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       # taz.de -- US-Banken in Schieflage: Die Sorgen nach der Pleite
       
       > Zwei US-Banken geraten in Turbulenzen – prompt geht die Angst vor einer
       > neuen Finanzkrise um. Auch die Bafin reagiert. Doch dieser Fall ist
       > anders.
       
   IMG Bild: Vor der Silicon Valley Bank in Santa Clara, Kalifornien am Samstag
       
       Berlin dpa/rtr/taz | Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW)
       rechnet nach der [1][Pleite der Silicon Valley Bank (SVB)] in den USA nicht
       mit einer neuen globalen [2][Finanzkrise]. „Das Geschäftsmodell der SVB ist
       als Start-up-Financier ein sehr spezielles“, sagte der Leiter des
       ZEW-Forschungsbereichs Unternehmensbesteuerung und Öffentliche
       Finanzwirtschaft, Friedrich Heinemann, am Montag der Nachrichtenagentur
       Reuters. „Insofern rechne ich nicht mit einer Ausweitung in Richtung einer
       Finanzkrise.“
       
       Ende vergangener Woche hatte der größte Kollaps eines Geldhauses seit der
       Finanzkrise 2008 weltweit Schockwellen an den Börsen ausgelöst. Am Sonntag
       hatten US-Regulierer mit der in New York ansässigen Signature Bank ein
       zweites Finanzinstitut geschlossen. Die US-Regierung versicherte am
       Wochenende den SVB-Kund:innen, sie könnten bereits am Montag auf ihr Geld
       zugreifen.
       
       Auch bei der Signature Bank sollen die Einlagen abgesichert sein. Die
       Behörden hatten das Wochenende über versucht, einen Käufer für die SVB zu
       finden. Am Montag erklärte die britische Großbank HSBC, sie wolle die
       britische Tochter der SVB übernehmen.
       
       Die Sorgen sind groß, obwohl die Bank nicht gerade ein Schwergewicht der
       Branche ist. Gemessen an der Bilanzsumme ist sie nicht einmal ein Zehntel
       so groß wie die größte US-Bank, JP Morgan Chase. Aber ihr Portfolio macht
       das 1983 gegründete Institut bedeutsam: Analog zum Namen ist sie die
       Hausbank der Start-up-Branche. Dem Wirtschaftsportal Bloomberg zufolge
       zählte sie die Hälfte der US-Start-ups zu ihren Kunden: [3][„Die SVB ist
       nicht nur eine Bank – sie tätigt auch Kapitalbeteiligungen, fördert
       Dienstleistungen von Start-ups und sponsert aufwendige Branchenpartys.“]
       
       Die jungen Unternehmen zahlen bei der Bank ihr bei den Investor:innen
       eingesammeltes Kapital ein, um es nach und nach abzurufen. Würden diese
       Einlagen nun wegbrechen, könnten zahlreiche Start-ups in
       Zahlungsschwierigkeiten geraten. Für die US-Techbranche, die sich ihrer
       Innovationsfähigkeit rühmt, wäre das ein deutlicher Rückschlag.
       
       In Deutschland hat die Finanzaufsicht Bafin verfügt, dass die hiesige
       Zweigstelle für den Kundenverkehr zu schließen ist. Außerdem hat die
       Behörde ein Veräußerungs- und Zahlungsverbot erlassen, um die Gefahr für
       die Gläubiger zu senken. Da die Zweigstelle kein Einlagengeschäft betreibe,
       ergäben sich aber keine Auswirkungen auf die hiesige Einlagensicherung.
       „Die Silicon Valley Bank Germany Branche hat keine systemische Relevanz“,
       so die Behörde.
       
       Der Finanzkrisenstab der Bundesbank sollte noch am Montag zusammenkommen,
       um über mögliche Auswirkungen des SVB-Kollapses zu beraten. Expert:innen
       gehen jedoch davon aus, dass die Auswirkungen über die USA hinaus gering
       sind: „Die SVB gefährdet nicht den internationalen Kapitalmarkt. Ihr
       Klumpenrisiko aus der Start-up-Finanzierung ist untypisch für den
       Bankensektor“, sagte der Präsident des Bayerischen Finanzzentrums der dpa.
       Die Banken in Deutschland seien dank Eigenkapitalpuffern und anderen
       Geschäftsmodellen stabil aufgestellt. Auch Rainhard Schmidt von der
       Goethe-Universität in Frankfurt/Main sieht kein „Systemrisiko“.
       
       Auswirkungen wird es aber wohl auf die Zinspolitik in den USA geben. „Die
       straffen Zinserhöhungen der Fed haben offenbar zu Stress in den
       US-Bankbilanzen geführt“, heißt es in einer Analyse der
       Commerzbank-Ökonomen Bernd Weidensteiner und Christoph Balz. Statt der
       erwarteten Anhebung des Leitzinses um einen halben Prozentpunkt könnte die
       Notenbank stattdessen künftig nur um einen Viertelpunkt nach oben gehen.
       
       13 Mar 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.svb.com/
   DIR [2] /Schwerpunkt-Finanzkrise/!t5009668
   DIR [3] https://www.bloomberg.com/news/newsletters/2023-03-10/silicon-valley-bank-what-s-going-on
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Svenja Bergt
       
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