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       # taz.de -- Prozessauftakt in Celle: IS-Rückkehrerin gibt sich reuig
       
       > Marcia M. hat Frauen für die Terrororganisation IS angeworben. Sie soll
       > auch an Plänen für Anschläge in Deutschland beteiligt gewesen sein.
       
   IMG Bild: Gibt sich reuig: die Angeklagte im Gerichtssaal am Oberlandesgericht in Celle
       
       Celle taz | Vor dem Oberlandesgericht in Celle hat der Prozess gegen
       [1][eine weitere IS-Rückkehrerin] begonnen. Marcia M. aus Salzgitter war 27
       Jahre alt, als sie 2015 mit ihrem Ehemann nach Syrien ausreiste. Die
       Anklage wirft ihr vor, an der Planung von Anschlägen in Deutschland
       beteiligt gewesen zu sein.
       
       Darunter ein Terroranschlag auf ein „nicht näher bezeichnetes“
       Musikfestival in der Nähe von Hildesheim. Schon 2019 hatte die
       [2][Bild-Zeitung das Gerücht in die Welt gesetzt], es könnte sich dabei um
       das [3][Gothic-Festival M’era Luna] gehandelt haben – von offizieller Seite
       wurde dies allerdings nie bestätigt.
       
       Am ersten Verhandlungstag gab sich Marcia M. reuig und geständig, spielte
       ihre Rolle aber gleichzeitig herunter. Sie räumte ein, mehrere Frauen
       angeworben zu haben. Diese hätten IS-Schläfer heiraten und beherbergen
       sollen. Letztlich scheiterten sie aber an der Einreise. Was Marcia M. nicht
       wusste: Eine der angeworbenen Frauen war eine Quelle des
       Verfassungsschutzes. An der weiteren Anschlagsplanung will M. aber nicht
       beteiligt gewesen sein.
       
       Die Anklage wirft ihr außerdem vor, sich für ein Frauen-Bataillon des IS
       gemeldet zu haben, Waffen- und Sprengstofftraining erhalten zu haben,
       Sprengstoffgürtel gefertigt zu haben und sich zu einem Selbstmordanschlag
       bereit erklärt zu haben.
       
       ## Viel Raum fürs eigene Leid
       
       Das, behauptet Marcia M. stimme so nicht, sie habe lediglich eine sehr
       kurze Zeit die Fertigung von Drahtverbindungen angeleitet, die
       möglicherweise für Sprengfallen gedacht gewesen sein. Dafür habe man sie
       aufgrund ihrer deutschen Ausbildung als Elektronikerin für
       Automatisierungstechnik eingeteilt. Sie habe sich aber aufgrund einer
       schwierigen Zwillings-Schwangerschaft und mehrerer Fehlgeburten immer
       wieder entzogen.
       
       Eine weitere Fehlgeburt erlitt sie in der Gefangenschaft bei den kurdischen
       Milizen, denen sie sich im Oktober 2017 schließlich ergeben hatte. Die
       Schilderung der furchtbaren Bedingungen in mehreren Gefängnissen und einem
       Internierungslager, die sie schließlich durchwanderte, nahm in ihrer
       Einlassung am ersten Prozesstag den größten Raum ein.
       
       In den kommenden Prozesstagen – 17 Verhandlungstermine hat der 5.
       Strafsenat angesetzt – wird es nun darum gehen, auszuleuchten, wie tief
       Marcia M. in das IS-Regime verstrickt war und wie sehr sie davon auch
       profitiert hat. Strittig ist zum Beispiel, ob sie tatsächlich in einem Haus
       in Mossul gewohnt hat, das unter IS-Zwangsverwaltung stand und dessen
       frühere Bewohner gewaltsam vertrieben wurden.
       
       Die Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung hat
       Marcia M. jedenfalls eingeräumt. Bei aller Kritik an den hygienischen und
       sonstigen Verhältnissen in den kurdisch geführten Gefängnissen, sei sie
       sich sehr bewusst, dass sie den [4][Syrian Democratic Forces] (SDF) ihr
       Leben verdanke. „Eine Gefangenschaft unter dem IS hätte anders ausgesehen.“
       
       17 Apr 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Revision-in-Verfahren-um-IS-Rueckkehrerin/!5920919
   DIR [2] https://www.bild.de/bild-plus/politik/ausland/politik-ausland/drei-terror-teams-so-plante-isis-in-deutschland-ein-massaker-66045032.bild.html
   DIR [3] /Mit-Gasmasken-Ketten-und-Teufelshoernern/!5086440
   DIR [4] /Schwerpunkt-Syrische-Demokratische-Kraefte-SDF/!t5420760
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Nadine Conti
       
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