# taz.de -- Netflix-Serie „Gesetz nach Lidia Poët“: Mit Humor gegen das Unrecht
> Eine Serie erzählt mit modernen Akzenten die Geschichte der ersten
> Anwältin Italiens, Lidia Poë. Das Ergebnis ist wie „Bridgerton“, nur
> besser.
IMG Bild: In der Serie versucht Lidia Poët (Matilda De Angelis) die erste Anwältin Italiens zu werden
Eine Schwalbe macht noch keinen Frühling, hört man dieser Tage wieder
häufig. Bei der Netflix-Serie „Das Gesetz nach Lidia Poët“ müsste es eher
heißen: Eine feministische Sexszene macht noch keine moderne Frauenfigur.
Diesen Eindruck erweckt die Serie anfangs: Ein bisschen unverbindlicher Sex
und schon ist die Hauptfigur emanzipiert, die entgegen dem realen Vorbild
von einer normschönen Schauspielerin (Matilda De Angelis) verkörpert wird.
Doch abgesehen von dieser anfänglichen Kritik überzeugt die achtteilige
Netflixproduktion – [1][sie ist wie „Bridgerton“, nur besser.] Grundlage
ist die Biografie der ersten Anwältin Italiens, Lidia Poët (1855–1949), die
aufgrund ihres Geschlechts 37 Jahre nicht beruflich tätig sein durfte.
Die Serie bietet feinen, intelligenten Humor, der das schreiende Unrecht
des Berufsverbots erträglicher macht und ein Miteinander der Geschlechter
zeigt. Eines, das keine klassischen Stereotype durch erzählte Muster von
Frauensolidarität auf der einen und Männergewalt auf der anderen Seite
zulässt, sondern feinfühlige Männer ebenso porträtiert wie rückständige
Frauen.
Die Hauptfigur Lidia schreitet in kreischendem Lila durch ein ansonsten
schwarz gekleidetes Italien, tauscht eine teure Vase, vom Geliebten
geschenkt, in ein Fahrrad um und findet unerschrocken Wege, die
Marginalisierten der Gesellschaft aus dem Gefängnis zu holen. „Eines Tages
werden wir den heutigen Disput um die Würde der Frau absurd finden“, ist
sie sich sicher. Im Hintergrund singt die Sängerin RIIVAL aus dem Jahr
2021: „I’m a misfit, yeah I’m different“ (Dt. „Ich bin Außenseiterin, ich
bin anders“) und erinnert an all das, was noch zu tun ist.
Dieses Verweben von Historizität und Modernität ist dabei besonders
beeindruckend. Kleine Akzente in Kleidung, Frisur und Maskenbild der
Hauptfigur zitieren das Jahr 2023, der Rest ist wunderbar wohlfühlhaftes
Jane-Austen-Bühnenbild, kombiniert mit Krimispaß.
24 Mar 2023
## LINKS
DIR [1] /Netflix-Serie-Bridgerton/!5735396
## AUTOREN
DIR Marie-Sofia Trautmann
## TAGS
DIR Netflix
DIR Streaming
DIR Serien-Guide
DIR Dokumentation
DIR Serien-Guide
DIR Netflix
DIR Netflix
DIR Die Couchreporter
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Hype um Dokuserien: Sex und Krokodile, die Gnus reißen
Dokuserien werden für Streaminganbieter immer beliebter, weil ihre
Produktion weniger Geld kostet. Vor allem reißerische Themen setzen sich
durch.
DIR Letzte Staffel der Serie „Succession“: Sadomasochistische Familie
Multimiliardär und Medienmogul Logan Roy und seine verzogene Brut sind für
eine vierte Staffel auf Sky zurück. Das macht Lust – auch auf Enteignung.
DIR Netflix schaltet Werbung: Der Kaiserin neue Kleider
Nach großen Aboverlusten erholt sich Netflix. Der Streamingdienst nutzt den
Moment, um Erfolg für sich neu zu definieren.
DIR Netflix-Serie „Inventing Anna“: Fake it till you make it
Anna Delvey war nicht Millionärin und sie hieß auch anders. Jetzt zeichnet
eine Netflix-Serie die Geschicke der Hochstaplerin nach.
DIR Neue Sky-Serie „The Nevers“: Superheldinnen im Korsett
Diese Frauen können Übernatürliches und werden dafür verachtet. „The
Nevers“ erzählt von weiblicher Selbstermächtigung im 19. Jahrhundert.