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       # taz.de -- Bewegungstermine in Berlin: Polizeigewalt und ihre Fans
       
       > Übergriffige Beamt:innen sind in der Hauptstadt bereits ein riesiges
       > Problem. Nun will die Schwarz-Rote Koalition auf noch mehr Repression
       > setzen.
       
   IMG Bild: Die 2020 von Polizist:innen erschossene Maria B. ist eine der vielen Opfer von Polizeigewalt
       
       In Berlin werden immer wieder Menschen Opfer von Polizeigewalt. Zuletzt
       sorgte Mitte Februar ein Fall bundesweit für Empörung, als [1][Beamte der
       Bundespolizei in einem Drogeriemarkt im Hauptbahnhof auf eine 15-jährige*
       mutmaßliche Ladendiebin schossen,] weil diese ein Messer bei sich getragen
       haben soll (). Die Jugendliche wurde an der Hand getroffen und daraufhin
       ins Krankenhaus eingeliefert.
       
       Nicht immer geht das Ganze so glimpflich aus. Im September vergangenen
       Jahres [2][stürmten Polizisten die Wohnung des psychisch kranken Schwarzen
       Kupa Ilunga Medard Mutombo]. Der 64-Jährige sollte von einem
       Obdachlosenheim in Spandau in ein psychiatrisches Krankenhaus verlegt
       werden.
       
       Nachdem der an Schizophrenie erkrankte Mutombo beim Anblick der
       uniformierten Polizisten in Panik gerät, fixieren ihn die Beamten
       gewaltsam, daraufhin fällt er ins Koma, drei Wochen später stirbt er. Die
       Opferberatungsstelle ReachOut wirft der Polizei vor, bei dem Einsatz
       „massive brutale Gewalt“ angewendet zu haben und für den Tod verantwortlich
       zu sein, zudem spricht die Organisation von Rassismus.
       
       Für die beteiligten Polizisten haben solche Einsätze oft keine
       Konsequenzen, auch weil den Opfern nicht geglaubt wird. Wie wichtig es
       daher ist, Polizeieinsätze zu filmen, zeigt der Fall eines rassistischen
       Übergriffs ebenfalls im September vergangenen Jahres. In einem Video ist zu
       sehen, wie [3][ein glatzköpfiger Polizist eine syrische Frau in ihrer
       Wohnung anschreit] „Halt die Schnauze“ und „das ist mein Land und du bist
       hier Gast“.
       
       Zuvor hatten die Beamten die Wohnung gestürmt, weil der Ehemann eine
       Geldstrafe wegen Schwarzfahrens nicht bezahlt hatte. Nachdem das Video
       publik wird, wird der Beamte in den Innendienst versetzt und der
       Staatsschutz nimmt Ermittlungen wegen rassistischer Beleidigung auf.
       
       ## Gemeinsam gegen die Reaktion
       
       Am internationalen Tag gegen Polizeigewalt an diesem Mittwoch rufen
       verschiedene Initiativen wie Death in Custody, das Bündnis „Ihr seid keine
       Sicherheit“ und die Kampagne für dien Opfer rassistischer Polizeigewalt
       (KOP) zu einer [4][Kundgebung am Görlitzer Park auf], wo Schwarze besonders
       häufig Opfer rassistischer Polizeieinsätze werden (Mittwoch 15. März, 17
       Uhr, Görlitzer Park). Im Anschluss gibt es eine Gesprächsrunde zur Kampagne
       [5][“Go Film The Police“], die sich für eine Entkriminalisierung des
       Filmens von polizeilichen Maßnahmen und die Sichtbarmachung rassistischer
       Polizeigewalt einsetzt (Mittwoch 15. März, 18 bis 21.30 Uhr,
       Nachbarschaftshaus Urbanstraße 21).
       
       Doch statt rassistische Polizeigewalt zu bekämpfen und Polizist*innen
       im Umgang mit psychisch kranken Menschen zu symbolisieren, setzt die
       künftige Landesregierung aus CDU und SPD auf mehr Polizei und Repression.
       So will Kai Wegner das erst 2020 von Rot-Rot-Grün eingeführte
       Landesantidiskriminierungsgesetz gleich wieder abschaffen, damit sich
       Menschen künftig nicht mehr vor rassistischen oder anderen
       Diskriminierungen durch die Behörden schützen können.
       
       Neben Iris Sprangers unsinniger Polizeiwache am Kotti soll es dann auch
       noch mehr Überwachungskameras geben und am besten gleich noch eine
       flächendeckende Ausstattung von Polizisten mit lebensgefährlichen Tasern.
       
       Weil sich soziale Probleme aber nicht mit einer Aufrüstung der Polizei
       lösen lassen und Schwarz-Rot auch sonst nicht wirklich progressive Lösungen
       für die großen Herausforderungen dieser Stadt wie Wohnungsnot,
       Mietenwahnsinn und Verkehrswende zu bieten hat, hat sich eine breite
       gesellschaftliche Koalition gegen eine Regierung aus CDU und SPD gebildet.
       
       Initiativen wie Bizim Kiez, Changing Cities, die Initiative Schwarzer
       Menschen Deutschland oder die Erwerbsloseninitiative Basta rufen für diesen
       Samstag zu einer [6][Großdemonstration gegen die „Rückschrittskoalition“]
       auf. Statt einer rechts-konservativen Regierung wollen sie für eine
       soziale, diskriminierungsfreie, klimagerechte und partizipative Politik auf
       die Straße gehen und rufen die Berliner SPD-Mitglieder dazu auf, gegen eine
       schwarz-rote Koalition zu stimmen (Samstag 18. März, 12 Uhr, Hermannplatz).
       
       15 Mar 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Polizeieinsatz-am-Hauptbahnhof/!5913942
   DIR [2] /Polizeigewalt-in-Berlin/!5883710
   DIR [3] /Polizeiproblem-in-Berlin/!5878147
   DIR [4] https://stressfaktor.squat.net/node/275033
   DIR [5] https://www.gofilmthepolice.de/
   DIR [6] https://berlinzusammen.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marie Frank
       
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