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       # taz.de -- Krise beim FC Bayern: Keine Helden des Büros
       
       > Die Probleme des FC Bayern sind struktureller Natur, sie hängen nicht nur
       > an Kahn und Salihamidžić. Sie wurzeln im Konzept.
       
   IMG Bild: Sahen auf dem Platz besser aus: Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić
       
       Nun ist also der bayerische Worst Case eingetreten. Das Jahr ohne Titel
       wird recht wahrscheinlich und Markus Söder („Die Dortmunder sind eigentlich
       fast zu doof, um deutscher Meister zu werden“) sieht noch doofer aus als
       sonst. [1][Kahn und Salihamidžić wackeln], Hoeneß soll retten. Die Schrille
       dieser Debatte ist ja tatsächlich völlig kurios. Seit 2012 hat der FC
       Bayern jedes Jahr mindestens einen Titel gewonnen. Dass nun allen Ernstes
       von einem Niedergang die Rede ist, sagt mehr über den Stand im System
       Fußball als den FC Bayern.
       
       In der derzeit viel besungenen Ära Hoeneß waren titellose Jahre tatsächlich
       recht häufig. Erst der Platz-vier-Schiffbruch 2007 markiert die große
       finanzpolitische Wende: Der FCB musste in der anbrechenden
       [2][Oligarchenära] massiv mehr investieren, um mitzuhalten. Es kamen auf
       einen Schlag Miroslav Klose, Luca Toni und Ribéry, zwei Jahre später noch
       Arjen Robben. Es waren die wichtigsten Transfers der letzten Jahrzehnte,
       mit Ausnahme vielleicht von Lewandowski.
       
       ## Einkaufspolitik seit Langem ähnlich
       
       Diese Coups überdecken allerdings, dass die Bayern-Einkaufspolitik seit
       Langem ähnlich funktioniert wie die aktuell von Kahn und Salihamidžić: drei
       Irrtümer, ein Treffer. Wahllos teure Spieler (Breno, Renato Sanches, Mario
       Götze …), [3][kaum Spielidee und ein teurer, aber eher machtloser Trainer],
       der alles zusammenschustern soll. Dieses Konzept, getragen von
       mittelmäßigen Entscheidern mit Bayern-Stallgeruch, konnte nur
       funktionieren, weil die finanzielle Fußballwelt der 2010er eine andere war.
       
       Wenn man sich irrte, irrte man eher um 10 als um 67 Millionen. Erweiterte
       internationale Spitze kam und blieb noch in der Bundesliga. Zudem
       profitierte der Klub extrem von der Blüte des deutschen Männerfußballs,
       dessen größte Stars in München landeten. Auch damit ist es vorbei, mit dem
       Weg nach München ebenso wie mit deutscher Weltklasse.
       
       Eine Rückkehr des Populisten Hoeneß würde kein Problem lösen. Öffentlich
       krankt die aktuelle Führung vor allem an ihrem desaströsen Auftreten,
       intern sind die Probleme strukturell. Dass man tatsächlich auch einen
       Megaklub immer noch in den Niedergang fahren kann, haben zuletzt Manchester
       United und die Mailänder Klubs belegt. Letztere zeigen aber auch, dass die
       Reichen fast immer wiederkommen.
       
       Um in der noch teureren neuen Welt zu bestehen, bräuchte Bayern zwei
       Erkenntnisse: Es muss nicht jedes Jahr ein Titel her. Und: Eigene Helden
       vom Platz taugen selten als Helden der Büroetage. Zu befürchten ist eher,
       dass diese Erkenntnislücke mit zweifelhaftem neuem Geld gestopft wird.
       
       23 Apr 2023
       
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