URI: 
       # taz.de -- Kino-Film „65“ mit Adam Driver: Weltraummission in der Kreidezeit
       
       > Früher war eben nicht alles besser: Adam Driver muss sich in „65“ als
       > Außerirdischer gegen Dinosaurier und größeres Ungemach auf der Erde
       > behaupten.
       
   IMG Bild: Adam Driver und Ariana Greenblatt als Außerirdische mit menschlichem Antlitz in „65“
       
       Mills ist ein Mann noch in jungen Jahren, doch schon einigermaßen
       verzweifelt. Seine Tochter Nevine ist krank, für die Behandlungskosten muss
       er Sonderschichten einlegen. Mills ist Pilot. Seine Einsätze dauern dabei
       etwas länger. Zwei Jahre lang soll er für seinen aktuellen Auftrag durch
       die Gegend fliegen, danach darf er zurück zu seiner Familie. Mit dieser
       Situation eröffnet der Spielfilm „65“ von Scott Beck und Bryan Woods.
       
       So weit, so normal. Bloß dass Mills Raumschiffe fliegt und sein
       Heimatplanet nicht die Erde ist, sondern ein Gebilde, das der Erde recht
       ähnlich sieht, dafür aber Felsformationen als optische Attraktion bietet,
       deren geschwungene Formen gigantischen Wellenbrechern nachempfunden zu sein
       scheinen. Mills fliegt los, alles läuft nach Plan.
       
       Bis ein unvorhergesehener Meteoritenschwarm auf sein Schiff einprasselt und
       es heftig beschädigt. Er muss auf dem nächsten Planeten notlanden, was nur
       mit Mühe gelingt, denn noch auf dem Weg zum Boden bricht der Flugkörper
       entzwei und [1][die Mannschaft, die bis dahin im Kryoschlaf überwintert
       hat], wird zu Boden geschmettert.
       
       Fortan sieht sich Mills auf sich selbst gestellt. Fast jedenfalls. Von der
       Mannschaft hat außer ihm ein Mädchen überlebt, Koa (Ariana Greenblatt).
       Dann entdeckt er auf einem Berg in der Nähe den Rest des Raumschiffs mit
       der Notkapsel, die sie zurück ins All bringen kann. Bloß, dass auf dem Weg
       dorthin gefährliche Aliens lauern. Sie sehen aus wie Reptilien, sind jedoch
       weit größer. Denn die Bruchlandung führte die zwei Gestrandeten auf die
       Erde. Vor 65 Millionen Jahren.
       
       ## Was geschah vor 65 Millionen Jahren?
       
       Diese Idee und die Besetzung von Mills mit dem [2][Hollywoodstar Adam
       Driver] reicht dem US-amerikanischen Duo Scott Beck und Bryan Woods für
       ihre jüngste gemeinsame Regiearbeit. Zuvor hatten sie insbesondere als
       Drehbuchautoren mit dem Horrorfilm „A Quiet Place“ einigen Erfolg. In der
       Science-Fiction-Geschichte bekommt die Erde Besuch von Wesen, die nicht
       sehen, dafür aber mit ihrem Hörsinn potenzielle Opfer orten können. Leise
       sein wird für die Menschen so zur Frage des Überlebens.
       
       In „65“ ist die Erde ganz normal, und die Außerirdischen sehen aus wie
       Menschen. Diese müssen sich vor den gefräßigen Erdenbewohnern in Sicherheit
       bringen, zur Selbstverteidigung und für die nötigen Actioneffekte ist Mills
       mit einem Gewehr und kleinen Kugelbomben ausgestattet. Mit diesen Mitteln
       und einer Art Hightech-Navigationsgerät geht es Richtung Berg. Um ausgiebig
       die unbekannte Welt zu erkunden, wie Koa es zaghaft versucht, hat Mills
       keine Zeit. Womit er am Ende sogar richtig liegt.
       
       Preisfrage: Was geschah vor 65 Millionen Jahren, mit durchaus
       erdverändernder Tragweite? Zugegeben, die Idee, Adam Driver an der Seite
       der Jungdarstellerin Ariana Greenblatt zu zeigen, wie sie sich durch die
       vorgeschichtliche Wildnis schlagen, hat ihren Reiz. Die Landschaften sind
       urwaldmäßig pittoresk und die Dinosaurier ordentlich animiert. Wer das als
       Grund zum Kinobesuch ausreichend findet und sich von den gelegentlichen
       Schreckmomenten, die so eine Saurierattacke verursacht, zur Genüge
       unterhalten sieht, dürfte die anderthalb Stunden, die „65“ beansprucht,
       nicht zu lang finden.
       
       Viel mehr darf man aber auch nicht erwarten. Driver und Greenblatt bewegen
       sich recht wortkarg durch ihr Abenteuer, allzu bemerkenswerte Dinge sagen
       sie, wenn sie sprechen, eher nicht. Gegen die Urviecher und die unwirtliche
       Natur behaupten sich Driver und Greenblatt dafür mit umso mehr
       Körpereinsatz. Was nicht ganz frei von Komik ist. Wenn Mills in einer Szene
       beinah in einem Sumpf versinkt und mit reichlich Krümelkram am Körper
       wieder daraus hervorkrabbelt, erinnert das stark an das beliebte
       Fernsehformat „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“.
       
       13 Mar 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Science-Fiction-Film-Passengers/!5370518
   DIR [2] /Modekrimi-House-of-Gucci-im-Kino/!5815901
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tim Caspar Boehme
       
       ## TAGS
       
   DIR Film
   DIR Actionfilm
   DIR Science-Fiction
   DIR Außerirdische
   DIR Dinosaurier
   DIR Science-Fiction
   DIR Oscars
   DIR Spielfilm
   DIR Spielfilm
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Science-Fiction „Dune – Part 2“: Die Mähne des Propheten
       
       Wie ein Best-of-Sci-Fi wirkt „Dune – Part 2“ des kanadischen Regisseur
       Denis Villeneuve. Seine Romanverfilmung bietet reichlich spektakuläre
       Bilder.
       
   DIR 95. Oscar-Verleihung: Migration und Krieg
       
       Sieben Preise erhielt die Komödie „Everything Everywhere All at Once“. Der
       deutsche Kriegsfilm „Im Westen nichts Neues“ gewann in vier Kategorien.
       
   DIR Steven Spielbergs Film „Die Fabelmans“: Sie nannten ihn „Bagelman“
       
       Steven Spielberg wagt sich in „Die Fabelmans“ an die eigene
       Familiengeschichte. Sein Alterswerk ist klassisch erzählt, politisch aber
       noch sehr wach.
       
   DIR „Tár“ mit Cate Blanchett: Sag, was fühlst du?
       
       In „Tár“ lässt Regisseur Todd Field seine Hauptdarstellerin Cate Blanchett
       als Dirigentin eine komplexe Figur ausleben. Man sieht ihr gern dabei zu.