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       # taz.de -- Falschmeldung der „Bild“-Zeitung: Habeck kostet uns keine Billion
       
       > Kosten die Pläne des grünen Vizekanzlers zum Austausch alter Heizungen
       > 1.000 Milliarden Euro, wie die Boulevard-Zeitung behauptet? Ein
       > Faktencheck.
       
   IMG Bild: Eine ausgebaute Gastherme liegt auf einem Grundstück
       
       Berlin taz | Die Schlagzeile hat es in sich. „Institut warnt: Habecks
       Wohn-Hammer kostet uns 1.000 Milliarden“, [1][schreibt die Bild-Zeitung am
       Freitag]. Im dazugehörigen Text geht es um die geplante Reform des
       Gebäudeenergiegesetzes. Ein Entwurf des Wirtschaftsministers, der Ende
       Februar publik wurde, [2][sieht ab 2024 abgestufte Verbote] für Öl- und
       Gasheizungen vor. Ab 2045 sollen dann alle Heizungen mit erneuerbaren
       Energien betrieben werden.
       
       Welche Umbaukosten auf Mieter*innen und Eigentümer*innen zukommen,
       fragt die Bild nun in ihrem Text – und verweist in der Antwort auf Manuel
       Frondel vom Essener Wirtschaftsinstitut RWI. Er habe nachgerechnet und
       komme „auf Kosten von einer Billion Euro (1.000 Milliarden)“.
       
       Das RWI und Frondel distanzieren sich auf taz-Anfrage allerdings von der
       Zahl. Laut einer Institutssprecherin hat der Ökonom die 1.000 Milliarden
       zwar in einem längeren Hintergrundgespräch mit Jan Schäfer – Autor des
       Textes und Mitglied der Bild-Chefredaktion – genannt.
       
       Er habe die Zahl aber mit Einschränkungen versehen: Es gehe nur um eine
       „grobe Überschlagsschätzung der Bruttokosten, wenn bis 2045 sämtliche Öl-
       und Gasheizungen in Deutschland ausgetauscht und durch Wärmepumpen ersetzt
       werden (müssen) und dabei im Altbau noch Kosten für zusätzliche Dämmung
       entstehen“.
       
       Nicht berücksichtigt sei bei der Bruttozahl zum Beispiel, dass viele alte
       Heizungen bis 2045 ohnehin kaputt gehen und ersetzt werden müssen. Bei
       einer gewöhnlichen Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren gilt das
       voraussichtlich für einen Großteil der heute im Einsatz befindlichen Öl-
       und Gasheizungen.
       
       ## Kosten auch ohne Gesetz
       
       Dürften sie weiterhin durch rein fossil betriebene Heizkessel ersetzt
       werden, wäre das bei den aktuellen Preisen zwar [3][günstiger als der
       Einbau einer elektrisch betriebenen Wärmepumpe]. Umsonst gäbe es eine neue
       Öl-Heizung aber natürlich auch nicht. Ein Teil der von Frondel geschätzten
       1.000 Milliarden Euro fiele also auch ohne neues Gesetz an.
       
       „Die genannte Zahl war nicht zur Veröffentlichung gedacht (und wäre von uns
       auch nicht kommuniziert worden)“, schreibt die RWI-Sprecherin der taz. „Vor
       allem nicht, ohne die Einschränkungen zu benennen, auf die Herr Frondel im
       Gespräch hingewiesen hat.“
       
       Unklar bleiben bis auf Weiteres allerdings die tatsächlichen Kosten der
       neuen Vorschriften. Habecks Wirtschaftsministerium macht dazu bislang keine
       Angaben. In seinem Gesetzesentwurf steht in der Rubrik „Erfüllungsaufwand
       für Bürgerinnen und Bürger“ nur: „wird nachgereicht“.
       
       10 Mar 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/institut-warnt-habecks-wohn-hammer-kostet-uns-1000-milliarden-euro-83154070.bild.html
   DIR [2] /Verbot-von-Gas--und-Oelheizungen/!5915990
   DIR [3] /Verbot-neuer-Oel--und-Gasheizungen/!5917494
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Schulze
       
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