# taz.de -- Aufklärung von sexualisiertem Missbrauch: Es liegt jetzt an der Kirche
> Für die Münchner Justiz ist der Missbrauch in der katholischen Kirche
> abgehakt. Jetzt muss es an die Ursachen gehen: an klerikale
> Machtstrukturen.
IMG Bild: Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg auf dem Weg zur Synodalversammlung
Die Staatsanwaltschaft München hat die Ermittlungen zum
Missbrauchsgutachten eingestellt. Das darf für die katholische Kirche aber
keinerlei Pause in Sachen Aufklärung über sexuelle Gewalt bedeuten. Jeder
Bischof und andere Entscheidungsträger*innen in der Kirche tragen
diese immense Verantwortung: Entschieden daran zu arbeiten, dass sich das
System Kirche, das den Missbrauch möglich macht, ändert.
Eine Chance, den Willen dazu zu zeigen, hatten die Bischöfe [1][bei der
letzten Synodalversammlung]. Sie scheiterten krachend. Wehe, ihr rüttelt
[2][an unserer Macht,] war das Signal aus den Reihen einiger Bischöfe. Von
[3][einem „Ohnmachtsgefühl“ sprachen] danach junge Engagierte in der
Kirche.
[4][Studien zeigen], dass klerikale Macht Missbrauch begünstigt. Anstatt
dies ändern zu wollen, erpressten die Bischöfe die Lai*innen: Hätte die
Synodalversammlung die weitgreifenden Änderungswünsche der
Bischofskonferenz an den Reformtexten nicht angenommen, hätten die Bischöfe
sie komplett durchfallen lassen. In den späteren Abstimmungsergebnissen
zeigte sich: Es gibt konservative Hardliner unter den Bischöfen, einige
davon kommen aus Bistümern in Bayern. Der Bischof von Regensburg, der
Bischof von Passau und der Bischof Eichstätt stimmten etwa gegen den Text
„Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“. Zuvor hatten Frauen in
Redebeiträgen klargemacht, dass sich viele Betroffene sexualisierter Gewalt
mehr weibliche Ansprechpersonen wünschen.
Es ist ein Armutszeugnis, dass Betroffene sexualisierter Gewalt in der
Versammlung [5][nicht als stimmberechtigte Mitglieder] dabei waren – die
katholische Kirche will wegen der vielen Missbrauchsfälle einen
Reformprozess anstoßen und schließt die Menschen aus, die unbequeme
Wahrheiten sagen könnten. Die Aufzählung der Punkte, die schlecht laufen
bei der Erneuerung der katholischen Kirche, kann man noch lange
weiterführen.
Klar ist: Es kann noch so oft beteuert werden, dass Missbrauch in der
Zukunft verhindert werden soll und das Leid der Opfer [6][ernst genommen
werde]. Solange nur wenige Taten folgen, bleiben das nur hohle Worte.
21 Mar 2023
## LINKS
DIR [1] /Reformprozess-in-der-katholischen-Kirche/!5921177
DIR [2] /Mitglied-ueber-Synodalversammlung/!5921251
DIR [3] /Reformprozess-in-der-Katholischen-Kirche/!5918595
DIR [4] /Studie-zu-Missbrauch-im-Bistum-Essen/!5915325
DIR [5] /Missbrauch-in-der-katholischen-Kirche/!5906324
DIR [6] /Missbrauch-in-der-katholischen-Kirche/!5913438
## AUTOREN
DIR Linda Gerner
## TAGS
DIR Katholische Kirche
DIR Sexualisierte Gewalt
DIR Synodaler Weg
DIR sexueller Missbrauch
DIR Katholische Bischöfe
DIR Machtmissbrauch
DIR Katholische Kirche
DIR Missbrauchsbeauftragter
DIR Katholische Kirche
DIR Synodaler Weg
DIR Synodaler Weg
DIR Katholische Kirche
DIR Kindesmissbrauch
DIR Katholische Kirche
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Schmerzensgeld vom Erzbistum: 300.000 Euro für Missbrauchsopfer
Eine solche Gerichtsentscheidung gab es noch nie: Das Erzbistum Köln muss
einem Missbrauchsbetroffenen 300.000 Euro Schmerzensgeld zahlen.
DIR Missbrauchsgutachten im Bistum Freiburg: Jahrelange Vertuschung
Eine externe Kommission hat den sexualisierten Missbrauch im Erzbistum
Freiburg analysiert. Auch gegen zwei ehemalige Bischöfe gibt es Vorwürfe.
DIR Initiative #OutinChurch: Post für den Papst
#OutinChurch fordert Rom auf, die Diskriminierung von queeren Menschen in
der katholischen Kirche zu beenden. Eine Antwort steht aus.
DIR Rücktritt von Bischof Bode: Den Anfang gemacht
Der Papst hat das Rücktrittsgesuch des Osnabrücker Bischofs Franz-Josef
Bode angenommen. Der Vorgang sollte für andere Bischöfe zum Vorbild werden.
DIR Rücktritt von Bischof Franz-Josef Bode: Verantwortlich gehen
Papst Franziskus hat dem Rücktrittsgesuch des Osnabrücker Bischofs
Franz-Josef Bode zugestimmt. Dieser räumt Fehler im Umgang mit
Missbrauchstätern ein.
DIR Reformprozess in der katholischen Kirche: Vorhang zu – oder auf für Reformen?
Bei der vorerst letzten Synodalversammlung wurden zwar Reformtexte
verabschiedet. Vielen Mitgliedern gehen sie aber nicht weit genug.
DIR Studie zu Missbrauch im Bistum Essen: Unbequeme Worte Betroffener
Bei der Vorstellung einer Studie zu sexualisierter Gewalt im Ruhrbistum
sprechen endlich auch Betroffene. Die Diözese will Prävention priorisieren.
DIR Missbrauch in der katholischen Kirche: Nicht mehr als eine Entschuldigung
Ein Jahr nach dem Missbrauchsgutachten ziehen Kardinal Marx und das
Erzbistum München Bilanz. Von sexueller Gewalt Betroffene kommen nicht zu
Wort.