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       # taz.de -- Munition für die Ukraine: EU will gemeinsam liefern
       
       > Die Ukraine soll mit Munition versorgt werden. Deutschland will dabei
       > eine „besondere Rolle“ spielen.
       
   IMG Bild: Klares Signal: EU-Chefdiplomat Josep Borrell läutet die Sitzung ein
       
       Brüssel taz | Die EU will die Ukraine weiter aufrüsten und dabei neue Wege
       gehen. Während Haubitzen, Panzer und Munition bisher von einzelnen
       EU-Staaten in nationaler Verantwortung bereitgestellt wurden, soll es bei
       den dringend benötigten Granaten eine gemeinsame europäische Lieferung
       geben. Dies haben die 27 Außenminister am Montag in Brüssel beschlossen.
       Deutschland werde „eine besondere Rolle“ spielen, kündigte Außenministerin
       Annalena Baerbock an.
       
       Zunächst geht es um ein Paket im Wert von zwei Milliarden Euro. Mit dem
       Geld, das aus der sogenannten Friedens-Fazilität kommt, wollen die
       EU-Staaten eine Million Schuss Artilleriemunition finanzieren. Die Munition
       werde binnen zwölf Monaten geliefert, gab sich Estlands
       Verteidigungsminister Hanno Pevkur optimistisch: „Wo ein Wille ist, ist
       auch ein Weg.“ Estland hatte sich besonders vehement für die Lieferung
       eingesetzt.
       
       Aber auch Deutschland will nicht zurückstehen. Das größte EU-Land
       beansprucht bei der Munition sogar eine Führungsrolle. Dazu will Berlin die
       Bestellungen bei Rheinmetall und anderen deutschen Rüstungskonzernen für
       andere EU-Ländern öffnen. Dänemark und die Niederlande hätten bereits
       Interesse bekundet, sagte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius. „Wir
       müssen schnell handeln“, so Pistorius. Dafür wolle man „Neuland“ betreten.
       
       EU-Chefdiplomat Josep Borrell war von dieser Idee zunächst nicht
       begeistert. Der Spanier wollte die Beschaffung lieber über die Europäische
       Rüstungsagentur organisieren. Doch nun lenkte der Spanier ein. „Wenn
       Deutschland eine Möglichkeit hat, dies zu organisieren, ist es nicht
       ausgeschlossen“, sagte er. Baerbock erklärte, Deutschland werde mit 300.000
       Schuss Munition für den deutschen Flugabwehrpanzer Gepard den Weg weisen.
       
       ## Erst die eigenen Depots leeren
       
       Doch damit sind noch nicht alle Probleme gelöst. Denn weder Deutschland
       noch die EU kommen mit der Produktion von Munition für die Ukraine
       hinterher. Um ihren Beschluss umzusetzen, wollen die EU-Länder zunächst
       ihre Munitionsdepots leerfegen. Dafür will die EU eine Milliarde Euro
       geben. Mit der zweiten Milliarde soll dann die gemeinsame Beschaffung neuer
       Munition finanziert werden. Doch selbst dieses Geld dürfte nicht
       ausreichen.
       
       Der schwedische EU-Vorsitz plant deshalb, die Friedens-Fazilität, die
       längst zu einer europäischen Kriegskasse geworden ist, aufzustocken. Im
       Gespräch sind bis zu 3,5 Milliarden Euro. Daraus könnten dann noch mehr
       Waffen für die Ukraine beschafft werden. Doch wie immer, wenn es um Geld
       geht, will jedes EU-Land sein Stück vom Kuchen abhaben. Es könne nicht
       angehen, dass vor allem Deutschland und [1][Rheinmetall] profitiere, sagen
       Diplomaten. Die Debatte über eine Aufstockung der Rüstungsgelder wurde
       daher auf den EU-Gipfel vertagt, der am Donnerstag in Brüssel beginnt.
       
       Streit gibt es auch über die [2][Lieferung von Kampfjets] an die Ukraine
       und eine mögliche Rückerstattung der Kosten durch die EU. Polen und die
       Slowakei hatten angekündigt, ausrangierte alte Flugzeuge des sowjetischen
       Typs MiG-29 abgeben zu wollen. Deutschland und einige andere EU-Staaten
       sehen dies jedoch skeptisch; einen gemeinsamen Beschluss gibt es bisher
       nicht. Auf Fragen zu möglichen finanziellen Kompensationen aus der EU-Kasse
       äußerte sich der Sprecher Borrells zurückhaltend. Die Slowakei könne einen
       Antrag stellen, sagte er auf Anfrage der taz. Die Details wolle man aber
       lieber nicht kommentieren.
       
       20 Mar 2023
       
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