URI: 
       # taz.de -- IWF und Weltbank auf Frühjahrstagung: Es braucht Billionen fürs Klima
       
       > Internationaler Währungsfonds und Weltbank treffen sich zu ihrer
       > Frühjahrstagung. Letztere soll künftig deutlich mehr Geld für Klimaschutz
       > bereitstellen.
       
   IMG Bild: Protest gegen Weltbank-Präsident David Malpass, der als Klimawandelleugner gilt
       
       Berlin taz | Es sind unruhige Zeiten, in denen über die Zukunft der
       Weltbank debattiert wird: Während sich diese Woche
       Finanzminister*innen und Expert*innen in Washington, D. C., zur
       Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank
       treffen, sind viele Länder im Krisenmodus. Klimakatastrophen, Krieg,
       sinkende Wachstumsprognosen – und [1][die weltweite Verschuldung steigt].
       Die Inflation verschärft das Problem und die Antwort darauf von
       Zentralbanken weltweit, die Zinsen zu erhöhen, trifft vor allem ärmere
       Länder, deren Geld immer weniger wert wird: Ihre Schulden klettern weiter.
       
       Während der Globale Norden mit Finanzpolitik und Subventionen reagieren
       kann, ist im Globalen Süden vielerorts kein Geld da, um auf wiederkehrende
       Klimakatastrophen oder etwa die anhaltende Hungerkrise zu reagieren oder
       gar in Präventionsmaßnahmen oder soziale Sicherungssysteme zu investieren.
       Im Gegenteil: Die Länder sind damit beschäftigt, Zinsen zu tilgen. Auflagen
       für Kredite sind oft an Sparmaßnahmen in öffentlichen Ausgaben gekoppelt.
       
       Die größten Anteilseigner der Weltbank, darunter die USA, Japan und
       Deutschland, setzen sich für eine [2][Reform der Weltbank] ein. Die
       weltweit größte Entwicklungsbank hatte bereits [3][im Dezember einen
       Vorschlag dazu vorgelegt], der am Mittwoch in Washington diskutiert wird.
       Er soll bis zur Jahrestagung der Weltbank im Herbst konkretisiert werden.
       
       Die Forderungen: Die Weltbank soll mehr Geld für Klimaschutz bereitstellen.
       Auch Pandemien, Migration und regionale Entwicklung sollen mehr im Fokus
       stehen. Kurz: Die Weltbank solle sich stärker für das Angehen „globaler
       Herausforderungen“ positionieren. Dafür soll das Finanzierungs- und
       Geschäftsmodell erneuert werden. Beispielsweise durch günstigere
       Kreditkonditionen könnten mehr Anreize für Investitionen in öffentliches
       Gut geschaffen werden. Außerdem solle die Weltbank risikobereiter werden.
       Die Anteilseigner betonen, dass die Weltbank mehr Mittel zur Verfügung
       stellen könne, ohne ihr gutes Rating zu gefährden.
       
       ## Armutsbekämpfung bleibe Kernauftrag
       
       Besonders die Klimafinanzierung steht im Fokus der Tagung, also
       Investitionen in Energiewende, Artenschutz oder Klimaanpassung. Stimmen aus
       dem Globalen Süden bekunden Besorgnis, dass weniger Geld für andere
       Entwicklungsthemen bereitstehe. Dagegen betont Niels Annen,
       Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesentwicklungsministerium, dass die
       Armutsbekämpfung Kernauftrag der Weltbank bleibe. Annen leitet die deutsche
       Delegation in Washington.
       
       „Armut lässt sich heute nur noch erfolgreich bekämpfen, wenn man zugleich
       globale Herausforderungen wie Klimawandel, Artensterben oder Pandemien
       angeht. Denn die armen Länder leiden am stärksten unter den Auswirkungen
       dieser Krisen“, so Annen. Der Reformvorschlag sieht auch vor, eine höhere
       Armutsgrenze zu definieren und gezielter arme Menschen in Ländern mittleren
       Einkommens zu unterstützen.
       
       Durch die Reform sollen Billionen von Dollar zusätzlich freigestellt
       werden. Außerdem erhoffen sich Expert*innen Signalwirkung für private
       Investor*innen. Für die Klimafinanzierung werden viele Billionen benötigt.
       
       Bisher konnte dafür nur wenig von privaten Investoren mobilisiert werden.
       Aber auch Zusagen von reicheren Staaten, etwa mindestens 0,7 Prozent ihres
       BIP für Entwicklungsfinanzierung auszugeben oder jährlich 100 Milliarden
       US-Dollar für Klimaschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern zu mobilisieren,
       bleiben weit hinter den Zielen zurück.
       
       ## Forderungen nach Schuldenerlass und Reformen
       
       Viele Länder des Globalen Südens [4][fordern einen Schuldenerlass]. Bisher
       gibt es wenig Bewegung dabei, einen globalen Rahmen zur Umschuldung und zu
       Staatsinsolvenzverfahren zu schaffen. Auch das ist Thema auf der
       Frühjahrstagung.
       
       Der Schuldenerlass würde nur ein Schritt sein – um langfristig die
       Schuldenspirale zu durchbrechen, müsse die Weltbankreform ambitionierter
       sein, kritisieren etwa Ökonom*innen und Zivilgesellschaft des African
       Sovereign Debt Justice Network. „Wie die bisherigen Finanzierungstrends
       zeigen, ist es besorgniserregend, dass der Großteil der Klimafinanzierung
       in Form von Krediten erfolgt, was die bereits hohe Verschuldung weiter
       erhöht“, [5][schreiben sie in einem Statement].
       
       Außerdem kritisieren sie Sparmaßnahmen, etwa im Rahmen des IWF-Programms
       zur Finanzierung der Klimaresilienz in Entwicklungsländern. Dies
       untergrabe die Menschenrechts- und Entwicklungsverpflichtungen der
       Schuldnerländer. Sie fordern unter anderem Klauseln in staatlichen
       Schuldtiteln und bei Umschuldungen, die es Ländern ermöglichen, Kapital-
       und Zinszahlungen im Falle von Naturkatastrophen und Pandemien
       aufzuschieben.
       
       Weitere Themen der Frühjahrstagung sind die Entwicklung der Weltwirtschaft,
       die Turbulenzen im Bankensektor und die Unterstützung der Ukraine.
       
       12 Apr 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Schuldenreport-2023/!5925149
   DIR [2] /Kandidatur-als-Weltbank-Praesident/!5918982
   DIR [3] https://documents1.worldbank.org/curated/en/099845101112322078/pdf/SECBOS0f51975e0e809b7605d7b690ebd20.pdf
   DIR [4] /Klimaaktivist-ueber-globalen-Sueden/!5892279
   DIR [5] https://www.afronomicslaw.org/index.php/category/african-sovereign-debt-justice-network-afsdjn/african-sovereign-debt-justice-networks-1
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Leila van Rinsum
       
       ## TAGS
       
   DIR Entwicklungszusammenarbeit
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR IWF
   DIR Schuldenkrise
   DIR Weltbank
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Weltbank
   DIR Entwicklungszusammenarbeit
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Entwicklungszusammenarbeit
   DIR Schwerpunkt Armut
   DIR Weltbank
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Weltbank-Vize über Klimafinanzierung: „Wir müssen für eine bessere Welt kämpfen“
       
       Wenn die Klimakrise nicht bewältigt wird, gibt es keine Sicherheit, sagt
       Axel von Trotsenburg. Vor allem in den afrikanischen Ländern fehle das
       Geld.
       
   DIR Erneuerung des globalen Finanzsystems: Die Weltbank braucht mehr Geld
       
       Klimakrise, Hunger, Kriege: Das globale Finanzsystem muss erneuert werden.
       Währungsfonds und Banken beraten in Marrakesch, wie das klappen kann.
       
   DIR Klimaschutz im globalen Süden: Neues Geld für Grünen Klimafonds
       
       Die Industrieländer legen Milliarden Euro für den Grünen Klimafonds für
       Länder des globalen Südens Geld auf den Tisch – aber weniger als zuletzt.
       
   DIR Internationales Finanzsystem: Neue Klimaklausel für Schulden
       
       Verschuldete Länder sollen nach Unwetter-Katastrophen künftig ihre Tilgung
       pausieren dürfen. Das Geld kann dann in den Wiederaufbau fließen.
       
   DIR Frühjahrstagung von Weltbank und IWF: Grüner Anstrich gesucht
       
       Die Weltbank soll grüner und nachhaltiger werden. Doch wie viel Klimaschutz
       und Menschenrechte stecken in den Reformplänen wirklich?
       
   DIR Schuldenreport 2023: Höhere Schulden im globalen Süden
       
       Zinszahlungen fressen zunehmend die Etats von armen Ländern auf. Ghana,
       Guinea-Bissau, Malawi sind laut Schuldenreport besonders betroffen.
       
   DIR Kandidatur als Weltbank-Präsident: Schulze lenkt ein
       
       Entwicklungsministerin unterstützt jetzt doch den US-Vorschlag für das
       höchste Amt der Weltbank. Sie fordert mehr Geld für Klimaschutz und
       Soziales.
       
   DIR Bewältigung der Schuldenkrise: Verpasste Chance für arme Länder
       
       Deutschland blockiert beim IWF die Reform der Zinsaufschläge bei
       Schuldentilgungen. Das schadet besonders krisengebeutelten Ländern.