# taz.de -- Corona in Ostdeutschland: Nicht krisentauglich
> Die Pandemie zeigte, wie fatal mangelndes Vertrauen in die Politik sein
> kann. In Ostdeutschland hat eine Minderheit das Leben aller
> verschlechtert.
IMG Bild: Eine der vielen Demonstrationen gegen Corona -Maßnahmen im Mai 2021
Drei Jahre nach dem ersten Lockdown ist es verständlich, dass viele einen
Schlussstrich unter alle Corona-Debatten ziehen wollen. Doch die Pandemie
hat uns im Osten vor Augen geführt, wie mangelndes Vertrauen in Politik und
fehlende Durchsetzbarkeit demokratischer Entscheidungen in einer Krise
doppelt destruktiv werden. Sind [1][ostdeutsche Gesellschaften in
Krisenzeiten] überhaupt noch ausreichend handlungsfähig?
Es überrascht niemanden, dass die Stärke rechter Parteien und das fehlende
Vertrauen in Politik das Regieren in Ostdeutschland generell schwieriger
machen. Aber am Ende wählen auch in allen ostdeutschen Ländern die Menschen
mehrheitlich demokratische Parteien und können darauf vertrauen, dass ihr
Lebensalltag nicht unmittelbar von der AfD geformt wird. Das war mit Corona
anders.
## Leben aller deutlich verschlechtert
Egal ob sehr viel [2][niedrigere Impfraten] oder sehr hohe Sterbezahlen:
Die signifikant schlechtere Akzeptanz von Schutzmaßnahmen in einem Teil der
Bevölkerung hatte Konsequenzen für die Gesamtheit aller Bürger_innen –
allein schon dadurch, dass die allgemeine Lebenserwartung in Ostdeutschland
sehr viel dramatischer gesunken ist als in Westdeutschland.
Die Minderheit hat es vermocht, das Leben aller deutlich zu verschlechtern.
Damit wurde über den Haufen geworfen, was viele Menschen heute noch in
Ostdeutschland hält: Dass man nämlich 30% AfD im eigenen Bundesland relativ
gut ausblenden kann, wenn das eigene Alltagsleben in Potsdam oder Dresden
davon nicht unmittelbar beeinflusst wird.
Hier ist neue Unsicherheit entstanden, auch darüber, wie stark sich
Nichtwähler_innen für [3][rechte Parteien] mobilisieren lassen und welchen
Einfluss eigentlich Ost-Ministerpräsidenten haben, die öffentlich
„autoritäre Maßnahmen des Staates“ einfordern – und damit die demokratische
Legitimation von Entscheidungen gleich selbst infrage stellen.
Die nächsten Krisen stehen vor der Tür und damit die Frage, ob ostdeutsche
Gesellschaften stark genug sind, diesen Krisen sinnvoll zu begegnen.
23 Mar 2023
## LINKS
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## AUTOREN
DIR Paula Piechotta
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