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       # taz.de -- College-Basketball in Amerika: Üblicher März-Wahnsinn
       
       > Die College-Meisterschaft im Basketball hält die USA in Atem. Die
       > Spannung lässt vergessen, wie viele Skandale der Sport zuletzt produziert
       > hat.
       
   IMG Bild: Joe Munden von den Fairleigh Dickinson Knights trifft gegen Florida Atlantic Owls
       
       Und dann brach der alljährliche Wahnsinn doch wieder aus. Alle Jahre wieder
       wird der [1][College Basketball] beerdigt. Und alle Jahre wieder werden all
       die Skandale verdrängt, der März kommt und mit ihm das K.-o-Turnier der 68
       besten College-Mannschaften um die [2][Meisterschaft], und alle schalten
       wieder ein, um zu sehen, wie ein krasser Außenseiter vielleicht eine der
       etablierten College-Mannschaften aus dem Turnier wirft.
       
       So wie am vergangenen Wochenende, als die Farleigh Dickinson Knights die
       Perdue Boilermakers besiegten. Das im Durchschnitt kleinste Team gewann
       63:58 gegen eine Mannschaft um den 2,24 Meter großen Zack Edey, der als
       künftiger NBA-Profi gilt. Das ganze Spiel lang flitzten die Aufbauspieler
       der Knights um den plötzlich sehr tapsig wirkenden Riesen herum, und nach
       dem Sieg weinte der überwältigte Trainer Tobin Anderson vor laufender
       Kamera. Zwei Tage später waren die Farleigh Dickinson Knights zwar
       ausgeschieden, aber sie hatten College-Basketball-Geschichte geschrieben –
       und einen schon jetzt legendären David-gegen-Goliath-Moment geschaffen.
       
       Angesichts solcher Augenblicke ist schon wieder vergessen, dass diese
       Saison bislang vor allem aufgezeigt hat, woran der College-Basketball
       krankt. Dass das sportliche Niveau überschaubar ist, weil längst nicht mehr
       alle großen Talente im College spielen, daran hat man sich gewöhnt. Auch,
       dass Trainer mit illegalen Methoden versuchen, gute Spieler in ihre
       Mannschaft zu holen, kommt immer wieder vor. Aber so viele Skandale wie
       zuletzt gab es noch nie.
       
       Chris Beard, der Trainer der Texas Longhorns, wurde im Januar gefeuert,
       nachdem er wegen häuslicher Gewalt verhaftet worden war. Seine Verlobte
       erzählte der Polizei, der 50-Jährige, der noch 2019 zum Trainer des Jahres
       gewählt worden war, solle sie stranguliert, gebissen und geschlagen haben,
       zog dann aber später ihre Anzeige zurück und behauptete, Beard habe sich
       nur selbst verteidigt. Der hat trotz dieser abstrusen Geschichte schon
       wieder einen neuen Job bei der University of Mississippi.
       
       An der New Mexico State University wurde im Februar gleich das ganze
       Basketball-Programm suspendiert, als bekannt wurde, dass dort eine System
       aus Demütigungen, Herabsetzungen und Mobbing herrscht. Der gesamte
       Trainerstab wurde nach Hause geschickt, alle Spiele abgesagt – wie es
       weitergeht, ist unklar. Schon im November war ein Spieler der New Mexico
       State Aggies in eine Schießerei verwickelt.
       
       ## Schießerei mit NBA-Hoffnung
       
       Eine Schießerei mit drei Toten und fünf Verletzten war es, die die Michigan
       State University im Februar in Schock versetzte. Der Campus musste
       abgeriegelt werden, bis der Attentäter von der Polizei gefunden werden
       konnte und sich selbst erschoss. Der Universitätsbetrieb wurde für eine
       Woche ausgesetzt, seitdem sind die Spiele der Spartans, deren
       Achtelfinalspiel gegen Kansas State für Donnerstag angesetzt ist, wichtig,
       um zu einer gewissen Form von Normalität zurückzukehren.
       
       Davon ist die Alabama Crimson Tide noch weit entfernt. Die Mannschaft der
       University of Alabama ist einer der verbliebenen Topfavoriten, aber der
       beste Spieler spielt auf Abruf. Mitte Januar kam es nahe dem Campus zu
       einer Schießerei, bei der eine 23-Jährige ums Leben kam. Verhaftet wurde
       ein Spieler der Crimson Tide, aber noch größere Schlagzeilen machte es, als
       herauskam, wer dem Täter die Waffe gab: der bis dahin als überragendes
       Talent geltende Brandon Miller, der die körperlichen Voraussetzungen für
       eine große NBA-Karriere mitbringt.
       
       Zwar hat die Polizei die Anschuldigungen gegen den 20-Jährigen fallen
       lassen, doch völlig ist Millers Rolle nicht aufgeklärt. Aber sollte er am
       Freitag gegen San Diego State den entscheidenden Korb erzielen, wird auch
       in Alabama wieder der Wahnsinn ausbrechen – und vieles vergessen sein.
       
       22 Mar 2023
       
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