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       # taz.de -- Aktivistin über feministisches Netzwerk: „Menschenrechte für alle“
       
       > Politikerinnen und Aktivistinnen haben in Mexiko-Stadt die „Feministische
       > Internationale“ gegründet. Daptnhe Cruz hat den Kongress mitorganisiert.
       
   IMG Bild: Gegen Gewalt: Protest am Internationalen Tag der Frau in Mexico City
       
       taz: Frau Cruz, „Feministische Internationale“ – das klingt nach einem
       hohen Anspruch. Was steckt dahinter? 
       
       Daptnhe Cruz: Das ist das Ergebnis langer Debatten zwischen Frauen, die
       linken Parteien und Regierungen angehören. Das Ziel ist eine horizontal
       strukturierte Organisation, um eine feministische Agenda in diesen
       Bereichen voranzubringen. Dafür wurde ein Manifest erarbeitet, mit dem
       weltweit Aktivistinnen angesprochen werden sollen. Aufgerufen hatten
       zunächst 58 Frauen, die in Lateinamerika hohe Ämter innehatten oder -haben.
       Zum Kongress selbst kamen über 300 Feministinnen, einige reisten aus
       Spanien, Thailand und auch aus Deutschland an.
       
       Waren an dem Treffen auch parteiunabhängige autonome Feministinnen
       beteiligt? 
       
       Aus Chile und Argentinien kamen einige Aktivistinnen und aus Mexiko nahmen
       sehr viele Compañeras aus Kollektiven, Frauenorganisationen und indigenen
       sowie afromexikanischen Gruppen teil. Wir haben einen antikapitalistischen
       intersektionalen Ansatz und beziehen explizit Transfrauen ein. Diese
       Vielfalt hat viele angesprochen, nicht nur Frauen in Machtpositionen.
       
       Also Einigkeit im Umgang mit LGBT+, obwohl dieses Thema überall zu heftigen
       Verwerfungen führt? Feministinnen befürchten, dass erkämpfte Räume für
       Frauen zerstört werden, Transpersonen kritisieren Diskriminierung. 
       
       Das Manifest vertritt eine deutliche Haltung: Menschenrechte müssen für
       alle gelten. Die Feministische Internationale betrachtet sexuelle Vielfalt
       und die Positionen von Transfrauen als Teil der feministischen Agenda und
       jene, die das negieren, als Bedrohung. Alle müssen in ihrer Diversität
       anerkannt und entsprechende Rechte erkämpft werden. Nach dem Treffen
       kritisierte uns eine Gruppe „Internationale Feministische Frauen“ heftig,
       weil wir LGBT+ in die Frauenbewegung einbeziehen. Wir bestehen aber darauf,
       dass Menschen Teil eines feministischen Projekts sein müssen, wenn sie
       unter verschiedensten Unterdrückungsmechanismen leiden. Es gibt keinen
       Grund, die Kämpfe voneinander zu trennen.
       
       Die meisten Staaten Lateinamerikas sind derzeit links regiert. Dennoch
       spielt der Kampf gegen Rechts in Ihrem Manifest eine zentrale Rolle. Gibt
       es eine rechte Offensive gegen Feministinnen? 
       
       Ja, wir beobachten eine starke Mobilisierung. Jeder unserer Fortschritte
       ruft Reaktionen bis hin zur Gewalttätigkeit hervor. Linke Parteien und
       Regierungen müssen sich genau überlegen, was sie dem entgegensetzen, und da
       muss die feministische Bewegung Einfluss nehmen. Auch deshalb wurde die
       Feministische Internationale gegründet.
       
       Autonome Feministinnen kritisieren, dass Ihre Initiative der mexikanischen
       Regierungspartei Morena sehr nahe steht. Auf dem Kongress sprach auch die
       Morena-Politikerin Sheinbaum. 
       
       Uns wurde vorgeworfen, populistisch zu sein und Wahlkampfinteressen zu
       vertreten. Fakt ist, dass Feministinnen seit Langem in verschiedenen
       politischen Bereichen agieren, manche eben in Parteien. Sie wurden immer
       wieder von unabhängigen Gruppen zurückgewiesen. Kritik ist legitim, aber
       deshalb haben sie sich nun selbst so organisiert. Natürlich sind Frauen
       beteiligt, die politische Ämter bekleiden wollen. Aber wenn sie sich jetzt
       für feministische Forderungen einsetzen, müssen sie später auch liefern.
       Wir setzen jedenfalls darauf, dass sich der Kampf für Frauenrechte in der
       Politik widerspiegelt.
       
       18 Apr 2023
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Wolf-Dieter Vogel
       
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