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       # taz.de -- Zehntausende Fachkräfte fehlen: Windbranche sucht Leute
       
       > Schon einmal galt die Windenergie als potenzieller Jobmotor. Dann stockte
       > der Ausbau aus politischen Gründen. Ändert sich das jetzt wieder?
       
   IMG Bild: Zahnräder für Windkraftwerke im Fraunhofer-Institut in Cuxhaven im Jahr 2010
       
       Hamburg dpa | Die Windbranche sucht in den kommenden Jahren in großem Stil
       Arbeitskräfte für den Ausbau erneuerbarer Energien. Die [1][erwartete
       Verdoppelung der installierten Windkraftleistung bis 2030] funktioniere
       „nicht ohne Aufstocken des Personals“, sagte der Geschäftsführer des
       Bundesverbandes Windenergie, Wolfram Axthelm. Das werde „nicht bedeuten,
       dass man 100 Prozent mehr Personal hat, aber es wird einen signifikanten
       Personalzuwachs geben“, fügte er hinzu. „Wir reden über mehrere
       Zehntausende.“
       
       Die Unternehmen sehen sich dabei zum einen mit dem [2][Fachkräftemangel
       konfrontiert, den derzeit nahezu alle Wirtschaftszweige beklagen]. „Fast
       alle in der Branche stellen zur Zeit neue Leute ein und merken dann vor
       allem, dass man in Wettbewerb mit anderen tritt, dass man sich anstrengen
       muss, Leute zu finden“, sagte Axthelm. Daneben kämpfen die Unternehmen der
       Windindustrie noch mit den Nachwehen des enormen Personalabbaus der
       vergangenen Jahre, einer Folge des stockenden Zubaus bei der Windenergie.
       
       „Wir haben in den Jahren 2019/2020 ungefähr 50.000
       Beschäftigungsverhältnisse über die ganze Breite der Branche verloren“,
       sagte Axthelm. Das entspricht ungefähr einem Drittel der Jobs. „Das ist
       jetzt unser schwerer Rucksack, den wir mit uns herumtragen. Da geht es uns
       so ähnlich wie der Gastronomie. Wer einmal weg ist und einen neuen Job
       gefunden hat, da kann ich nicht mit dem Finger schnipsen und der kommt
       wieder zurück.“ Zudem habe jeder der ehemaligen Beschäftigten „bei diesem
       erzwungenen Abschied aus der Branche wahrscheinlich zehn Leuten erzählt,
       wie schlecht das alles ist, dass er seinen Job verloren hat, so dass wir
       jetzt erst wieder Vertrauen aufbauen müssen, was die Politik uns
       eingebrockt hat“.
       
       Die Konsequenz lautet nach Axthelms Worten: „Wir müssen als Branche lernen,
       dass wir uns sichtbarer machen – und man nicht mehr einfach sagen kann, wir
       werden schon die Leute finden über Mund-zu-Mund-Propaganda aus der eigenen
       Belegschaft heraus.“
       
       ## Potenzial in der Autoindustrie?
       
       Beispielsweise arbeitet die Windbranche seit rund einem Jahr in einem
       öffentlich geförderten Projekt mit dem Energieunternehmen Leag in der
       Lausitz zusammen: „Da geht es darum, dass wir mal definieren, was haben die
       für Berufsbilder, was brauchen wir künftig für Berufsbilder“, sagte
       Axthelm. „Ganz oft hören wir ja, die Energiewende bringe unter dem Strich
       ein Beschäftigungsplus, aber das nutzt niemandem in der Lausitz. Die wollen
       wissen: Wie habe ich persönlich eine Perspektive?“
       
       Ein [3][großes Potenzial sieht die Windbranche in der Autoindustrie]. Es
       gebe viele „Menschen, die im Bereich der Automobilzulieferer durch den
       Schwenk zur E-Mobilität dort keine echte Beschäftigung mehr haben, die
       könnten aber im Windbereich weiter im eigenen Unternehmen bleiben“, sagte
       Axthelm.
       
       7 Apr 2023
       
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