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       # taz.de -- Nancy Faesers Asyl-Vorstoß: Besänftigung für die Kommunen
       
       > Was Innenministerin Nancy Faeser fordert, ist längst EU-Recht. Ihr geht
       > es allein um innenpolitische Profilierung.
       
   IMG Bild: Politpoesie von der Innenministerin zur Asylpolitik
       
       SPD-Innenministerin Nancy Faeser setzt sich dafür ein, [1][dass
       Asylverfahren bereits an den EU-Außengrenzen durchgeführt oder zumindest
       begonnen werden]. Praktisch hat dies aber keinerlei Relevanz. Dass sich die
       Ampel an diesem Punkt auf eine gemeinsame Position geeinigt hat, bringt die
       bislang fehlende Einigung auf ein neues EU-Asylsystem keinen Millimeter
       weiter.
       
       Es ist ja nicht so, dass die EU kein gemeinsames Asylsystem hat. So sieht
       etwa die Dublin-III-Verordnung. vor, dass grundsätzlich der EU-Staat für
       das Asylverfahren zuständig ist, über den ein Antragsteller in die EU
       eingereist ist. Das sind typischerweise die Staaten an den EU-Außengrenzen,
       etwa Italien, Griechenland und Ungarn. Und laut Asyl-Verfahrensrichtlinie
       können Asylverfahren auch vor der Einreise an der EU-Außengrenze
       eingeleitet werden.
       
       Das Instrumentarium, das die Bundesregierung einführen will, ist also
       längst vorhanden. Es wird nur nicht akzeptiert, weil die EU-Staaten an den
       Außengrenzen nicht mehr einsehen, warum gerade sie für die Asylverfahren
       zuständig sein sollen. Sie lassen die Flüchtlinge deshalb einfach
       unregistriert weiterreisen.
       
       ## Verhandlung für eine Umverteilung
       
       Schon seit mehreren Jahren wird deshalb über ein neues, gemeinsames
       Asylsystem verhandelt, das irgendeine Form von Umverteilung einführt. Eine
       Einigung ist aber unglaublich schwer. [2][Staaten wie Ungarn wollen zum
       Beispiel gar keine Flüchtlinge] aufnehmen und lehnen deshalb jede
       Umverteilung ab. Auch die Aufnahmebereitschaft der anderen EU-Staaten ist
       völlig ungenügend.
       
       Dass die Bundesinnenministerin nun vermeintliche Fortschritte meldet, hat
       wohl allein innenpolitische Gründe. Denn sie will vor dem
       Flüchtlingsgipfel am 10. Mai die Kommunen besänftigen. Diese brauchen
       aber keine Politpoesie über ein vermeintliches „historisches Momentum“ bei
       den EU-Verhandlungen, sondern verbindliche Zusagen über Bundeshilfen für
       die Unterbringung und Betreuung der real existierenden Neuankömmlinge.
       
       1 May 2023
       
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