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       # taz.de -- Nach den Erdbeben in Syrien: Nicht mal mehr Zelte zu kaufen
       
       > Durch das Nachbeben gibt es weitere Verletzte und Tote. Viele sind
       > traumatisiert, die psychische Belastung der Menschen nimmt zu.
       
   IMG Bild: Zeltstadt in der Provinz Idlib, eine Folge des Erdbebens
       
       Idlib taz | Ein weiteres Erdbeben hat die Türkei und Syrien am Montagabend
       erschüttert. In Nordwestsyrien arbeiteten die Krankenhäuser die ganze Nacht
       durch, um die Opfer des Bebens der Stärke 6,4 auf der Richterskala zu
       versorgen. Die Sirenen der Krankenwagen sind in der ganzen Region zu hören.
       
       Nach dem verheerenden [1][Erdbeben vom 6. Februar] kehrten viele Menschen
       in ihre Häuser zurück – auch wenn diese infolge des Bebens, der
       grundsätzlichen schlechten Infrastruktur und der durch den anhaltenden
       Konflikt in Syrien bedingten hohen Preise für Reparaturen eigentlich nicht
       mehr bewohnbar waren.
       
       Als sich das Erdbeben gegen 20 Uhr Ortszeit am Montag ereignete, rannten
       die Menschen in Nordwestsyrien erneut ins Freie. Viele Zelte, die nun auf
       öffentlichen Flächen aufgeschlagen wurden, sind heillos überfüllt. Die
       Menschen fürchten sich nun erst recht davor, in ihre Häuser zurückzukehren.
       
       In der Region um Idlib, die vor allem von der dschihadistischen Miliz
       Hai’at Tahrir asch-Scham kontrolliert wird, sind mittlerweile keine Zelte
       mehr erhältlich. Es mangelt an winterfesten Unterkünften, manche schlafen
       in ihren Autos – die, die sich eines leisten können. Die [2][eisigen
       Witterungsbedingungen] verschlimmern die Situation.
       
       ## Lieber runterspringen, als begraben zu werden
       
       Raed Saleh, der Leiter der nordwestsyrischen Hilfsgruppe Weißhelme, gab an,
       dass viele Gebäude in den Dörfern westlich von Idlib weiter eingestürzt
       seien. Bei dem Nachbeben wurden insgesamt mehr als hundert Menschen
       verletzt, so die Weißhelme. Sie erwarten einen weiteren Anstieg der Zahlen.
       
       Auch im vom syrischen Regime von Baschar al-Assad kontrollierten und
       ebenfalls betroffenen Aleppo starben nach Angaben des katarischen
       Medienhauses al Jazeera sechs Menschen. In der Osttürkei wurden laut der
       türkischen Katastrophenschutzbehörde Afad mindestens 294 Menschen verletzt.
       
       Amer Saraqibi, der im Katastrophenschutz in Nordidlib tätig ist, sagte:
       „Häuser, die während des ersten Bebens zum Teil zerstört wurden, sind nun
       ganz eingestürzt. [3][Die psychische Belastung der Menschen nimmt zu],
       Frauen kommen mit Nervenzusammenbruch in die Kliniken, die
       Krankenschwestern versuchen vergeblich, sie zu beruhigen.“
       
       Saraqibi fügte an: „Weil sie solche Angst vor dem Einsturz ihrer
       Wohngebäude hatten, sind manche Menschen aus den oberen Stockwerken der
       Häuser gesprungen und wurden mit gebrochenen Knochen ins Krankenhaus
       eingeliefert. In zwei lokalen Krankenhäusern wurden vier solcher Fälle
       verzeichnet“.
       
       Übersetzung: Lisa Schneider
       
       22 Feb 2023
       
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