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       # taz.de -- Netanjahus Besuch in Berlin: Wem gehört die Solidarität?
       
       > Israels Protestbewegung gebührt Bewunderung. Sie setzt ein Zeichen für
       > demokratische Werte in einem illiberalen Zeitalter.
       
   IMG Bild: Ihnen gehört die Solidarität: Seit Wochen protestieren Israelis gegen die Justizreform der Regierung
       
       Ein Staatsbesuch des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu bei
       der Bundesregierung steht ab Mittwoch an. [1][Da fragt man sich: Warum?]
       Warum wird ein Mann, der im Begriff ist, Israels demokratische Sphäre zu
       zerschlagen, der im Weißen Haus und zunehmend im eigenen Land nicht
       willkommen ist, nach Berlin eingeladen? Die übliche Erklärung lautet:
       aufgrund der engen Beziehungen, historisch bedingter Verantwortung und
       Solidarität. Doch wem in Israel gilt diese Solidarität?
       
       Netanjahus neue Regierung hat eine sogenannte Justizreform auf den Weg
       gebracht, die das Oberste Gericht entmachten und damit jegliche juristische
       Kontrolle der Exekutive zunichte machen soll. Sie hat dabei eine
       landesweite, flächendeckende Protestbewegung ausgelöst, die mit
       beeindruckender Entschlossenheit die demokratische Sphäre in Israel zu
       verteidigen versucht. Selbst in jüdischen Gemeinden in Nordamerika und
       Europa wächst die Sorge. Der Star-Intellektuelle Yuval Noah Harari hat es
       bei einer Großdemo in Tel Aviv neulich treffend formuliert: In Israel bahnt
       sich [2][ein Staatsstreich an], der von der Regierung selbst vorangetrieben
       wird.
       
       Gegen diese Regierung begehren nun immer weitere Teile der Bevölkerung auf.
       Generäle, Ärzte, Ökonomen, Investoren, Richter, Polizeibeamte stellen sich
       gegen die endgültige Zerstörung demokratischer Freiheiten. Das sind
       überraschende, ermutigende Entwicklungen. Es entsteht ein neues
       demokratisches Bewusstsein. Mitten in der tiefsten Krise der israelischen
       Geschichte zeigen Hunderttausende Protestierende das Gesicht eines
       wiedererwachenden demokratischen Geistes.
       
       [3][Ihnen gehören Solidarität], Beistand, Bewunderung. Denn mit ihrer
       Entschlossenheit und ihrem Mut setzen sie ein Zeichen für demokratische
       Werte in einem illiberalen Zeitalter. Man kann nur spekulieren, was der
       Menschheit erspart geblieben wäre, wenn sich hierzulande Richter, Generäle
       und Großunternehmer ähnlich verhalten hätten vor genau 90 Jahren.
       
       15 Mar 2023
       
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