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       # taz.de -- Greenwashing im Finanzsektor: Für grün verkauft
       
       > Angeblich nachhaltige Fonds investieren seit dem Ukraine-Krieg zunehmend
       > in fossile Energien. Das zeigt eine Studie der Bürgerinitiative
       > Finanzwende.
       
   IMG Bild: Nicht nachhaltig: der fossile Energieträger Kohle
       
       Berlin taz | Fonds, die als „nachhaltig“ vermarktet werden, investieren
       seit Kriegsbeginn mehr in fossile Energien. Das zeigt eine [1][Studie der
       Bürgerinitiative Finanzwende], die am Dienstag erschienen ist. Zusätzliche
       940 Millionen US-Dollar flossen demnach in Öl-, Kohle- und Gasunternehmen.
       Nur 138 Millionen wurden hingegen in Unternehmen in erneuerbare Energien
       investiert. Die Autorinnen untersuchten für die Studie den Aktienbesitz
       von über 2400 Fonds kurz vor und nach dem Kriegsbeginn im Februar 2022.
       
       Es sei sicher ein „schwieriges Jahr für die Fonds gewesen“, aber keine
       Fondsgesellschaft sei gezwungen, Investitionen in fossile Energie als
       „grün“ zu bewerben, so die Autorinnen der Studie. Sie sehen einen
       Anstieg des [2][Greenwashings] durch vermehrte Investitionen in fossile
       Energien bei zeitgleicher Vermarktung der Fonds als „nachhaltig“.
       
       Der Krieg hat im letzten Jahr für Unsicherheiten auf den Finanzmärkten
       gesorgt. Gleichzeitig profitierten Öl- und Gaskonzerne von hohen
       [3][Gewinnen]. Den fossilen Boom nahmen auch Portfoliomanager wahr – und
       schichteten Investitionen um. Die Finanzwende-Studie zeigt auf, wie Fonds
       mehr Geld in Aktien von großen Ölkonzernen steckten. Unter den untersuchten
       Fonds war der Anteil der Investitionen in fossile Energien verglichen zu
       erneuerbaren Energien vor dem Krieg drei Mal so groß – und wuchs bis Ende
       2022 sogar auf das Zehnfache.
       
       Die Fonds, so urteilen die Autorinnen der Studie, finanzierten damit
       eine „Verschärfung der Klimakrise“. Während mehr in Ölkonzerne investiert
       wurde, verkauften die Manager weniger Aktien in den Bereichen Technologie
       (16,1 Milliarden US-Dollar) und Finanzen (9,9 Milliarden US-Dollar). Diese
       Sparten gelten im Vergleich als emissionsarm. So kommt es, dass das
       untersuchte Gesamtportfolio der Fonds um knapp 8 Prozent CO2-intensiver
       wurde.
       
       Schon eine [4][Studie von 2021] zum Thema Greenwashing zeigte, dass sich
       herkömmliche Fonds nicht stark von angeblich nachhaltigen unterscheiden.
       Die Bürgerinitiative fordert deswegen eindeutigere Regeln dazu, was
       „nachhaltig“ ist.
       
       21 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.finanzwende-recherche.de/wp-content/uploads/Studie_Greenwashing-in-Zeiten-von-Ukrainekrieg-und-Energiekrise.pdf
   DIR [2] /Konzerne-und-ihre-Klimaversprechen/!5912463
   DIR [3] /Saudi-Aramco-wertvollstes-Unternehmen/!5854350
   DIR [4] https://www.finanzwende-recherche.de/wp-content/uploads/2021/12/Greenwashing_ESG_211129_mit-Cover_web.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tom Burggraf
       
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