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       # taz.de -- Eisschnellläuferin Lela Brooks: Autodidaktin auf dem Eis
       
       > Mit 17 Weltrekorden steht die Kanadierin Lela Brooks in den
       > Geschichtsbüchern des Eisschnelllaufs – dank eines eigenen Trainings- und
       > Ernährungsplans.
       
   IMG Bild: Männerwettbewerb bei Olympia 1932, einen Demonstrationswettbewerb der Frauen gab es erstmals auch
       
       Wie viele [1][Eisschnelllauf-Weltrekorde] die Kanadierin Lela Brooks
       während ihrer Karriere nun genau aufgestellt hat, ist unklar. Laut der
       Canadian Sports Hall of Fame sind es 17 gewesen, aber Leistungen von
       Sportpionierinnen wurden von den internationalen Verbänden nicht immer
       akribisch festgehalten. 1931 entschied beispielsweise die Internationale
       Eislauf-Vereinigung, IEV, nunmehr auch Rekorde von Frauen anzuerkennen.
       Allerdings nicht alle.
       
       Die Sowjetunion war damals nicht Mitglied, und entsprechend blieben die
       Leistungen sowjetischer Läuferinnen unberücksichtigt. Ebenso wie viele
       Rennen von amerikanischen und kanadischen Sportlerinnen, die aus
       finanziellen Gründen nicht in Europa starten konnten. Entsprechend
       unübersichtlich sehen die Rekord-Rekonstruktionsversuche aus, die von
       skatingbegeisterten Privatleuten im Internet veröffentlicht wurden.
       
       Die Eltern von Lela Brooks hatten sich beim Schlittschuhlaufen
       kennengelernt und ermunterten ihre Kinder später ausdrücklich zu
       sportlichen Aktivitäten. Lela, die am 7. Februar 1908 geboren wurde, erwies
       sich rasch als talentierte Skaterin und wurde erstes weibliches Mitglied
       des „Old Orchard Skating Club.“ Mit zwölf lief sie ihr erstes Rennen, das
       sie erst auf der Zielgeraden verlor. „Ich fand, dass ich ziemlich gut war“,
       sagte sie später in einem Interview. Fortan interessierte sich Lela
       hauptsächlich für den Sport und kaum für die Schule, wie der kanadische
       Autor Tom West schrieb.
       
       In ihrem Sport war Lela Brooks allerdings weitgehend auf sich selber
       gestellt. Sie hatte keinen Trainer und musste sich allein zum Üben
       motivieren. Spezielle Kleidung für die Rennen gab es nicht, für gute
       Schlittschuhe sorgte ihr Vater, der als Zahntechniker nicht schlecht
       verdiente. Das funktionierte offenkundig gut, mit 15 hatte sie schon
       mehrere kanadische Rekorde aufgestellt. Ende 1925 brach die 17-Jährige
       sechs Weltrekorde.
       
       ## Große Mengen Steaks
       
       Lela hielt sich strikt an ein selbst ausgedachtes Fitnessprogramm. Und
       führte ihre Erfolge unter anderem darauf zurück, dass sie vor den Rennen
       [2][große Mengen Steaks] aß. Dazu standen frisches Obst und Gemüse sowie
       Haferbrei auf ihrem Ernährungsplan. Sie ging früh zu Bett, und im Sommer
       hielt sie sich, genau wie fast hundert Jahre später ihre Kolleginnen und
       Kollegen, mit Radfahren fit.
       
       Lelas Renntaktik war simpel: Damals gab es nur Massenstarts, sie versuchte
       sofort an die Spitze zu gelangen und dort zu bleiben. Ende der zwanziger
       Jahre war Lela in Kanada ein regelrechter Sportstar geworden. Und konnte
       trotz strenger Amateurregeln zum ersten Mal vom Schlittschuhlaufen
       profitieren: 1928 bekam sie ein hellblaues Sport-Coupé geschenkt.
       Gleichwohl war es ihr finanziell unmöglich, außerhalb von Nordamerika an
       Rennen teilzunehmen.
       
       Bei den Olympischen Spielen 1928 in St. Moritz hätte sie allerdings ohnehin
       nicht starten dürfen, denn dort durften Frauen nur im Eiskunstlaufen
       antreten. [3][Bei den Spielen in Garmisch-Partenkirchen] 1936 fehlte sie,
       weil sie zu der Zeit einen Apotheker namens Ross Campbell heiratete. Lela
       Brooks starb 1990 mit 82 Jahren. Solange es ging, war sie Schlittschuh
       gelaufen – und hatte dabei regelmäßig Rennen gegen ihre zehn Enkel
       gewonnen.
       
       23 Feb 2023
       
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   DIR Elke Wittich
       
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