trümmern getroffen worden. Auch der Chef der
       Rettungsorganisation Weißhelme, Raed al-Saleh, meldete 150 Verletzte für
       die syrischen Regionen, die von Rebellen gehalten werden.
       
       Mehrere Gebäude, die bereits durch die vorangegangenen Beben beschädigt
       worden seien, seien in sich zusammengefallen. Die Syrische
       Beobachtungsgruppe für Menschenrechte sprach am Montagabend von 470
       Verletzten, vorwiegend im Raum Aleppo.
       
       ## Über 6.000 Nachbeben in den letzten zwei Wochen
       
       Ein erstes Beben erreichte am Montag eine Stärke von 6,4, das Epizentrum
       lag in der Nähe der Stadt Defne, wie die türkische
       Katastrophenschutzbehörde Afad mitteilte. Nach einem Bericht der
       staatlichen türkischen Nachrichtenagentur Anadolu war es auch auf Zypern,
       in Jordanien, Israel und Ägypten zu spüren. Nur drei Minuten später folgte
       ein zweites Beben der Stärke 5,8.
       
       In Hatay versuchten Einsatzkräfte zu sechs Menschen vorzudringen, die unter
       den Trümmern dreier eingestürzter Gebäude vermutet wurden. Es sei der
       Polizei gelungen, einen Verschütteten aus einem dreistöckigen Haus zu
       retten, meldete der Sender HaberTürk.
       
       Man versuche noch, drei weitere Eingeschlossene zu erreichen. Bei den
       Betroffenen handele es sich um Helfer, die Möbel und andere Gegenstände aus
       einem Gebäude gebracht hätten, das bei den verheerenden Beben von vor zwei
       Wochen beschädigt worden sei.
       
       Aus Hatay meldeten Journalisten von HaberTürk, dass das neue Beben sie
       regelrecht durchgeschüttelt habe. Sie hätten einander umklammert, um nicht
       zu Boden zu fallen. In der Stadt Adana schilderte Augenzeuge Alejandro
       Malaver, Menschen seien in Panik aus ihren Häusern auf die Straßen gelaufen
       und hätten Decken in ihre Autos getragen. Jeder habe ungeheure Angst.
       „Niemand will zurück in seine Häuser.“
       
       Die Beben vom 6. Februar hatten eine Stärke von 7,8 und 7,5. Dabei wurden
       in der Türkei und Syrien mehr als 44.000 Menschen getötet. Seither hat es
       nach türkischen Angaben mehr als 6.000 Nachbeben gegeben. Etwa 40 davon
       hatten eine Stärke zwischen 5 und 6.
       
       ## Baerbock und Faeser reisen in die Türkei
       
       Erst am Montag besuchte Präsident Recep Tayyip Erdoğan die
       Katastrophenregion Hatay. Dort versprach er, dass die Regierung frühestens
       im März mit dem Bau von 200.000 neuen Häusern beginnen werde. Die Bauten
       würden nicht höher als drei oder vier Stockwerke sein, auf stabilerem
       Fundament und mit [2][höheren Standards] in Absprache mit Fachleuten für
       Geophysik, Geologie und Seismologie errichtet. Wiedererbaut würden im
       Einklang mit deren „historischer und kultureller Struktur“ auch zerstörte
       Kulturstätten. Nach Erdoğans Angaben sind rund 1,6 Millionen Menschen im
       türkischen Katastrophengebiet derzeit in Notunterkünften untergebracht.
       
       Die Behörden riefen die Menschen dazu auf, nicht in ihre Häuser
       zurückzukehren. Medien berichteten, dass es in der Provinz Hatay zu wenig
       Zelte gebe und viele Menschen dennoch in beschädigten Häusern
       übernachteten. Die Katastrophenschutzbehörde teilte nun mit, sie habe
       bereits in der Nacht 6.000 weitere Zelte in die Region geliefert.
       
       Ungeachtet der neuen Beben sind Bundesaußenministerin Annalena Baerbock
       (Grüne) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Dienstag zu einem
       gemeinsamen Besuch in das Erdbebengebiet im Südosten der Türkei abgeflogen.
       Die Regierungsmaschine mit den Ministerinnen soll in die Stadt Gaziantep
       fliegen. Baerbock und Faeser planen unter anderem einen Besuch des für
       Hilfsgüterlieferungen wichtigen Flughafens in Gaziantep und der besonders
       stark von der Erdbebenkatastrophe betroffenen Region um die Stadt
       Kahramanmaras.
       
       Nach Angaben des Auswärtigen Amts wollten die Ministerinnen mit ihrem
       Besuch den Menschen vor Ort ihre „Solidarität und Unterstützung versichern“
       und sich ein „genaues Bild der Lage“ machen.
       
       21 Feb 2023
       
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