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       # taz.de -- Selenski zu Besuch in Polen: Warme Worte und viel Getreide
       
       > Der ukrainische Präsident Selenski spricht den Polen seinen Dank aus.
       > Doch er kommt in einem kritischen Moment.
       
   IMG Bild: Selenski hofft auf offene Grenzen zwischen Polen und der Ukraine
       
       Warschau taz | „Ich bin Polen sehr dankbar für all die Hilfe, die wir in
       diesem furchtbaren Krieg von euch erhalten haben“, sagte der ukrainische
       Präsident Wolodymyr Selenski am Mittwoch bei seinem Besuch in Warschau. „Am
       dankbarsten bin ich euch für eure große Unterstützung für unseren geplanten
       EU-Beitritt. Denn mit den Werten der EU verbinden wir unsere Zukunft.“
       
       Polens Präsident Andrzej Duda betonte seinerseits die große
       [1][militärische Hilfe, die Polen leistet] – die drittgrößte, nach den USA
       und Großbritannien: „Aktuell bereiten wir die Übergabe von weiteren vier
       MIG-29-Kampfflugzeugen vor. Sechs weitere überarbeiten wir zur Zeit.“
       
       Selenski dankte auch den Polen, die ukrainische Geflüchtete mit offenen
       Armen und großer Herzlichkeit aufgenommen hätten. Den Wiederaufbau der
       Ukraine nach dem Krieg werde man gemeinsam mit den polnischen Freunden
       meistern. Er lade die Polen schon heute zur Zusammenarbeit ein.
       
       Schon am Morgen hatte Duda Selenski die höchste polnische Auszeichnung
       verliehen, den Orden des Weißen Adlers: Für seine Verdienste um die
       Vertiefung der polnisch-ukrainischen Beziehungen, seinen Einsatz für die
       Sicherheit sowie für die Verteidigung der Menschenrechte, so Duda.
       
       ## Unmut in Polen wächst
       
       Selenski kommt in einem kritischen Moment nach Polen. Zwar hat die
       Regierung Polens schon vor Monaten die meisten Hilfszahlungen an
       ukrainische Geflüchtete eingestellt, doch immer mehr Polen haben das
       Gefühl, ihre Hilfsbereitschaft werde ausgenutzt.
       
       Auf dem Land formiert sich Widerstand. Denn die Idee der Europäischen
       Kommission, das [2][ukrainische Getreide], das normalerweise über die
       Schwarzmeer-Häfen nach Asien und Afrika exportiert wird, per Bahn durch die
       EU zu schleusen und dann an ihren Bestimmungsort zu transportieren, war
       zwar gut, aber nicht zu Ende gedacht. Polens Häfen haben gar nicht die
       Verladekapazitäten für zusätzliche Millionen Tonnen Getreide aus der
       Ukraine, die nun zum großen Teil in polnischen Silos liegen und zu einem
       massiven Preisverfall des polnischen Getreides geführt haben.
       
       Polens Landwirtschaftsminister Henryk Kowalczyk von der
       nationalpopulistischen Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) trat
       am Besuchstag Selenskis zurück. Er schiebt die Schuld auf die Europäische
       Kommission, doch er hat über Monate hinweg nicht mit dem
       EU-Landwirtschaftskommissar gesprochen, um den Weizentransport aus der
       Ukraine neu zu regeln.
       
       Bis heute ist auch immer noch nicht ein Getreideterminal entstanden, das
       die Regierung in der Hafenstadt Gdynia bauen wollte.
       
       ## Konkurrenz im Wiederaufbau
       
       Als Donald Tusk, Vorsitzender der liberalkonservativen Partei
       Bürgerkoalition (KO), im Juni 2022 auf das Logistik-Problem aufmerksam
       machte, warf ihm Premier Mateusz Morawiecki (PiS) vor, sich „im Sinne
       Putins“ zu äußern.
       
       Immer lauter werden auch die Forderungen, dass Polen und die Ukraine
       verbindliche Verträge über den Wiederaufbau des Landes nach Kriegsende
       unterzeichnen sollten. Es könne nicht sein, erklärte der KO-Parlamentarier
       Pawel Kowal im Radio TokFM, dass Polen der Ukraine während des ganzen
       Kriegs Waffen und humanitäre Hilfe gebe, nach dem Krieg aber westliche
       Staaten das große Geschäft mit dem Wiederaufbau machen würden.
       
       Eine Anspielung auf Bundeswirtschaftsminister [3][Robert Habeck, der nur
       kurz zuvor in Kyjiw war] und aktuelle wie künftige deutsch-ukrainische
       Investitionen erörterte.
       
       5 Apr 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Gabriele Lesser
       
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