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       # taz.de -- Frauencricket in Indien: Auf einen Schlag
       
       > Die Premierensaison der ersten indischen Profiliga im Frauencricket geht
       > zu Ende. Die Resonanz, auch bei den Investoren, ist verheißungsvoll.
       
   IMG Bild: Gleich in der ersten Saison im Finale: eine Spielerin der Delhi Capitals in Aktion
       
       Ganzseitig angekündigt wurde die indische Frauencricket-Liga auf
       Zeitungsanzeigen. Zu sehen waren die Stars der Clubs: Deepti Sharma,
       Harmanpreet Kaur, Ashleigh Gardner, Shafali Verma und Smriti Mandana.
       [1][Cricket ist Volkssport in Indien.] Auf Straßen, in den Slums, aber auch
       in schicken Parks in Sportclubs (Gymkhana genannt) wird hier der Schläger
       geschwungen. Oft sind Jungs zu sehen, [2][doch auch unter Mädchen und
       Frauen ist der Sport beliebt.]
       
       Und es bewegt sich in den letzten Monaten in Indien einiges, um die Frauen
       im Cricket zu stärken. Im Herbst kündigte der nationale Dachverband für
       Cricket (BCCI) an, dass die Nationalspielerinnen bei Länderspielen das
       Gleiche wie ihre männlichen Kollegen verdienen werden – eine wegweisende
       Änderung. Nur fehlte auf dem Subkontinent noch eine professionelle Liga für
       Frauen, bis in diesem Jahr die Women’s Premier League (WPL) startete.
       Geplant war sie schon länger, doch mit der Pandemie verschob sich der Start
       auf diesen März. In der Woche um den Frauentag (8. März) fanden die ersten
       Spiele in der westindischen Millionenstadt Mumbai statt.
       
       Zwar wurde in kleineren Stadien als bei den Männern in der Indien Premier
       League IPL gespielt, aber diese waren gut gefüllt. Und Frauen waren auch im
       Publikum und auf der Pressetribüne reichlich präsent. „Ich war wirklich
       überrascht über so viele Menschen im Stadion und das sogar unter der
       Woche“, sagt die 29-jährige Avani Nagar, die als Marketingmanagerin in
       Mumbai arbeitet. Ins Stadion mitgenommen hat sie ihre Mutter und jüngere
       Schwester. Privat spielt sie lieber Fußball. Verpasst hat sie bei der WPL
       aber kein Spiel. Die ersten Tickets gab es für Frauen, die schnell waren,
       umsonst. 100 Rupien kosten sie nach der Eröffnungswoche und sind mit
       umgerechnet 1,13 Euro günstiger als ein Kinobesuch in Mumbai.
       
       [3][Die erste WPL-Saison] begann mit fünf Teams, die je bis zu 1,4
       Millionen Euro für bis zu 18 Spielerinnen ausgeben konnten. In der ersten
       Verpflichtungsperiode im Februar wurden fast 7 Millionen Euro in
       Spielerinnen investiert. Die Mumbaierin Smriti Mandhana, 26, erhielt das
       höchste Saisongehalt mit fast 400.000 Euro von den Royal Challengers
       Bangalore (RCB). RCB ist ein renommierter Club. Nicht zuletzt, da der
       bekannteste derzeit aktive indische Cricketspieler, Virat Kolhi, 34, bei
       RCB unter Vertrag ist. Vor der ersten Saison bei RCB spielte Mandhana
       bereits im australischen Team Sydney Thunder und seit 2013 für die indische
       Nationalmannschaft.
       
       ## Zu hoher Erwartungsdruck
       
       Je sechs ausländische Spielerinnen sind pro Team erlaubt. Mitspielerinnen
       hat Mandhana mit Sophie Devine, 33, aus Neuseeland sowie aus Australien
       (Ellyse Perry), Großbritannien (Heather Knight) und Südafrika (Dane van
       Niekerk). Bis zum Finale reichte es aber nicht für die Royal Chellengers.
       Vielleicht machte Mandhana der Druck als Kapitänin zu schaffen, sagt die
       Sportreporterin Zenia D’cunha von ESPN India. „Aber das bedeutet, dass die
       nächste WPL für RCB nur besser werden kann.“
       
       Ein weiterer Star unter den indischen Cricket-Spielerinnen ist Harmanpreet
       Kaur, die bei den Mumbai Indians unter Vertrag steht. Auf Instagram hat sie
       1,9 Millionen Follower – und selbstverständlich etliche Sponsoren. Die
       34-Jährige spielt seit über 13 Jahren für das indische Nationalteam. Sie
       kommt aus einer Sportlerfamilie aus dem Punjab und spielte Cricket zunächst
       überwiegend mit Jungs. Dank ihres Talents bekam sie eine Anstellung bei der
       Eisenbahn in Mumbai, zu dessen Werkteam sie zählte. Doch dann lockten sie
       Angebote aus dem Ausland. Ein Traum für viele, doch die WPL kann zur einer
       nationalen Plattform werden und mehr Talente zum Vorschein bringen.
       
       Unter den jüngeren Spielerinnen ist etwa die 19-jährige Shafali Verma von
       den Delhi Capitals aus dem nordindischen Haryana, der eine große Karriere
       zugetraut wird.
       
       Diesen Sonntag findet nun das Finale statt, bei dem das Team aus Delhi auf
       dem Rasen stehen wird. Ob gegen die Mumbai Indians oder die UP Warriors
       entscheidet sich im direkten Aufeinandertreffen am Freitag. „Ich habe das
       Gefühl, dass Delhi gewinnt“, sagt Cricket-Fan Avani Nagar. „Aber alles ist
       möglich, dass haben die Spielerinnen in dieser Saison bereits gezeigt.“
       
       24 Mar 2023
       
       ## LINKS
       
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   DIR Natalie Mayroth
       
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