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       # taz.de -- Verkehrsclub-Vorstand über die A20: „Die Behörden lassen nicht locker“
       
       > Mit Sternfahrten protestieren Autobahngegner:innen am Wochenende
       > gegen einen Weiterbau der Autobahn A20. Jens Deye fordert einen
       > Planungsstopp.
       
   IMG Bild: Breiter Protest: Aktivist*innen auf dem Weserdeich am 12. Oktober 2022
       
       taz: Herr Deye, Ende März erschien eine Liste mit Autobahnen, die
       beschleunigt gebaut werden sollen. Die A20 war auf dieser Liste nicht zu
       finden. Haben Sie die Korken knallen lassen? 
       
       Jens Deye: Nein, bei uns sind keine Sektkorken geknallt. Jede andere
       Entscheidung wäre katastrophal gewesen. Natürlich ist es eine Art Signal,
       dass der Klimaschutz in Deutschland nicht völlig vom Autoverkehr überfahren
       wird. Nur weil die A20 auf der Liste [1][nicht auftaucht], bedeutet das
       noch nicht, dass deswegen die Planungen eingestellt werden. Allerdings ist
       genau das für uns eine klare Forderung: Der Planungsstopp der A20 der muss
       kommen!
       
       Der schleswig-holsteinische Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos)
       sagt als Fan der [2][A20], er wolle einen Bagger kaufen und sie einfach
       selbst weiterbauen. Was antworten Sie ihm? 
       
       Dass er gerne in einen Spielzeugladen gehen kann und sich einen Bagger
       kaufen soll. Es macht keinen Sinn, mit einem polemischen Statement Stimmung
       und Wahlkampf zu machen. Wir müssen die Ressourcen dahin lenken, wo sie
       sinnvoll sind. Da gibt es in Schleswig-Holstein viel zu tun – seine Behörde
       wäre stark ausgelastet.
       
       Verstehen Sie, dass die Bad Segeberger*innen den Ausbau wollen? 
       
       Dass man die A20 mitten in Bad Segeberg enden lassen hat, ist planerisch
       ein No-Go. Das ist eine absolute Katastrophe für diese Stadt. Dagegen wäre
       es zum Beispiel gut, die A20 nach Segeberg rein wieder zurückzubauen, also
       eine Bundesstraße daraus zu machen. Und dann muss man gucken, welche
       Lösungen es gibt, um den bereits entstandenen Verkehr zu reduzieren.
       
       Zum Beispiel? 
       
       Zum einen muss man den Schienenverkehr in der Region ausbauen. Sicherlich
       könnte man auch überlegen, dort eine Troglösung zu schaffen: dass die
       Bundesstraße idealerweise nur noch unterhalb des Stadtzentrums durchführt
       und somit die massive Lärmbelästigung und Gefahren reduziert und abstellt,
       die durch diese Autobahn mitten durch die Stadt entstanden sind.
       
       Plänen zufolge soll die A20 aktuell auch die Elbe überqueren. Was wäre Ihr
       Gegenvorschlag zur Autobahnbrücke? 
       
       Der Betreiber der Fähre Glückstadt hat [3][ein Konzept vorgelegt], mit dem
       man gegen den dort ständig starken Stau angehen könnte. Er spricht von
       einer Kapazitätserweiterung um das Sechsfache. Das ist eine Maßnahme, die
       sehr zügig umgesetzt werden kann. Wenn der Fährenbetreiber da die
       Planungssicherheit und Baugenehmigung kriegt, dann ist so was innerhalb von
       zwei Jahren umsetzbar. Das hätte den großen Vorteil, dass wir nicht auf den
       Sankt-Nimmerleins-Tag warten müssen, bis diese A20 gebaut wäre, sondern das
       Stauproblem zügig lösen könnten.
       
       Welche Bedeutung hätte der Weiterbau der Küstenautobahn für das Klima? 
       
       Zum einen gibt es die graue Energie, die in den Beton, den Bau des Tunnels
       und der Fahrstrecke fließen würde. Dazu kommt die [4][Versiegelung der
       Moore], die als CO2-Speicher dienen. Spätestens wenn man für die
       Baumaßnahmen den Grundwasserspiegel absenken muss, dann sterben diese
       Moore, und das verursacht dann auch eine starke Emission an CO2, die es
       unbedingt zu vermeiden gilt.
       
       Wie nehmen Sie die Stimmung der Menschen vor Ort in Hinblick auf die A20
       wahr? 
       
       Ein Großteil der Bevölkerung ist gegen die A20. Gleichzeitig glauben auch
       ganz viele Menschen, dass die Autobahn nie kommen wird, weil die Planungen
       und Konzepte schon seit den Neunzigerjahren laufen. Aber die Behörden
       arbeiten stetig am Weiterbau und lassen nicht locker. Dementsprechend ist
       es wichtig, dagegenzuhalten und zu sagen, dass der Weiterbau sowohl im
       Sinne der Klimaziele als auch im Sinne einer attraktiven Mobilität in
       Schleswig-Holstein nicht akzeptabel ist. Wir können nicht alles auf das
       Auto konzentrieren – wir sollten die Bürger entscheiden lassen, welches
       Verkehrsmittel sie nutzen möchten.
       
       Das können Sie nicht? 
       
       Aktuell bleibt übrig, das Auto zu wählen, weil nur dafür die Infrastruktur
       ausgebaut ist. Aber dem müssen wir uns entgegenstellen: Wir müssen
       Möglichkeiten schaffen, mit denen es auch attraktiv wird, den ÖPNV oder das
       Rad zu nutzen.
       
       Und darauf wollen Sie bei Ihrem Aktionstag am Wochenende aufmerksam machen? 
       
       Genau, wir haben eine Sternfahrt geplant. Von verschiedenen Punkten aus
       werden wir uns zu Fahrraddemos nach Glückstadt aufmachen und unsere
       Forderung, dass der Weiterbau der A20 gestoppt wird, stark machen!
       
       21 Apr 2023
       
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       ## AUTOREN
       
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