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       # taz.de -- Hamburger AfD mahnt Abgeordnete ab: Zu viel der Kreml-Freundlichkeit
       
       > Die AfD schickt der eigenen Abgeordneten Olga Petersen eine Abmahnung.
       > Petersen hatte dem Staatssender Rossija 1 ein prorussisches Interview
       > gegeben.
       
   IMG Bild: Steht weit rechts in der AfD: Olga Petersen
       
       Sie weiß, wo sie steht. In der AfD immer ganz weit rechts. Bei öffentlichen
       Auftritten lächelt Olga Petersen stets. Sympathisch und moderat möchte die
       Hamburger AfD-Bürgerschaftsabgeordnete erscheinen. Bei Facebook bemüht sich
       die 1982 im sibirischen Omsk Geborene auch bemüht ironisch, ihre Positionen
       darzulegen: Am 3. April etwa fragte sie: „Liebe Tagesschau, falls ihr
       vergessen haben solltet, wie man eine sogenannte entbindende Person in
       Wirklichkeit nennt, gebe ich euch eine kleine Eselsbrücke: Das Wort beginnt
       mit M und reimt sich auf Butter.“ Der Zuspruch nicht bloß aus dem
       AfD-Milieu dürfte der vierfachen Mutter gewiss sein.
       
       Im Landesverband an der Elbe ist sie [1][nicht so anerkannt]. Die
       medizinische Fachangestellte, die mit 16 Jahren mit ihrer Familien nach
       Hamburg übersiedelte, [2][gerät öfter mit der männlichen AfD-Führungsriege
       in der Bürgerschaft und im Landesverband aneinander]. Nicht ohne Folgen: Am
       7. März erhielt Petersen „durch persönlichen Einwurf“ und „nachrichtlicher
       Zusendung per E-Mail“ eine parteiinterne Abmahnung.
       
       Auf sieben Seiten, die der taz vorliegen, erklärt der Landesvorstand, dass
       die Bürgerschaftsabgeordnete nicht die Befugnis habe, sich zu
       „außenpolitischen Angelegenheiten“ zu äußern. Solche Äußerungen oblägen
       allein der AfD-Delegation im Europäischen Parlament und der AfD-Fraktion im
       Bundestag, heißt es in der Abmahnung, die vom Bürgerschaftsfraktions- und
       Landesvorsitzenden [3][Dirk Nockemann] und vom Parlamentarischen
       Geschäftsführer und Landesvize Krzysztof Walczak unterschrieben wurde.
       
       Die Herren halten der Abgeordneten vor, am 7. Februar im Fernsehkanal
       Rossija 1 aufgetreten zu sein. Das kurze Interview fand damals ein
       breiteres Medienecho. Bei dem staatseigenen Kanal warnte Petersen den
       Kreml, sich nicht auf die Aussagen von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu
       verlassen, keine Kampfflieger an die Ukraine zu liefern. Denn zu Beginn des
       Krieges habe die Bundesregierung noch jede Einmischung abgelehnt. Sie
       beklagte auch, dass Deutschland sich unabhängig von Erdgas aus Russland
       machen wolle.
       
       ## Ein Rauswurf droht nicht
       
       Die Fraktion in der Hansestadt gab sich überrascht und teilte dem Spiegel
       mit, dass sie erwarte, dass die Mitglieder sich an die Beschlusslage
       halten. Diese Vorhaltung dürfte jedoch nicht ganz zutreffend gewesen sein.
       Auf dem Landesparteitag am 5. Februar beschlossen die Mitglieder eine
       Resolution, in der sie ein Ende der Wirtschaftssanktionen gegen Russland
       und eine Reparatur der Nord-Stream-Pipelines zur Erdgasversorgung
       forderten.
       
       Die formale Begründung untermauern Nockemann und Walczak nun mit dem
       Hinweis auf dem Beschluss des Bundesvorstands, dass das „Vorgehen
       Russlands“ gegen die „territoriale Integrität der Ukraine“ uneingeschränkt
       „verurteilt“ werde, sowie der Aussage der Bundestagsfraktion, dass der
       Krieg ein „völkerrechtswidriger Angriffskrieg Russlands“ sei.
       
       Rausgeworfen zu werden aus der AfD, damit wird Petersen nicht rechnen
       müssen. Die AfD würde nicht bloß ihre russlanddeutsche Wahlklientel
       verprellen – sie würde auch ihren Fraktionsstatus verlieren.
       
       5 Apr 2023
       
       ## LINKS
       
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