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       # taz.de -- Klima-Volksentscheid in Berlin scheitert: Signal aus Spandauer Vorgärten
       
       > Eine bittere Niederlage für die Klimabewegung: Der Volksentscheid
       > Klimaneustart hat das Quorum klar verfehlt und mehr Ablehnung erfahren
       > als erwartet.
       
   IMG Bild: Ernüchterung bei der Wahlparty vom Volksentscheid Klimaneustart: Das Quorum wurde verfehlt
       
       Die Wahlbeteiligung ist niedrig, die Außenbezirke haben zu großen Anteilen
       überwiegend mit „Nein“ gestimmt: Der [1][Volksentscheid von Klimaneustart
       Berlin verfehlt sein Ziel.] Zwar gibt es laut dem vorläufigen
       Zwischenergebnis eine knappe Mehrheit für die Veränderung des Klimaschutz-
       und Energiewendegesetzes, doch das nötige Quorum wird offenbar deutlich
       verpasst. Berlin bleibt damit beim Ziel der Klimaneutralität erst ab 2045.
       
       Das ist durchaus ein Tiefschlag für die Klimabewegung der Stadt. Das
       Signal, das um die Welt gehen sollte, wurde in den Spandauer und
       Reinickendörfer Vorgärten zwischen Swimmingpool und SUV erfolgreich
       abgewürgt.
       
       Der Entscheid hat damit den Trend der [2][Berliner Wiederholungswahl], aus
       der die CDU als klarer Sieger hervorging, bestätigt: Das Ergebnis ist
       erneut ein Dämpfer für progressive Politik. Trotz einer großen und überall
       in der Stadt sichtbaren Kampagne für ein „Ja“ sind nicht genug Menschen an
       die Urnen gegangen. Und obwohl es keine Gegenkampagne gab, haben deutlich
       mehr Menschen mit „Nein“ gestimmt als erwartet.
       
       Die Klimabewegung sollte analysieren, warum es nicht gereicht hat und
       welchen strategischen Anteil man daran haben könnte. Denn der größere
       Rahmen ist natürlich die sich zuspitzende Klimakrise: ein [3][alarmierender
       IPCC-Bericht in der Vorwoche,] unzählige Wissenschaftler*innen, die das
       Volksbegehren unterstützt haben, drohende Kipppunkte und nicht abreißende
       Hitzerekorde und Starkwetterereignisse weltweit.
       
       Hinzu kommt aber vermutlich auch eine gewisse Krisenmüdigkeit nach
       Pandemie, Krieg und eine von hohen Energiepreisen angeheizte Inflation.
       Vielleicht sollten daher soziale Antworten auf die Klimakrise beim nächsten
       Anlauf der Klimabewegung eine größere Rolle spielen als apodiktische
       Zielsetzungen und Fokussierung auf ein Datum. Aber wie immer gilt:
       Hinterher ist man immer schlauer.
       
       ## Klein-Berlin ist zurück
       
       Ein bitterer Beigeschmack bleibt bei alledem, dass die SPD die [4][direkte
       Demokratie erneut sabotiert hat.] Die zuständige Innenverwaltung hatte
       unter vorgeschobenen bis absurden Begründungen erklärt, es sei unmöglich,
       den Volksentscheid zusammen mit der Wiederholungswahl durchzuführen. Diese
       für Demokrat*innen eigentlich unmögliche Taktik haben Berlins
       Wähler*innen nicht bestraft – leider, möchte man sagen.
       
       Stattdessen bleibt es bei [5][der drohenden Betonkoalition zwischen SPD und
       CDU] im Senat – und die Klimaziele bleiben auch so, wie sie sind.
       Überspitzt könnte man sagen: Klein-Berlin ist zurück, das am Grill über
       „Klima-Kleber“ meckert und aus den heckenbeschatteten Vorgärten und
       Carports die Politik bestimmt, während die Innenstadt weiter schwitzen
       muss.
       
       Unterm Strich haben die Aktivist*innen von Klimaneustart immerhin für
       jede Menge Bewegung gesorgt. Gerade vor dem Hintergrund des
       Klima-Volksbegehrens [6][hatten SPD und CDU bei den Koalitionsverhandlungen
       durchaus Feuer] unter dem Hintern: Sie sahen offenbar sich sogar dazu
       genötigt, bereits größere Beträge für den Klimaschutz zu versprechen, als
       man von ihnen erwarten würde. Dahinter können sie nicht mehr zurück. Auch
       das ist ein Verdienst des Volksentscheids. Feiern sollten die
       Aktivist*innen also trotzdem ein bisschen, auch wenn der Sekt heute
       bitter schmeckt.
       
       26 Mar 2023
       
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