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       # taz.de -- Inhaftierter Kreml-Kritiker Nawalny: Sie könnten ihn vergiften
       
       > Alexei Nawalny muss in Russland erneut in Isolationshaft. Für den Kreml
       > wäre der Zeitpunkt günstig, um sich des unliebsamen Häftlings zu
       > entledigen.
       
   IMG Bild: Alexei Nawalny auf einem Bildschirm im Gericht in Moskau im Mai 2022
       
       Diese Woche wurde der russische Oppositionspolitiker Alexei Nawalny, der
       sich seit 814 Tagen unrechtmäßig in Haft befindet, zum 13. Mal in die
       Isolationsstrafzelle verlegt. Ganze drei Tage zuvor endete seine letzte
       Isolationshaft. Grund für die [1][erneute Isolationshaft] waren vermutlich
       Nawalnys Enthüllungen zu Korruption im Gefängnis. Für die Dauer von zwei
       Wochen bleibt es ihm untersagt, Lebensmittel zu kaufen, die Zeit, um Briefe
       zu schreiben, ist fast komplett gestrichen und der tägliche Ausgang wurde
       auf 7 Uhr morgens verlegt.
       
       Informationen seines Anwalts zufolge musste Nawalny in der Nacht vom 7. auf
       den 8. April mit einem Krankenwagen aus seiner Zelle abgeholt werden, weil
       er unter starken Magenbeschwerden litt. Es heißt, er habe eine
       [2][unbekannte Krankheit]. Eine Behandlung findet nicht statt. Der ohnehin
       abgemagerte Häftling verlor innerhalb von nur zwei Wochen noch einmal 8
       Kilo. Die Medikamente, die ihm seine Mutter schickte, hat er nicht
       erhalten. Auf die Frage, woran er denn leide, soll ihm der Gefängnisarzt
       geantwortet haben: „Es ist Frühling, jeder hat gerade irgendwelche
       Beschwerden.“
       
       Es ist nicht auszuschließen, dass Nawalny gezielt krank gemacht wird, und
       zwar so, dass sich sein Zustand langsam und stetig verschlechtert. Nicht
       unwahrscheinlich, dass ihm Giftstoffe ins Essen gemischt werden. „Wir
       werden toxikologische und radiologische Untersuchungen fordern“, twitterte
       Nawalnys Anwalt. Es mag für manche paranoid klingen, nicht jedoch für den
       Häftling selbst. Nur knapp überlebte Nawalny 2020 einen [3][Mordanschlag
       mit dem Nervengift Nowitschok]. Damals richtete sich der Verdacht
       unmittelbar gegen Wladimir Putin.
       
       Der aktuelle Zeitpunkt ist günstig, um sich des Häftlings zu entledigen.
       Erst diese Woche hat die Duma ein neues Gesetz über elektronische
       Einberufungsbescheide verabschiedet, um die Mobilmachung zu forcieren und
       Wehrpflichtige effektiver an der Ausreise zu hindern. Die darauf folgende
       Panik ist willkommene Ablenkung von jeglichem Versuch, Nawalny ein für
       allemal zum Schweigen zu bringen.
       
       13 Apr 2023
       
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