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       # taz.de -- Ex-Präsident Donald Trump: Grand Jury stimmt für Anklage
       
       > Zum ersten Mal in der Geschichte der USA ist ein Ex-Präsident
       > strafrechtlich angeklagt worden. Trump hält die Vorgänge für „politische
       > Verfolgung“.
       
   IMG Bild: Ein Chor führender Republikaner unterstützte Trump am Donnerstagabend in seiner Gegenattacke
       
       New York taz | Donald Trump ist der erste Ex-Präsident der USA, der wegen
       einer Straftat angeklagt wird. Das haben mindestens zwölf Mitglieder einer
       Grand Jury in New York City am Donnerstagabend entschieden. Die Details der
       Anklage blieben zunächst noch unter Verschluss. Möglicherweise werden sie
       erst bekannt, wenn Trump vor den New Yorker Staatsanwalt Alvin Bragg tritt
       und seine Anklage verlesen wird. Doch schon jetzt ist klar, dass die
       Anklage in New York ein neues Kapitel von politischen und juristischen
       Auseinandersetzungen in den USA eröffnet.
       
       Der Angeklagte reagierte wenige Minuten nach Bekanntwerden der Entscheidung
       mit einem wutschnaubenden Kommuniqué aus seiner Residenz Mar-a-Lago in
       Florida. Darin beschrieb Trump sich selbst als Opfer, er sei „eine komplett
       unschuldige Person“, der Staatsanwalt Bragg hingegen „eine Schande“, der
       die „Drecksarbeit für Joe Biden“ erledige.
       
       Ein Chor von führenden Republikanern unterstützte Trump am Donnerstagabend
       in seiner Gegenattacke. Dabei machten sich sowohl Unterstützer als auch
       innerparteiliche Konkurrenten die Trump-Terminologie zu eigen. Sie sprachen
       von „Hexenjagd“, von „Einmischung in die Präsidentschaftswahlen“ 2024, von
       „radikal linken Demokraten“ und von einem angeblich von George Soros
       finanzierten Staatsanwalt.
       
       Der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, [1][Kevin McCarthy],
       behauptete, Staatsanwalt Bragg habe das Land „irreparabel“ beschädigt.
       Ex-Vizepräsident Mike Pence gab sich „empört“. Die Abgeordnete [2][Marjorie
       Taylor Greene] prognostizierte in Georgia, Trump werde die nächsten
       Präsidentschaftswahlen gewinnen. Und in Florida versicherte Gouverneur
       [3][Ron DeSantis], der aussichtsreichste andere potenzielle
       Präsidentschaftskandidat der Republikaner, dass er Trump nicht nach New
       York ausliefern werde. Allerdings erscheint ein Auslieferungsforderung an
       DeSantis unwahrscheinlich. Von einem Trump-Anwalt verlautete bereits, dass
       der 76-Jährige beabsichtige, sich Anfang der nächsten Woche dem
       Staatsanwalt in New York zu stellen.
       
       Trump hat die immer wahrscheinlichere Anklage in New York bereits seit
       Tagen in seinen Wahlkampf integriert. Er ging so weit, seine angeblich
       bevorstehende Verhaftung für den 21. März anzukündigen. Und seine Anhänger
       mit Worten [4][zu Protesten aufzufordern], die wie eine Wiederholung seiner
       Mobilisierung vor dem 6. Januar 2021 klangen, dem Tag des Sturms auf das
       US-Kapitol.
       
       Bislang haben in New York keine nennenswerten Pro-Trump-Kundgebungen
       stattgefunden. Aber Trump-Beobachter wissen, dass seine radikale Basis
       bereit ist, ihm sehr weit zu folgen. „Er kann sein Verbrecherfoto für seine
       Präsidentschaftskampagne benutzen“, regte am Donnerstagabend der Jurist und
       Trump-Verteidiger Alan Dershowitz an.
       
       Wesentliche Rollen beim Zustandekommen der Anklage in New York haben die
       ehemalige Pornodarstellerin [5][Stormy Daniels] und der ehemalige
       Trump-Anwalt [6][Michael Cohen] gespielt. Daniels ist eine von mehreren
       Frauen, die sagen, dass sie Affären mit Trump hatten, als er frisch mit
       Melania verheiratet und gerade wieder Vater geworden war. Cohen ist der
       Anwalt, der unter anderem Daniels, aber auch dem Fotomodell [7][Karen
       McDougal] vor der Präsidentschaftswahl von 2016 Schweigegeld in Höhe von
       130.000 und 150.000 Dollar übergeben hat, um ihre Enthüllungen zu
       verhindern. Die Zahlung von Schweigegeldern ist nicht illegal – wohl aber
       die betrügerische Bezeichnung dieser Gelder als „Anwaltskosten“,
       möglicherweise auch ihre Entnahme aus Trumps Wahlkampfkasse.
       
       Der 49-jährige Yorker Staatsanwalt Bragg ist nicht der einzige Ermittler,
       der Trump gefährlich geworden ist. In Georgia sind Ermittlungen über Trumps
       mutmaßlich illegale Versuche, das Wahlergebnis von 2020 zu manipulieren,
       weit fort geschritten. In Washington laufen Ermittlungen über Trumps
       [8][illegale Mitnahme von Geheimdokumenten] nach Florida und über seine
       Verantwortung für den Sturm auf das Kapitol. Alle drei können zu weiteren
       Anklagen gegen den Ex-Präsidenten und gegenwärtigen
       Präsidentschaftskandidaten führen.
       
       Am späten Donnerstagabend [9][twitterte Stormy Daniels] ihren Dank für
       „Unterstützung und Liebe“. Und teilte mit, dass sie mit Champagner feiert.
       Auf dem rechten TV-Sender Fox hingegen bezeichnete Moderator Tucker Carlson
       die Anklage als einen „größeren Angriff gegen Amerika als der 6. Januar“.
       Und unkte, sie werde das Land in „tiefes Chaos“ stürzen.
       
       31 Mar 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Sprecher-des-US-Repraesentantenhauses/!5907215
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   DIR [9] https://twitter.com/StormyDaniels/status/1641586707853082624
       
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