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       # taz.de -- Chinas Militärübungen: Macrons fatales Signal
       
       > In Taiwan hat man sich an die Drohungen aus Peking gewöhnt. Macrons
       > Abrücken vom Kurs der USA hat aber das Vertrauen in den Westen
       > geschmälert.
       
   IMG Bild: Macron will in der Taiwan-Frage einen von den USA unabhängigen Kurs
       
       Zum Abschluss [1][der jüngsten chinesischen Militärübungen in der
       Taiwanstraße] lebt die überwältigende Mehrheit der Taiwaner*innen
       ungerührt ihren Alltag weiter. Nur rund ein Fünftel der Menschen zeigte
       sich ernsthaft besorgt, als China im August vergangenen Jahres nach dem
       Besuch von [2][US-Repräsentantenhaus-Sprecherin Nancy Pelosi] die bislang
       größten Militärübungen in der Taiwanstraße veranstaltete.
       
       Nach den Manövern der vergangenen Tage und Pekings Reaktion auf das
       Zusammentreffen von Taiwans Präsidentin mit Pelosis Nachfolger Kevin
       McCarthy fallen die Reaktionen kaum anders aus. Die meisten
       Taiwaner*innen sind sehr wohl besorgt um die Zukunft der Insel als
       demokratische Gesellschaft, doch im Alltag haben sie sich an die Drohungen
       aus Peking gewöhnt. Verharmlosen darf man die Militärmanöver sicher nicht.
       Chinas Armee simuliert Szenarien für eine strategische Blockade der Insel
       im Kriegsfall – das ist Sinn und Zweck der Übungen laut dem chinesischen
       Staatsfernsehen. Ob über kurz oder lang – die Kommunistische Partei ist
       fest entschlossen, die Kontrolle über Taiwan zu gewinnen.
       
       Unklar ist dagegen, welchen Preis sie dafür zu zahlen bereit ist. Das Gebot
       der Stunde ist daher, Peking glaubwürdig klarzumachen, wie hoch dieser
       Preis sein würde, politisch wie ökonomisch. Hierfür ist Taiwan auf
       verlässliche Partner angewiesen. Das oberflächliche Getöse um Nancy
       Pelosis Besuch verstärkte bei vielen Taiwaner*innen dagegen eher den
       Eindruck, die beiden politischen Lager in den USA würden Taiwan nur zur
       eigenen Profilierung ausnutzen.
       
       Chinas Führung verstärkt diese Wahrnehmung gezielt mit öffentlichen
       Statements und durch Desinformationskampagnen, um den Verteidigungswillen
       der Bevölkerung zu untergraben. Dass sich die Taiwaner*innen ihrem
       vermeintlichen Schicksal ergeben, wäre sicher der Traum der Regierung in
       Peking.
       
       ## Mehr Autonomie von den USA
       
       Emmanuel Macrons Besuch bei Chinas Staatspräsident Xi Jinping trägt nicht
       zum Vertrauen Taiwans in den Westen bei. Während EU-Kommissionspräsidentin
       Ursula von der Leyen Xi dezidiert vor militärischen Schritten warnte,
       sträubte sich Macron vor jedem Bekenntnis. Angesichts der unberechenbaren
       politischen Aussichten in Washington mag man es ihm nicht verdenken, dass
       er prinzipiell für mehr „strategische Autonomie“ Europas von den USA warb –
       doch gegenüber Taiwan sendet seine Haltung ein fatales Signal.
       
       Knapp ein Jahr vor den Präsidentschaftswahlen schaut Taiwan aufmerksam auf
       seine viel beschworenen westlichen Wertepartner. In diesen Zeiten Vertrauen
       zu verspielen, hieße nichts anderes, als die Zukunft des Landes aufs Spiel
       zu setzen
       
       11 Apr 2023
       
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