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       # taz.de -- Neues Flüssiggas-Terminal vor Rügen: LNG-Pläne womöglich illegal
       
       > Die Bundesregierung will die Infrastruktur für Flüssiggas auch vor der
       > größten deutschen Ostseeinsel ausbauen – laut einem Gutachten
       > rechtswidrig.
       
   IMG Bild: Stürmisches Wetter an Rügens Küste bei Sellin
       
       Berlin taz | Ein neues Gutachten im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH)
       stuft die Flüssiggaspläne der Bundesregierung als gesetzeswidrig ein. Die
       Ampelkoalition [1][will mehr Infrastruktur für Flüssiggas (LNG)] an
       Deutschlands Küsten schaffen. Dafür hatte der Bundestag vor einem knappen
       Jahr das LNG-Beschleunigungsgesetz verabschiedet, welches die Regierung nun
       offenbar mit einer Novelle zu erweitern gedenkt.
       
       „Das LNG-Beschleunigungs-gesetz ist in weiten Teilen europarechtswidrig“,
       schreibt die Rechtsanwältin Cornelia Ziehm in ihrem Gutachten. „Es basiert
       auf Annahmen, die jetzt überholt sind beziehungsweise von Beginn an
       unzutreffend waren.“ Gegen das Europarecht verstoße unter anderem, dass
       [2][die Bundesregierung den Umweltschutz lockere], damit die Terminals
       schnell gebaut werden können.
       
       Auf Basis der Gesetzesnovelle planen die Ampelparteien offenbar, dem
       Konzern RWE den Bau eines weiteren LNG-Terminals vor der Küste Rügens zu
       gestatten. Einwohner der Ostseeinsel hatten bereits gegen die Bauvorhaben
       protestiert.
       
       Ferner sollen mit der geplanten Erweiterung des Gesetzes wohl auch
       bestehende Gasleitungen beschleunigt ausgebaut werden.
       
       ## Absichtlich überdimensioniert
       
       Die DUH fordert die Regierung auf, das LNG-Gesetz zurückzuziehen – es sei
       mit den Klimazielen und dem Klimaschutzgesetz nicht vereinbar. Im Gutachten
       ist von „erheblichen Überkapazitäten und erheblichen fossilen Lock-Ins“ die
       Rede. Anfang März war bekannt geworden, dass das
       Bundeswirtschaftsministerium absichtlich Überkapazitäten für LNG einplant,
       um sich etwa gegen einen möglichen Wegfall norwegischer Gaslieferungen
       abzusichern. [3][Norwegen war nach dem Stopp der Importe aus Russland zu
       Deutschlands wichtigstem Gaslieferanten] geworden.
       
       Die DUH plant derweil, das Ausbauvorhaben der Bundesregierung anzufechten.
       „Wir werden rechtlich gegen alle Projekte vorgehen, die über das
       hinausgehen, was heute schon in Betrieb ist“, sagt Constantin Zerger,
       Leiter des DUH-Bereichs für Energie und Klimaschutz, der taz. Dazu müssten
       aber zunächst die bürokratischen Genehmigungsverfahren abgeschlossen sein.
       
       20 Apr 2023
       
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