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       # taz.de -- Söders AKW-Alleingang: Wahlkampf mit Atomkraft
       
       > Markus Söder weiß, dass die deutschen AKWs der Vergangenheit angehören.
       > Für Stimmungsmache aber taugen sie allemal.
       
   IMG Bild: Markus Söder mit den Kollegen aus dem Landtag vor dem bayerischen Atomkraftwerk Isar 2
       
       Dem Föderalismus gebührt alle Ehre, und auch Bayerns Ministerpräsident
       Markus Söder hat das Recht auf ebenso faire wie kritische Beurteilung. Der
       jüngste Vorstoß des CSU-Chefs, dass die Länder unabhängig vom Bund
       Atomkraft in Eigenregie betreiben können sollten, ist allerdings Unsinn und
       seine Motivation nur allzu leicht zu durchschauen: Die [1][deutschen AKWs]
       sind abgeschaltet, eine Mehrheit der Bevölkerung spricht sich dennoch für
       den Weiterbetrieb aus, und in Bayern wird im Oktober gewählt.
       
       Die Atomkraft ist eine Höchstrisikotechnologie, über deren Betrieb
       natürlich nicht jedes einzelne Bundesland für sich entscheiden darf. Der
       Freistaat Bayern sollte nicht zur Atommacht werden, ebenso wenig wie
       beispielsweise die Länder Berlin oder Rheinland-Pfalz. Söder aber sind
       viele Mittel recht, um vor allem gegen die Ampel zu schießen und seine
       Stellung als Landeschef zu festigen, ebenso wie die der CSU als
       Regionalpartei.
       
       Bayerns Ministerpräsident hat offenbar vergessen, dass er nach der
       [2][Fukushima-Katastrophe] als bayerischer Umweltminister zu einem der
       glühendsten Ausstiegsbefürworter mutiert war. Und dass er damals
       urplötzlich erkannte, dass die beiden Isar-AKWs ja in der Einflugschneise
       des Münchner Flughafens liegen und auch deshalb eine Bedrohung darstellten.
       Atomkraftgegner hatten das schon über Jahrzehnte gesagt.
       
       Nun kaschiert Söder auch das Versagen der vorherigen Bundesregierungen, an
       denen die CSU beteiligt war und die auf Putins Gas setzten. Auch
       Unionspolitiker reisten gern nach Moskau, um ihre eigene freundschaftliche
       bayerische Außenpolitik zu betreiben, und verschliefen derweil die
       Energiewende. Statt sich AKW-Fantasien hinzugeben, sollte Söder den Ausbau
       der brachliegenden Windkraft in Bayern vorantreiben.
       
       Auch scheint er zu verdrängen, dass Atomenergie [3][weder sauber noch
       günstig] ist. Wo würde beim AKW-Eigenbetrieb das Endlager im Freistaat
       gebaut werden? Bisher war immer eines ganz klar: Ein Endlager kann überall
       hinkommen, aber ganz sicher nicht nach Bayern.
       
       16 Apr 2023
       
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