# taz.de -- Neuer Landesvorsitz din Niedersachsen: Friedenssuche bei der Linken
> Die niedersächsische Linke hat Franziska Junker und Thorben Peters zu
> ihren neuen Vorsitzenden gewählt. Sie übernehmen eine arg gebeutelte
> Partei.
IMG Bild: Freude über das Ergebnis: Franziska Junker (Mitte), rechts neben ihr Co-Vorsitzender Thorben Peters
Hannover taz | Friede, Freude, Neuanfang lautet die Mission, mit der in der
niedersächsischen Linken künftig Franziska Junker und Thorben Peter als
Landesvorsitzende betraut sind.
Sie übernehmen eine Partei, die arg gebeutelt ist – durch [1][das schlechte
Abschneiden bei der Landtagswahl], wo sie es erneut nicht über die
5-Prozent-Hürde schaffte, aber auch durch lang anhaltende innerparteiliche
Konflikte, nicht erst seit dem Abgang des langjährigen Übervaters Diether
Dehm.
Mit dem Prockeln in alten Wunden wollen sich beide nicht weiter aufhalten:
Kein Wort [2][zum möglichen Parteiausschluss Dehms], „das Verfahren läuft
ja noch“. Auch andere Anwürfe aus den Delegiertenreihen, die von Mobbing
und schlechtem Umgang miteinander sprachen, wurden von der Parteitagsregie
rigoros abmoderiert. Schluss mit dem Lagerdenken, nach vorne schauen, sich
auf die Kernbotschaften konzentrieren, lautet die Parole.
Dafür stehen die beiden neuen Vorsitzenden auch mit ihren
Erwerbsbiographien: Franziska Junker aus Leer bezeichnet sich selbst als
„Hafenarbeiterin“, ist aber schon seit Jahren freigestellte Betriebsrätin
und erfahrene Gewerkschafterin.
## Unterstützung durch vier Vertrauenspersonen
Thorben Peters aus Lüneburg ist Sozialarbeiter und aktuell Leiter der
„Herberge Plus“, einer Obdachlosenunterkunft der Diakonie. Mit Konflikten
umgehen zu müssen, dürften also beide gelernt haben. Dass soziale Fragen
und die Verankerung im vorpolitischen Raum ihnen am Herzen liegen, glaubt
man auch sofort.
Innerparteilich werden sie dabei künftig von vier Vertrauenspersonen
unterstützt, an die man sich in Fällen von Diskriminierung, Mobbing oder
sexueller Belästigung wenden kann – eine Reaktion auf [3][die verunglückte
Aufarbeitung von Me-too-Fällen] innerhalb anderer Landesverbände der
Partei, mit der Niedersachsen allerdings ziemlich spät dran ist.
Aber die beiden neuen Vorsitzenden möchten sich ja ohnehin lieber den
Problemen da draußen widmen. Neben den sozialen Fragen gehört in ihren
Augen das Friedensthema zum Wesenskern der Partei. Zu [4][Sahra Wagenknecht
und ihrem Manifest für Frieden] halten sie aber vorsichtig Distanz.
„Viele Parteimitglieder fühlen sich da wahnsinnig unter Druck, weil jeder
der gegen Waffenlieferungen ist, gleich als Russland-Versteher und
Putin-Freund verunglimpft wird“, sagte Thorben Peters am Rande des
Parteitages am Wochenende.
## Uneins zu Rußlands Krieg
[5][Die Partei habe in Wirklichkeit kluge und differenzierte Positionen
erarbeitet], aber das dringe in der polarisierten öffentlichen Debatte ja
kaum durch, beklagte er außerdem. So ganz einig ist man sich da allerdings
auch nicht: Im Leitantrag, der auf dem Parteitag verabschiedet wurde, war
zunächst nur von einem Drängen auf eine Verhandlungslösung die Rede.
Erst in einem Änderungsantrag – an dem Thorben Peters mitgeschrieben hat –
fand der Angriffskrieg Putins, das Existenzrecht der Ukraine und ein
russischer Truppenabzug als Vorbedingung für Verhandlungen Erwähnung. Das
blieb nicht unwidersprochen: Wenn man solche Vorbedingungen aufstelle,
könne man das Verhandeln auch gleich sein lassen, hieß es von einigen
Genoss*innen. Am Ende blieben sie mit dieser Meinung aber in der
Minderheit.
18 Mar 2023
## LINKS
DIR [1] /Landtagswahl-in-Niedersachsen/!t5359125
DIR [2] /Kein-Parteiauschluss-fuer-Diether-Dehm/!5921099
DIR [3] /metoo-Vorwuerfe-bei-der-Linken/!5851222
DIR [4] /Petition-von-Wagenknecht-und-Schwarzer/!5915002
DIR [5] https://www.die-linke.de/themen/frieden/ukraine-krieg/
## AUTOREN
DIR Nadine Conti
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