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       # taz.de -- Reality Show neuen Typs: Angriff von allen Seiten
       
       > Der Hype um „Love is Blind“ ist berechtigt. Die Datingshow hat neue
       > Maßstäbe gesetzt. Und sie bringt ein nicht unerhebliches Suchtpotenzial
       > mit sich.
       
   IMG Bild: Bleiben sie zusammen? „Love ist Blind“, Szene aus Episode 4/08
       
       Den Überblick im enormen Angebot an Datingshows zu behalten, ist schwer.
       Selbst Trash-TV-Liebhaber*innen kommen an Grenzen, seit neben Privatsendern
       auch Streaminganbieter wöchentlich neue Shows veröffentlichen. Doch immer
       wieder mal sticht eine Show aus der Masse heraus und erzeugt einen Hype.
       Aktuell guckt gefühlt gerade die halbe Welt „Love is Blind“.
       
       In der Show begeben sich 15 Männer und 15 Frauen auf die Suche nach der
       großen Liebe. Dafür daten sie sich in sogenannten „Pods“: So können die
       Kandidat*innen sich zwar hören, aber weder sehen noch berühren. Die
       Datingphase endet entweder erfolglos oder mit einem Heiratsantrag. Erst
       wenn dieser angenommen wird, dürfen die Verlobten sich zum ersten Mal
       sehen.
       
       Zusammen verreisen sie in ein Luxus-Ressort, wo sie auf die anderen
       Verlobten treffen. Nach dem Kurzurlaub wartet der Alltag mit Lohn- und
       Hausarbeit, einem ersten Kennenlernen der Freund*innen und Familie und
       natürlich die Hochzeitsplanung. Wenige Wochen nach dem Kennenlernen
       entscheiden die Paare dann vorm Altar, ob sie nun wirklich heiraten wollen
       oder nicht.
       
       Warum der Guardian die Show als „Crack“ oder „Meth“ bezeichnet, wird bei
       dieser Beschreibung vielleicht nicht klar, beim Gucken schon. Denn der
       Suchtfaktor is real: Wer einmal einschaltet, bleibt dran.
       
       ## Warum daten sich hier nur Heteros?
       
       Das mag an den gelungen Cliffhangern oder den attraktiven
       Teilnehmer*innen liegen. Ausschlaggebend ist vermutlich etwas anderes:
       Anderen Menschen dabei zuzugucken, wie sie sich ineinander verlieben, ist
       schön.
       
       Unterhaltsamer ist es, dabei zuzugucken, wie diese Liebe bedroht wird. Und
       Bedrohung gibt es bei „Love is Blind“ überall: Beim ersten Sehen, im Urlaub
       mit den anderen Kandidat*innen, bei finanziellen oder organisatorischen
       Alltagsproblemen oder beim ersten Treffen mit den Familien, die häufig gar
       nicht verstehen können, warum sich ihre Tochter nach nur zwei Wochen
       verlobt hat. Nur wenige Paare durchstehen diese Prüfungen – und das macht
       die Show so spannend.
       
       Potential zur Weiterentwicklung gibt es trotzdem: Denn warum daten sich
       hier eigentlich nur Heteros?
       
       15 Apr 2023
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Carolina Schwarz
       
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