URI: 
       # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: MiG-29-Lieferung ist genehmigt
       
       > Berlin will am Donnerstag entscheiden, ob es Polen die Zustimmung zur
       > Lieferung von MiG-29 erteilt. Russland meldet Einkesselung ukrainischer
       > Truppen in Bachmut.
       
   IMG Bild: Mig-29 der polnischen Luftwaffe bei einer Airshow
       
       ## Deutschland billigt Lieferung von fünf polnischen MiG-29-Kampfjets an
       die Ukraine
       
       Die Bundesregierung hat die Lieferung von fünf MiG-29-Kampfjets durch Polen
       an die Ukraine genehmigt. Wie das Bundesverteidigungsministerium am
       Donnerstag mitteilte, wurde ein entsprechender Reexportantrag Warschaus
       gebilligt. Nötig war die Genehmigung, weil die Flugzeuge ursprünglich aus
       Beständen der Nationalen Volksarmee der DDR stammen. (afp)
       
       ## Pistorius: Schnelle Entscheidung über polnische MiG-29 für Ukraine
       
       Die Bundesregierung will noch an diesem Donnerstag darüber entscheiden, ob
       sie Polen ihre Zustimmung für eine Lieferung von Kampfflugzeugen
       sowjetischer Bauart an die Ukraine geben wird. Das sagte
       Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am Rande eines Besuchs bei
       deutschen Soldaten im westafrikanischen Mali. [1][Es geht um Jets vom Typ
       MiG-29 aus DDR-Altbeständen], die Deutschland an Polen abgegeben hatte.
       
       Zuvor hatte Polen bei der Bundesregierung die Genehmigung für eine
       Lieferung von Kampfflugzeugen sowjetischer Bauart an die Ukraine beantragt.
       Ein entsprechendes Schreiben ging in Berlin ein, wie die Deutsche
       Presse-Agentur am Donnerstag aus Regierungskreisen erfuhr.
       
       Polen hatte im März die Lieferung von MiG-29-Kampfflugzeugen sowjetischer
       Bauart an die Ukraine angekündigt, um das Land im Kampf gegen den
       russischen Angriff zu unterstützen. Zunächst wurden aber keine Maschinen
       aus früheren DDR-Beständen geliefert, das soll sich nun offensichtlich
       ändern.
       
       Im Jahr 2002 hatte Deutschland 22 Kampfjets vom Typ MiG-29 an Polen
       verkauft, die die Bundeswehr von der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR
       übernommen hatte. Der Sicherheitsberater des polnischen Präsidenten Andrzej
       Duda, Jacek Siewiera, hatte Ende März gesagt, die polnische Luftwaffe habe
       heute noch etwa ein Dutzend davon. In den Verkaufsverträgen für
       Rüstungsgüter aus Deutschland ist in der Regel festgeschrieben, dass die
       Bundesregierung einer möglichen späteren Weitergabe zustimmen muss. (dpa)
       
       ## Russland meldet Einkesselung ukrainischer Truppen in Bachmut
       
       Russische Truppen haben nach Angaben der Regierung in Moskau die
       ukrainischen Verteidiger der Stadt Bachmut im Osten der Ukraine
       eingekesselt. Luftgestützte Truppen verstärkten derzeit die Kampfeinheiten
       der Söldnertruppe Wagner und verhinderten die Entsendung weiterer
       ukrainischer Soldaten sowie einen Rückzug der „feindlichen Einheiten“ aus
       Bachmut, erklärte das russische Verteidigungsministerium am Donnerstag in
       einem Lagebericht.
       
       Die Stadt ist seit Monaten heftig umkämpft und inzwischen weitgehend
       zerstört und verlassen; wegen der Dauer der Kämpfe hat sie für beide Seiten
       hohe symbolische Bedeutung. (afp)
       
       ## Gefangenenaustausch mit US-Reporter erst nach Prozess denkbar
       
       Eine Freilassung des in Russland inhaftierten Wall Street Journal-Reporters
       Evan Gershkovich im Rahmen eines möglichen Gefangenaustausches kann nach
       Angaben des stellvertretenden Außenministers Sergej Rjabkow erst nach einem
       Prozess gegen den Angeklagten erwogen werden. Das berichtet die
       Nachrichtenagentur Tass. Der US-Journalist wird der Spionage verdächtigt.
       Gershkovich weist die Vorwürfe zurück. (rtr)
       
       ## Nach Kinderbild: Belarus liefert Moskaljow an Russland aus
       
       Belarus hat einen Mann an Russland ausgeliefert, der dort wegen
       Diskreditierung der Armee verurteilt worden war. Alexej Moskaljow sei
       abgeschoben worden, meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA
       unter Berufung auf belarussische Behörden. Moskaljow, dessen Tochter in der
       Schule [2][Anti-Kriegs-Bilder gezeichnet] hatte, war zu zwei Jahren
       Strafkolonie verurteilt worden.
       
       Grund waren Äußerungen über den Krieg in der Ukraine, die er in sozialen
       Medien online gestellt hatte. Die Ermittlungen gegen ihn wurden jedoch erst
       aufgenommen, nachdem seine zwölfjährige Tochter im vergangenen April ein
       Bild gemalt hatte, auf dem zu sehen ist, wie russische Raketen auf eine
       ukrainische Mutter und ein Kind zufliegen. Die Schulleitung schaltete
       darauf die Polizei ein. Anfang März wurde Moskaljow unter Hausarrest
       gestellt, aus dem er floh, später wurde er in Belarus festgenommen. Das
       Mädchen wurde in ein Kinderheim in seiner Heimatstadt Jefremow südlich von
       Moskau eingewiesen. (rtr)
       
       ## Kuleba: Frieden nur mit ursprünglichen Grenzen der Ukraine
       
       Einen echten Frieden kann es nach den Worten des ukrainischen
       Außenministers Dmytro Kuleba nur geben, wenn die ursprünglichen Grenzen
       seines Landes wiederhergestellt sind. Alle besetzten Städte und die Krim
       müssten wieder Teil der Ukraine sein, sagt er in einer Video-Schaltung bei
       einer Sicherheitskonferenz in Bukarest. „Es gibt keinen Unterschied
       zwischen … ukrainischen Städten, sie alle müssen und werden wieder zur
       Ukraine gehören.“ Russland hat bereits 2014 die ukrainische Halbinsel Krim
       annektiert, was international nicht anerkannt ist. (rtr)
       
       ## Enthauptungsvideo: Bisher nicht unabhängig identifiziert
       
       Weit über die Ukraine hinaus hat ein Video, das mutmaßlich die Enthauptung
       eines ukrainischen Kriegsgefangenen durch russische Kämpfer zeigt, für
       Entsetzen gesorgt. Schockiert zeigten sich etwa Beobachter der Vereinten
       Nationen in der Ukraine und Tschechiens Präsident Petr Pavel.
       
       „Die lange Geschichte der russischen Straflosigkeit muss endlich aufhören“,
       forderte unterdessen der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Der
       Kreml in Moskau hingegen zweifelte die Echtheit des Videos an. Tatsächlich
       war diese von unabhängiger Seite noch nicht abschließend verifiziert. Ein
       ehemaliger russischer Söldner will darin aber bereits „eindeutig“ seine
       früheren Kameraden als Täter identifiziert haben.
       
       In der Nacht zum Mittwoch war im Internet ein rund eineinhalbminütiges
       Video aufgetaucht. Es zeigt, wie ein uniformierter Mann von einem anderen
       enthauptet wird. Der Täter trägt dabei eine für russische Soldaten typische
       weiße Kennzeichnung an der Kleidung. Neben der Überprüfung der Echtheit
       steht derzeit auch eine unabhängige Analyse des Aufnahmezeitpunkts noch
       aus. (dpa)
       
       ## Bürgerrechtler: Russische Söldner auf Enthauptungsvideo identifiziert
       
       Ein russischer Ex-Söldner identifizierte Bürgerrechtlern zufolge bereits
       frühere Kameraden als Täter. Man habe Andrej Medwedew, der vor Monaten nach
       Norwegen geflohen war und derzeit in Schweden inhaftiert ist, das
       Videomaterial zukommen lassen, sagte der Gründer der russischen
       Bürgerrechtsorganisation Gulagu.net, Wladimir Ossetschkin, am Mittwoch.
       
       „Er hat es mehrmals aufmerksam angehört und geschaut und er erkennt dort
       eindeutig seine früheren Kollegen, Kämpfer der [3][Söldnertruppe Wagner]“,
       erklärte Ossetschkin in dem Beitrag, der auf dem Youtube-Kanal des im
       Ausland lebenden russischen Oppositionellen Michail Chodorkowski
       veröffentlicht wurde. Medwedew, der früher selbst für die berüchtigte
       russische Söldnergruppe kämpfte, habe die Männer anhand „charakteristischer
       Rufzeichen und ihrer Art zu sprechen“ identifiziert, sagte der
       Bürgerrechtler weiter.
       
       Ossetschkins Organisation ist eigentlich in erster Linie für ihren Einsatz
       gegen Gewalt in russischen Straflagern bekannt. Sie betreute allerdings
       auch Ex-Söldner Medwedew, als dieser im Januar in Norwegen gemäß dem
       dortigen Einwanderungsgesetz nach seiner Flucht festgenommen wurde. Später
       wurde Medwedew in Norwegen wieder freigelassen – einige Wochen später aber
       im Nachbarland Schweden wegen unerlaubter Einreise inhaftiert. (dpa)
       
       ## Selenskyj ruft in Schalte zu Schweigeminute auf
       
       Der ukrainische Präsident rief nach der Veröffentlichung des
       Enthauptungsvideos bei einer Veranstaltung in Washington zu einer
       Schweigeminute auf. „Ich bitte Sie nun, mit einer Schweigeminute des
       ukrainischen Soldaten zu gedenken, dessen Tod wir gestern alle miterlebt
       haben“, sagte der per Video zugeschaltete Selenskyj bei einem Runden Tisch
       zur Ukraine während der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds
       und der Weltbank. Er erinnerte auch an die weiteren Opfer des russischen
       Angriffskriegs in der Ukraine. Daraufhin hielt Selenskyj kurz inne.
       
       „Die Ukraine durchlebt derzeit einen Sturm der Gefühle“, sagte der
       ukrainische Präsident außerdem. Die russische Armee versuche, dieses Ausmaß
       an Gewalt und Gräueltaten überall in der Ukraine zur Routine werden zu
       lassen und sei stolz darauf. (dpa)
       
       ## Tschechiens Präsident vergleicht Russland mit „IS“
       
       Entsetzt reagierte auch der tschechische Präsident Pavel. „Falls sich
       dieses Video als authentisch erweisen sollte, dann haben sich russische
       Soldaten damit in eine Reihe gestellt mit dem Islamischen Staat, was wir
       alle weltweit verurteilen sollten“, sagte der General außer Dienst in Prag.
       (dpa)
       
       ## Selenskyj fordert Beschlagnahmung russischen Vermögens
       
       Selenskyj rief in Washington zudem dazu auf, Vermögenswerte des russischen
       Staates zu beschlagnahmen und seinem Land für den Wiederaufbau zur
       Verfügung zu stellen. „Russland muss den vollen Preis für seine Aggression
       spüren“, sagte Selenskyj. Es sei realistisch, Russlands Vermögen und das
       der russischen Zentralbank zu konfiszieren, damit das Leben in der Ukraine
       wiederhergestellt werden könne.
       
       Diese Forderung wiederholte Selenskyj wenig später auch in seiner
       abendlichen Videoansprache. Hinter ähnlichen Aufrufen der Ukraine war die
       Weltgemeinschaft in der Vergangenheit weitgehend zurückgeblieben. Grund
       waren vor allem rechtliche Bedenken und praktische Hürden. (dpa)
       
       ## Yellen: Unterstützung der Ukraine ist gemeinsame Anstrengung
       
       Die US-Regierung rief die Weltgemeinschaft dazu auf, bei der finanziellen
       Hilfe für die Ukraine nicht nachzulassen. „Die Unterstützung der Ukraine
       ist eine gemeinsame Anstrengung“, mahnte US-Finanzministerin Janet Yellen
       bei der [4][Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der
       Weltbank]. „Wir begrüßen die Bemühungen unserer Verbündeten und Partner,
       umfangreiche (…) und rechtzeitige Hilfe zu leisten“, sagte Yellen und
       forderte alle auf, „dies auch weiterhin zu tun“. (dpa)
       
       ## Blatt – Junger Waffenfan für Leck bei US-Geheimdienst verantwortlich
       
       Ein junger Waffenliebhaber hat einem Bericht der Washington Post zufolge
       die geheimen militärischen und nachrichtendienstlichen [5][Dokumente der
       USA durchsickern] lassen. Der Mann sei in den Zwanzigern und habe auf einer
       Militärbasis gearbeitet, berichtete die Zeitung am Mittwoch. Sie beruft
       sich auf andere Mitglieder einer Online-Chat-Gruppe auf der
       Instant-Messaging-Plattform Discord, mit denen der Mann geheime Daten
       geteilt haben soll.
       
       Die Rede ist von etwa zwei Dutzend Männern und Jungen, die eine „Liebe zu
       Waffen, militärischer Ausrüstung und Gott“ teilten, berichtete die
       Washington Post. Die Zeitung nennt die Namen der Person nicht. Ihren
       Bericht stützt sie nach eigenen Angaben auf Interviews mit zwei Mitgliedern
       der Discord-Chat-Gruppe. Reuters konnte Details des Berichtes nicht
       unabhängig überprüfen. Weder das US-Verteidigungs- noch das
       Justizministerium reagierten auf eine Anfrage wegen einer Stellungnahme zu
       dem Zeitungsbericht.
       
       In den im Internet veröffentlichten geheimen Papieren geht es nach Angaben
       aus US-Regierungskreisen um Themen, die sich auf den Krieg in der Ukraine,
       auf China, den Nahen Osten und Afrika beziehen. Fotos von sensiblen
       Dokumenten wurden auf Discord und anderen Plattformen veröffentlicht,
       darunter das Messaging-Board 4Chan, die verschlüsselte globale
       Messaging-App von Telegram und Twitter. Die US-Sicherheitsbehörden und das
       Justizministerium untersuchen den Fall.
       
       Der mutmaßlich Verantwortliche nannte sich dem Zeitungsbericht zufolge OG,
       umgangssprachlich für Original Gangster oder Traditionalist alter Schule.
       Er wurde von einem Informanten der Washington Post als im Alter von Anfang
       bis Mitte zwanzig beschrieben, und er sei von Mitgliedern der Chat-Gruppe
       bewundert worden. „Er ist fit. Er ist stark. Er ist bewaffnet. Er ist
       trainiert. Einfach alles, was man wie aus einem verrückten Film erwarten
       kann“, sagte ein Mitglied der Chat-Gruppe. Die Zeitung bezeichnete diesen
       Informanten als unter 18 Jahre alt. Er habe mit Erlaubnis seiner Mutter das
       Interview gegeben sowie unter der Bedingung der Anonymität. (rtr)
       
       ## USA verhängen Sanktionen gegen russische Bank mit Sitz in Budapest
       
       Das US-Finanzministerium belegte unterdessen die von Russland
       kontrollierte, in Budapest ansässige Internationale Investitionsbank (IIB)
       mit Sanktionen. Das teilten das Ministerium in Washington und der
       US-Botschafter in Budapest, David Pressman, mit. Insgesamt verhängten die
       USA gegen mehr als 120 Einrichtungen und Einzelpersonen aus mehr als 20
       Ländern neue Sanktionen, wie das US-Finanz- sowie das Außenministerium
       mitteilte. (dpa)
       
       13 Apr 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /-Nachrichten-im-Ukraine-Krieg-/!5925642
   DIR [2] /Repression-in-Russland/!5922306
   DIR [3] /Wagner-Soeldnertruppe-in-der-Ukraine/!5908629
   DIR [4] /IWF-und-Weltbank-auf-Fruehjahrstagung/!5924846
   DIR [5] /Datenleck-im-Pentagon/!5924743
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Enthauptung
   DIR Sanktionen
   DIR Weltbank
   DIR US-Geheimdienst
   DIR GNS
   DIR Schwerpunkt Emmanuel Macron
   DIR Whistleblower
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
   DIR Novaya Gazeta Europe in der taz
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR „Kampfjet-Koalition“ für die Ukraine: Briten und Niederländer gehen voran
       
       Die Lieferung von F-16-Kampfjets an die Ukraine rückt näher: Erst die
       Piloten ausbilden, dann die Jets liefern? Die USA sind vorerst skeptisch.
       
   DIR Pentagon-Leaks in den USA: Verschlossene Augen in Washington
       
       US-Präsident Joe Biden gibt sich angesichts der Pentagon-Leaks „nicht
       besorgt“. Der Umgang mit den Enthüllungen erinnert an die Zeit von
       Wikileaks.
       
   DIR Datenleck im Pentagon: Leak mit fatalen Folgen für Kyjiw
       
       Wem nützen die Datenleaks aus den US-Geheimdiensten? Vor allem natürlich
       den Russen. Klar ist, dass sie einen enormen Schaden für die Ukraine
       bedeuten.
       
   DIR Pentagon Leaks: Offene Geheimnisse
       
       Die Enthüllung der vertraulichen Dokumente könnte Auswirkungen auf den
       Ukrainekrieg haben.
       
   DIR Wagner-Söldnertruppe in der Ukraine: Putins Mann fürs Grobe
       
       Jewgeni Prigoschin, Chef der privaten Söldnertruppe Wagner, hat die Führung
       der russischen Armee offen herausgefordert. Ist der Mann noch zu stoppen?