# taz.de -- FDP über Initiative Finanzielle Bildung: Klientelpolitik der alten Schule
> Die FDP will 2 Millionen Euro für mehr finanzielle Bildung an Schulen zur
> Verfügung stellen. Zu anderen Themen wie Umwelt oder Politik schweigt
> sie.
IMG Bild: Christian Lindner und Bettina Stark-Watzinger bei der Veranstaltung Aufbruch finanzielle Bildung am Donnerstag in Berlin
Für manche Projekte hat Christian Lindner also doch Geld! Zwei Millionen
Euro stellt er im kommenden Jahr für die „Initiative Finanzielle Bildung“
zur Verfügung. Am Donnerstag erklärten er und Parteifreundin Bettina
Stark-Watzinger, warum: Wirtschaftliche Zusammenhänge, [1][Finanzmärkte
oder private Altersvorsorge] kämen im Unterricht zu kurz. Mit einer
Plattform für außerschulische Angebote und mehr Forschung zum Thema wollen
die beiden FDP-Minister:innen jetzt gegensteuern. Langfristig soll eine
bundesweite Strategie her.
Konkreter werden die Pläne nicht. Wie auch! Über Lehrpläne, Stundentafeln
und Lehrerausbildung entscheiden ja die Länder. Und die lassen sich ungern
von Berlin Vorschriften machen. Der Wunsch nach mehr finanzieller Bildung
ist also Wunschdenken, solange die Länder nicht mit im Boot sind. Sind sie
aber nicht. Zumal manche bereits ein eigenes Schulfach für Wirtschaft
haben.
So gesehen kann man den Vorstoß gut und gerne als Symbolpolitik abtun.
Damit ist es leider aber nicht getan. Denn einerseits gibt es gute Gründe
für das Anliegen: Viele Schulen holen sich bei Finanzthemen Expertise von
außen – und das birgt Gefahren, wenn Sparkasse & Co Kinder und Jugendliche
nur allzu gerne als Kund:innen gewinnen möchten. Mehr Kompetenz bei
Lehrkräften bedeutet im Idealfall: mehr Schutz vor Werbung.
## Was ist mit Bildung zu Klima oder Politik?
Das Problem von mehr finanzieller Bildung ist aber: Was lässt man
stattdessen weg? Lindner und Stark-Watzinger geben darauf keine Antwort.
Die Minister:innen müssen sich zudem die Frage gefallen lassen, warum
sie sich nicht genauso leidenschaftlich für andere Fächer einsetzen.
Wenn finanzielle Bildung wichtig für unseren Alltag ist, ist es
Demokratiebildung für unsere freie Gesellschaft. [2][Und Klimabildung für
unser Überleben]. Für mehr Politik oder Nachhaltigkeit an Schulen gibt es
aber keine starke Lobby – im Gegensatz zur Finanzbranche, wie ein Blick in
das Lobbyregister zeigt. Die Initiative riecht stark nach Klientelpolitik –
auch wenn zwei Millionen letztlich Peanuts sind.
23 Mar 2023
## LINKS
DIR [1] /Altersarmut-durch-Aktienrente/!5907592
DIR [2] /Klimabildung-als-Lebensaufgabe/!5711943
## AUTOREN
DIR Ralf Pauli
## TAGS
DIR Bildungssystem
DIR Bildung
DIR Geld
DIR Ökonomie
DIR Schule
DIR Wirtschaft
DIR FDP
DIR Bildung
DIR Neoliberalismus
DIR FDP
DIR FDP
DIR Hochschule
DIR Föderalismus
DIR Schule
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Kritik an Initiative Finanzielle Bildung: Ministeriumsattacke auf Attac
Das Finanzministerium droht der NGO Attac mit juristischen Schritten. Die
Gründe: eine kritische Website und ein geschütztes Design.
DIR Plattform mitgeldundverstand.de: „FDP-Inhalte“ getarnt als Bildung
Finanzminister Lindner und Bildungsministerin Stark-Watzinger bringen ihre
„Initiative Finanzielle Bildung“ voran. Sie ernten sehr gemischte
Reaktionen.
DIR Christian Lindner beim FDP-Parteitag: Für ein nicht-linkes Deutschland
Christian Lindner ist mit 88 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden. Der
Letzten Generation wirft er physische Gewalt vor.
DIR Kandidatur für FDP-Vize: Stark-Watzinger statt Beer
Nicola Beer verzichtet auf ihre Kandidatur als stellvertretende
FDP-Vorsitzende. Dafür wird Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger
kandidieren.
DIR Arbeitsbedingungen an Hochschulen: Bildungsministerium rudert zurück
Die Reformpläne zu Befristungen in der Wissenschaft stoßen auf heftige
Kritik. Das Bundesbildungsministerium will die Pläne nun nochmal
debattieren.
DIR Deutschlands Bildungsmisere: Der Kanzler muss eingreifen
Wohlhabende Länder blockieren eine gerechte Verteilung von Bundesmilliarden
für Bildung. Einem sozialdemokratischen Kanzler darf das nicht egal sein.
DIR Zusammenarbeit von Bund und Ländern: Viel Kritik für Bildungsgipfel
Das Gipfeltreffen mit Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger wird von den
meisten Ländern boykottiert. Auch die bisherigen Ergebnisse überzeugen kaum
jemanden.