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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Angriffe bei Bachmut ausgebremst
       
       > Dichter Schneefall verlangsamt die russische Offensive auf Bachmut. Das
       > IOC kritisiert den Boykott-Aufruf Kyjiws. SPD-Politiker rufen Scholz zu
       > Friedensinitiative auf.
       
   IMG Bild: Schwere Gefechte im Osten Bachmuts, 29.03
       
       ## Kyjiw: „Russischer Vorsitz im UN-Sicherheitsrat ist Schande“
       
       Die Ukraine hat die turnusmäßige Übernahme des Vorsitzes im
       UN-Sicherheitsrat durch Russland als Schande bezeichnet. Es sei ein
       weiterer Schlag gegen geregelte internationale Beziehungen, twittert der
       Chef des Präsidenten-Stabes, Andrij Jermak. Er kritisiert auch den Iran
       wegen Waffenlieferungen an Russland. „Es ist sehr bezeichnend, dass am
       Feiertag eines Terrorstaates – Iran – ein anderer Terrorstaat – Russland –
       den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat übernimmt“, schreibt Jermak und bezieht
       sich dabei auf den Feiertag anlässlich der Gründung der Islamischen
       Republik Iran. (rtr)
       
       ## Selenskyj fordert Gerechtigkeit für Ukraine
       
       Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat für sein Land
       nachdrücklich Gerechtigkeit gefordert. Am Freitag hatte er im Kyjiwer
       Vorort Butscha mit internationalen Gästen der Opfer der kurzen russischen
       Besatzungszeit gedacht. Am Gedenken nahmen die moldauische Präsidentin Maia
       Sandu und die Regierungschefs der Slowakei, Sloweniens und Kroatiens –
       Eduard Heger, Robert Golob und Andrej Plenkovic – teil.
       
       Nach ihrem Einmarsch vor gut 13 Monaten eroberten russische Truppen Anfang
       März 2022 die Kleinstadt Butscha bei Kyjiw. Am 30. März zogen sie wieder
       ab. Drei Tage später sorgten veröffentlichte Bilder von gefesselten Leichen
       von Zivilisten international für Entsetzen. [1][Butscha gilt weltweit als
       Symbol für russische Kriegsverbrechen].
       
       Mit seinen Gästen hielt Selenskyj am Nachmittag eine Konferenz von „United
       for Justice“ (Vereint für Gerechtigkeit), bei der die Ukraine Unterstützung
       für die Verfolgung russischer Kriegsverbrechen sammeln will. „Und der Tag
       wird kommen, an dem die Welt hören wird, dass die Gerechtigkeit für die
       Ukraine wiederhergestellt wurde“, kündigte Selenskyj an. (dpa)
       
       IOC kritisiert Boykott-Aufruf der ukrainischen Regierung 
       
       Das Internationale Olympische Komitee hat den Boykott-Aufruf der
       ukrainischen Regierung kritisiert. Die Sportler der Ukraine waren am
       Donnerstag offiziell angewiesen worden, Wettbewerbe zu boykottieren, an
       denen Athleten aus Russland oder Belarus teilnehmen. Das IOC habe diese
       Entscheidung zur Kenntnis genommen. „Sollte eine solche Entscheidung
       umgesetzt werden, würde sie nur die ukrainischen Athleten verletzen und
       sich in keiner Weise auf den Krieg auswirken, den die Welt beenden will und
       den das IOC so vehement verurteilt hat“, teilte das IOC am Samstag mit.
       
       Das IOC habe stets betont, „dass es nicht Sache der Regierungen ist, zu
       entscheiden, welche Athleten an welchen internationalen Wettkämpfen
       teilnehmen können“. Sollte die Anweisung umgesetzt werden, „würde sie auch
       gegen die Position einiger ukrainischer Sportler und anderer Mitglieder der
       ukrainischen olympischen Gemeinschaft verstoßen“, hieß es vom IOC.
       
       Das IOC argumentierte zudem, dass es weltweit 70 bewaffnete Konflikte,
       Kriege oder Krisen gebe und sich davon betroffene Nationale Olympischen
       Komitees an die Grundsätze der Olympischen Charta halten und zu keinen
       Boykotten aufrufen würden.
       
       Die Entscheidung war auf Vorschlag des Ministers für Jugend und Sport und
       des Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees der Ukraine, Wadym
       Hutzajt, gefasst worden. Der Beschluss gelte für alle Wettbewerbe,
       einschließlich der Qualifikationswettbewerbe für die Olympischen Spiele
       2024. Sollten Sportler dennoch an Wettbewerben teilnehmen, bei denen auch
       Sportler aus Belarus oder Russland antreten, könne dies dazu führen, dass
       den jeweiligen Verbänden der nationale Status aberkannt werde.
       
       Damit reagierte die ukrainische Regierung auf Empfehlungen des IOC,
       Sportler aus Russland und Belarus [2][als neutrale Teilnehmer an
       Wettkämpfen] wieder zuzulassen. (dpa)
       
       SPD-Politiker rufen Scholz zu Ukraine-Friedensinitiative auf 
       
       Der frühere Chef des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Reiner Hoffmann und
       weitere SPD-Politiker haben in einem von der Frankfurter Rundschau
       (Samstagsausgabe) veröffentlichten Aufruf zu einer Friedensinitiative für
       die Ukraine aufgerufen. Sie ermutigten Bundeskanzler Olaf Scholz, „zusammen
       mit Frankreich insbesondere Brasilien, China, Indien und Indonesien für
       eine Vermittlung zu gewinnen, um schnell einen Waffenstillstand zu
       erreichen“, hieß es in dem Aufruf, den der Historiker Peter Brandt, Sohn
       des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt (SPD) initiierte.
       
       Verfasser des Aufrufs waren zudem neben Ex-DGB-Chef und SPD-Mitglied
       Hoffmann der ehemalige SPD-Abgeordnete Michael Müller sowie Reiner Braun
       vom Internationalen Friedensbüro. Unterzeichner waren unter anderem der
       frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse und Ex-EU-Kommissar Günter
       Verheugen (beide SPD).
       
       „Mit jedem Tag“ wachse „die Gefahr der Ausweitung der Kampfhandlungen“,
       hieß es in dem Text. Der „Schatten eines Atomkrieges“ liege über Europa,
       die Welt dürfe „nicht in einen neuen großen Krieg hineinschlittern“. Es sei
       „das Wichtigste“, nun „alles für einen schnellen Waffenstillstand zu tun,
       den russischen Angriffskrieg zu stoppen und den Weg zu Verhandlungen zu
       finden“. Nur dann könne „der Weg zu einer gemeinsamen Sicherheitsordnung in
       Europa geebnet werden“. (afp)
       
       Kyjiw bestellt 100 gepanzerte Militärfahrzeuge von Polen 
       
       Die Ukraine hat nach polnischen Angaben 100 gepanzerte
       Mehrzweckmilitärfahrzeuge des in Polen hergestellten Typs Rosomak bestellt.
       Das teilte Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki am Samstag bei einem
       Besuch der Rosomak-Fabrik in der südpolnischen Stadt Siemianowice Slaskie
       mit. Demnach sollen die Fahrzeuge dort produziert werden.
       
       Die Bestellung werde durch Mittel finanziert, die Polen von der
       Europäischen Union erhalten habe sowie mit US-Geldern für die Ukraine,
       sagte Morawiecki, ohne weitere Details des Vertrags zu nennen oder Angaben
       zu den Kosten zu machen.
       
       Die USA und ihre Verbündeten unterstützen die Ukraine seit Beginn der
       russischen Invasion im Februar 2022 umfangreich mit finanziellen Mitteln
       und Waffen. Bei den Rosomaks handelt es sich um achträdrige gepanzerte
       Fahrzeuge, die unter Lizenz des finnischen Rüstungskonzern Patria
       hergestellt werden. (afp)
       
       Russische Angriffe bei Bachmut ausgebremst 
       
       Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben weitere Angriffe auf die
       seit Monaten umkämpfte Stadt Bachmut abgewehrt. „In den vergangenen 24
       Stunden haben unsere Verteidiger gegnerische Attacken im Bereich der
       Ortschaften Bohdaniwka und Iwaniwske zurückgeschlagen“, teilte der
       ukrainische Generalstab am Samstag mit. Beide Ortschaften liegen an
       wichtigen Zufahrtsstraßen nach Bachmut. Schon zuvor hatten russische
       Quellen von massiven Schneefällen berichtet, die das Vorankommen der
       angreifenden Truppen beeinträchtigten.
       
       „Die Verschlechterung des Wetters erschwert die Führung aktiver
       Handlungen“, klagte der russische Militärexperte Boris Roschin in der Nacht
       zum Samstag. Auf Bildern und Videos aus der Gegend ist massiver Schneefall
       und eine dicke Schneedecke zu sehen. Das Wetter ist ein wichtiger Faktor im
       Kriegsgeschehen. So wird in den kommenden Wochen auch eine ukrainische
       Gegenoffensive erwartet. Dazu müssen Experten zufolge aber zunächst einmal
       die Böden trocknen, weil die schweren Militärfahrzeuge sonst teils im
       Schlamm steckenbleiben könnten.
       
       Seit Monaten ist Bachmut schwer umkämpft. Die russischen Angreifer haben
       die inzwischen völlig zerstörte Stadt inzwischen von drei Seiten umfasst
       und kontrollieren nach eigenen Angaben etwa 70 Prozent des Stadtgebiets.
       Für Russland ist die Eroberung Bachmuts wichtig, um das Kriegsziel der
       [3][Eroberung des ostukrainischen Donbass-Gebiets] zu erreichen. Bachmut
       ist Teil der Verteidigungslinie vor dem Ballungsraum zwischen Slowjansk und
       Kramatorsk, den letzten großen Städten, die die Ukraine im Gebiet Donezk
       noch hält. (dpa)
       
       1 Apr 2023
       
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