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       # taz.de -- Umweltverbände kritisieren Klimagesetz: Hamburg wäre gern Klimaschutz-Stadt
       
       > Umweltverbände üben Kritik am neuen Entwurf zum Hamburger
       > Klimaschutzgesetz. Sie fordern mehr Verbindlichkeit und bessere
       > Kontrollmöglichkeiten.
       
   IMG Bild: Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan: Umweltverbände kritisieren sein Klimaschutzgesetz
       
       Hamburg taz | Bis Freitag können Verbände eine Stellungnahme zum neuen
       [1][Entwurf des Hamburger Klimaschutzgesetzes] einreichen. Der Vorschlag
       des Senats liegt seit Mitte Februar vor. Umweltorganisationen und der
       Klimabeirat fordern nun Nachbesserungen. Ob und welche Kritik in einem
       neuen Entwurf des Senats Berücksichtigung findet, wird sich zeigen. Das
       Gesetz soll noch vor der Sommerpause durch die Bürgerschaft beschlossen
       werden und 2024 in Kraft treten.
       
       Ziel des Hamburger Gesetzes ist es, den Ausstoß klimaschädlicher Emissionen
       stärker zu begrenzen und die Landesgesetzgebung an das neue
       Klimaschutzgesetz des Bundes anzupassen. Der neue Gesetzentwurf sieht vor,
       [2][dass Hamburg bereits 2045 klimaneutral sein soll,] also fünf Jahre
       früher, als es das aktuell geltende Gesetz vorschreibt.
       
       Besonders im Bereich des Wohnungsbaus bessert der Senat nach: Bei Neubauten
       und Sanierungen soll die Installation von Photovoltaikanlagen und Begrünung
       von Dächern Pflicht sein. Wer ab 2027 eine neue Heizung installiert, muss
       den Wärmeenergiebedarf zu 65 Prozent aus erneuerbaren Energien decken.
       
       Das sind 50 Prozent mehr als im aktuellen Klimaschutzgesetz. Bevor eine
       Klimaanlage installiert wird, soll geprüft werden, ob bauliche Maßnahmen
       zum Schutz vor der Sommerhitze möglich sind. Dazu gehören die Installation
       von Rollläden, eine bessere Isolation und Bepflanzung.
       
       ## Maßnahmen laut Nabu zu einseitig
       
       Der Naturschutzbund Hamburg (Nabu) findet die Straffung der Klimaziele
       „grundsätzlich begrüßenswert“, kritisiert aber den Fokus auf den Gebäude-
       und Energiesektor. Das geht aus einer Pressemitteilung vom Donnerstag
       hervor. Neben den baulichen Maßnahmen seien auch jene zur natürlichen
       Bindung von Kohlendioxid essenziell. Dazu gehört die Wiedervernässung von
       Mooren und Feuchtwiesen sowie die Aufforstung der Wälder.
       
       In dem aktuellen Gesetzentwurf fänden diese Maßnahmen kaum
       Berücksichtigung, sagt Malte Siegert, Vorsitzender des Nabu Hamburg. „Ohne
       den natürlichen Klimaschutz werden wir die Ziele, die wir erreichen müssen,
       nicht erreichen können.“
       
       Die weitere Kritik des Nabu bezieht sich im Kern darauf, dass
       CO2-Einsparungen auf Bundes- und Landesebene nicht miteinander verglichen
       werden können. Das liege vor allem an der Struktur des Gesetzes: Während
       auf Bundesebene die Einsparungen auf sechs Sektoren verteilt werden, sind
       es in Hamburg nur vier. Dadurch, dass keine einheitlichen Parameter zur
       Messung angewendet werden, gebe es keine verlässliche Möglichkeit, die
       Effektivität des landespolitischen Vorgehens zu messen.
       
       Der Nabu kritisiert außerdem, dass Reduktionsziele nur für 2030 und 2045
       definiert werden. Der Bund habe allerdings „festgesetzte jährliche
       Minderungsziele“. Die Kontrolle der CO2-Einsparungen auf Bundesebene sei
       dadurch leichter, da man sie laufend vornehmen könne. Es sei zudem offen,
       welche konkreten Sanktionen greifen, sollte ein Sektor seine Ziele zur
       Einsparung nicht erreichen.
       
       ## BUND fordert Klagemöglichkeiten
       
       Der BUND Hamburg teilt die Kritik an den großen zeitlichen Abstände
       zwischen den Kontrollen der Emissionseinsparungen und vermutet dahinter gar
       eine Missachtung des Koalitionsvertrags, so BUND-Geschäftsführer Lucas
       Schäfer. Außerdem sei der Begriff der „erneuerbaren Energien“ nicht klar
       definiert.
       
       So beinhalte er auch die Verbrennung von Biomasse. „Diese schädigt jedoch
       im größeren Umfang das Klima ebenfalls massiv.“ Als Mechanismus, um die
       Umsetzung des Gesetzes zu kontrollieren, fordert der BUND
       Klagemöglichkeiten für Bürger:innen und Organisationen.
       
       Der Klimabeirat Hamburg fordert, Menschen mit niedrigem Einkommen bei der
       Anpassung an den Klimawandel besonders zu unterstützen. Sie leiden in
       größerem Maß an den neuen Regelungen, schreibt der Klimarat und beruft sich
       dabei auf den Bericht des Weltklimarats (IPCC). Der Klimabeirat unterstützt
       [3][den Senat bei klimapolitischen Themen.]
       
       23 Mar 2023
       
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