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       # taz.de -- Nach den Wahlen in Nigeria: Streit um die Wahlergebnisse
       
       > Alle drei wichtigen Parteien in Nigeria sehen sich als Sieger der
       > Präsidentschaftswahl. Gegen die Wahlkommission werden Vorwürfe erhoben.
       
   IMG Bild: Angst vor Gewalt nach der Wahl: Soldaten auf Patrouille in Lagos, Montag
       
       Abuja taz | Nigerias Wahl steuert auf ein spannendes Finale zu, nachdem
       alle wichtigen Präsidentschaftskandidaten den Sieg beanspruchen,
       Oppositionsvertreter der Wahlkommission INEC Betrug vorwerfen und das
       zentrale Auszählungszentrum aus Protest verlassen haben.
       
       Sowohl die Regierungspartei [1][APC (All Progressives Congress)], die
       wichtigste Oppositionspartei [2][PDP (People's Democratic Party)] und die
       neu aufgestiegene [3][LP (Labour Party)] beanspruchten am Montag den Sieg
       im Rennen um die Nachfolge des scheidenden Präsidenten Muhammadu Buhari.
       Jede der drei Parteien verzeichnet Erfolge in unterschiedlichen
       Bundesstaaten.
       
       Die PDP warf nun der [4][Wahlkommission INEC] vor, die Ergebnisse zugunsten
       des APC zu verfälschen. Dies sei „alarmierend“ und INEC müsse die
       Veröffentlichung von Teilergebnissen unverzüglich einstellen.
       
       Am Sonntag hatte INEC den Zusammenbruch seines [5][Webportals] gemeldet,
       auf dem die Teilergebnisse der 176.846 Wahlzentren landesweit hochgeladen
       werden. Manche Ergebnisse werden stattdessen nun in der INEC-Zentrale in
       der Hauptstadt Abuja verkündet. Als Wahlhelfer der PDP und der LP
       feststellten, dass diese Ergebnisse nicht auf dem Portal standen, nachdem
       dieses wieder lief, verließen sie die Zentrale aus Protest.
       
       Dies wiederum hat den APC erzürnt, der sich als Wahlsieger sieht. Die
       Protestaktion der Opposition sei „Quatsch“, sagte APC-Wahlkampfleiter
       Festus Keyamo. Die Oppositionsparteien wollten bloß von ihrer Niederlage
       ablenken.
       
       „Wir wissen, dass wir diese Wahl gewinnen werden“, erklärte APC-Publizist
       Femi Fani-Kayode. „Wir machen keinen Lärm. Alle sollen cool und ruhig
       bleiben während wir auf den Sieg zusteuern.“ Die Opposition, behauptete er,
       wolle Nigeria unregierbar machen. „Sobald das Ergebnis verkündet ist,
       lassen wir uns nicht einschüchtern. Wir werden die Wahl verteidigen. Wir
       werden dieses Mandat schützen“, warnte Fani-Kayode.
       
       Zu den Teilergebnissen gehört, dass Peter Obi, der bei der Jugend
       beliebteste Präsidentschaftskandidat der LP, Nigerias größte Stadt Lagos
       gewonnen hat, obwohl der Präsidentschaftskandidat des regierenden APC der
       ehemalige Gouverneur von Lagos ist, Bola Ahmed Tinubu. Obi holte im
       Bundesstaat Lagos 582.454 Stimmen gegen 572.606 für Tinubu und 75.750 für
       den PDP-Kandidaten Atiku Abubakar.
       
       Jugendliche stellen die Mehrheit der 219 Millionen Einwohner Nigerias und
       über die Hälfte der 93,5 Millionen registrierten Wähler. Obi hat auch die
       Hauptstadt Abuja gewonnen sowie eine Reihe von Bundesstaaten im Südosten
       des Landes. Nigeria hat 36 Bundesstaaten.
       
       Aus Lagos wurden nach Bekanntwerden dieser Ergebnisse einzelne ethnische
       Gewaltakte gemeldet. Exgouverneur Tinubu erkannte seine Niederlage dort an
       und rief zur Ruhe auf. „Dass APC Lagos knapp verloren hat, sollte kein
       Grund für Gewalt sein“, sagte der APC-Spitzenkandidat. „Als Demokrat
       gewinnt man hier und verliert dort.“
       
       Die LP glaubt nun an ihren Wahlsieg und verlangt ebenso wie die PDP den
       Stopp der Teilergebnisverkündung durch die Wahlkommission, der sie nicht
       traut. Expräsident Olusegun Obasanjo, der erste gewählte Präsident Nigerias
       nach dem Ende der Militärherrschaft 1999, der damals zur PDP gehörte und
       heute Peter Obi unterstützt, hat [6][eine Teilannullierung der Wahl
       gefordert], da es Unregelmäßigkeiten bei der Ergebnisübertragung gebe.
       
       „Wir müssen dieses Land nicht bewusst oder unbewusst mit der Gier,
       Verantwortungslosigkeit und Untreue jener, die angeblich INEC-Offizielle
       schmieren, und jener, die das Blutgeld entgegennehmen, in Brand stecken“,
       erklärte der 85jährige Expräsident.
       
       28 Feb 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://apc.com.ng/
   DIR [2] https://peoplesdemocraticparty.com.ng/
   DIR [3] https://labourparty.com.ng/
   DIR [4] https://www.inecnigeria.org/
   DIR [5] https://www.inecelectionresults.ng/pres/elections/63f8f25b594e164f8146a213?type=pres
   DIR [6] https://twitter.com/Oolusegun_obj/status/1630284788484513793
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Emeka Okonkwo
       
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