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       # taz.de -- UN-Resolution zum Ukrainekrieg: Kein großer Triumph
       
       > 141 Staaten fordern Russlands Abzug aus der Ukraine. Aber von einer
       > breiten internationalen Isolation Russlands kann weiterhin nicht die Rede
       > sein.
       
   IMG Bild: Die Auszählung der Abstimmungsergebnisse am 23. Februar
       
       Es mag als diplomatischer Erfolg des Westens gelten, dass erneut [1][eine
       große Mehrheit von 141 Staaten in der UN-Generalversammlung] einer
       Resolution zugestimmt hat, die den sofortigen Abzug der russischen Truppen
       aus dem gesamten Staatsgebiet der Ukraine verlangt. So mag sich etwa die
       deutsche Bundesregierung freuen, dass Brasilien mitgestimmt hat – [2][hatte
       doch Brasiliens Präsident Lula da Silva noch vor vier Wochen dem deutschen
       Bundeskanzler bei dessen Besuch eine klare Abfuhr erteilt], als der den
       Schulterschluss für die Ukraine vorschlug.
       
       Dennoch aber kann auch dieses Ergebnis nicht darüber hinwegtäuschen, dass
       von einer globalen Isolation Russlands nicht die Rede sein kann. China,
       Indien, Südafrika und 29 weitere Staaten enthielten sich, elf weitere
       stimmten gar nicht erst mit. Von den sieben Diktaturen, die dagegen
       stimmten, ganz zu schweigen.
       
       Aber auch von denen, die zugestimmt haben, sind längst nicht alle bereit,
       weitergehende Konsequenzen zu ziehen, um die Forderungen der Resolution
       auch durchzusetzen. Selbst Nato-Mitglied Türkei hat die
       Wirtschaftsbeziehungen zu Russland seit Kriegsbeginn eher ausgebaut.
       
       Das Gefühl, der 24. Februar 2022 teile die Weltgeschichte erneut in ein
       Vorher und ein Nachher und eröffne eine neue globale Auseinandersetzung
       zwischen Tyrannei und Völkerrecht, bei der die Nato auf der Seite des
       Rechts stünde, wird außerhalb Europas kaum geteilt. [3][Wie auch,
       angesichts historischer Erfahrungen, die mit dieser Erzählung schlicht
       nicht in Einklang zu bringen sind]?
       
       ## Positionierungs-Dilemma
       
       Offensichtlich scheint hingegen, dass eine Neuordnung der Beziehungen der
       großen Mächte mit offenem Ausgang begonnen hat. Das stürzt insbesondere die
       Länder des Globalen Südens in Positionierungs-Dilemmata – wer nicht von
       einer Seite abhängig sein will, pflegt seine Beziehungen auch zur anderen,
       wenn schon nicht militärisch, dann zumindest wirtschaftlich und politisch.
       Wer da aus Europa daherkommt und mit moralischer Verwerflichkeit angesichts
       des russischen Vernichtungskrieges gegen die Ukraine argumentiert, dürfte
       bestenfalls ein müdes Lächeln ernten.
       
       Die erneute Aufforderung der UN-Generalversammlung an Russland, seine
       Truppen zurückzuziehen und die Angriffe einzustellen, ist insofern sicher
       besser, als wenn es sie nicht gegeben hätte. Ein großer Triumph allerdings
       ist sie nicht, den Frieden bringt sie erst recht nicht. Gestorben wird
       weiter – übrigens nicht nur in der Ukraine.
       
       24 Feb 2023
       
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   DIR Bernd Pickert
       
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