URI: 
       # taz.de -- Rassismus bei Konferenz in Frankfurt: Boomer befeuern rechte Debatten
       
       > Bei der Konferenz „Migration steuern, Pluralität gestalten“ traf sich das
       > Who’s who der als harmlose bürgerliche Mitte verkleideten Rechten.
       
   IMG Bild: Susanne Schröter im November 2021
       
       Ich würde lieber über etwas Schönes schreiben, aber Deutschland zwingt mich
       dazu, mich mit rassistischen Geschehnissen auseinanderzusetzen. Auch
       deswegen, weil viele Medien sie nicht richtig einordnen können. Die
       Konferenz „Migration steuern, Pluralität gestalten“ zum Beispiel, zu der
       die Hertie Stiftung und das Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam
       mit der [1][Direktorin Susanne Schröter] am vergangenen Freitag in die
       Räume der Goethe-Uni eingeladen hatten.
       
       Die Liste der Redner*innen liest sich wie ein Who’s who der Rechten –
       verkleidet als harmlose bürgerliche Mitte, die unwissenschaftlich vor allem
       Muslim*innen problematisieren. Redner*innen, wie [2][Heinz-Peter
       Meidinger], Präsident des Lehrerverbands, der Leistung nach Herkunft
       beurteilt und Migrantenquoten für Schulen fordert.
       
       Manuel Ostermann, stellvertretender Vorsitzender der Deutschen
       Polizeigewerkschaft, der für das rechte Onlinemagazin „The Germanz“
       schreibt. Oder Ahmad Mansour, Psychologe und von vielen Medien, ähnlich wie
       Schröter, zum „Islamexperten“ auserkoren. Sie alle sind in der
       Vergangenheit mit rechten und rassistischen Äußerungen aufgefallen, die
       teils bei der AfD anschlussfähig sind.
       
       Und der Tübinger Bürgermeister [3][Boris Palmer] nutze im Vorfeld der
       Konferenz auch noch mehrfach das N-Wort und verglich sich selbst mit
       Jüd_innen während des Nationalsozialismus. Der Aufschrei war groß. Doch das
       Problem wurde vor allem auf Palmer reduziert. Auch Schröter findet, dass
       lediglich Palmers „Verhalten“ die ansonsten „gute“ Tagung beschädigt habe.
       
       ## Argumentieren und radikalisieren
       
       Schröter wollte mit der Konferenz wohl die, wie sie sagt,
       „Wissenschaftsfreiheit“ gegenüber der „politischen Korrektheit“ stärken.
       Doch nur weil Thesen von Schröter und Co leicht widerlegbar sind, bedeutet
       das für Akademiker*innen keine Einschränkungen. Weder in der Forschung
       noch in der Meinungsäußerung. Was als politische Korrektheit diffamiert
       werden soll, ist der Kampf für eine gerechtere Gesellschaft. Doch
       Ideolog*innen wie Schröter sehen die Demokratie und Meinungsfreiheit
       gefährdet. Es ist ermüdend, gegen dieses rechte Mantra anzureden. Denn
       Schröter und Co profitieren von der Aufmerksamkeit.
       
       Es sind vor allem Boomer, die diese rechten Debatten befeuern und das
       politische Geschehen bestimmen. In Videos von der Konferenz sind fast nur
       ältere Menschen im Publikum zu sehen. Entscheidungsträger*innen, die
       rassistisches, anti-queeres und anderes menschenfeindliches Gedankengut
       verbreiten oder umsetzen, sind eben die älteren Semester.
       
       Seien es Schröter, Faeser, Scholz oder Uni- und Redaktionsleitungen.
       Anlässlich drängender Fragen in der Asylpolitik, zu Antisemitismus und
       Rassismus hat reden bislang nicht viel gebracht. Egal, wie sachlich
       argumentiert wurde. Klimaaktivist*innen greifen deswegen zu
       radikaleren Maßnahmen, trotzdem mauert die Politik. Scheinbar können wir
       Änderungen erst erreichen, wenn diese rechten Boomer ausgestorben sind.
       Oder wir radikalisieren uns auch.
       
       2 May 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Anti-Wokeness-Kongress-in-Berlin/!5890581
   DIR [2] /Zusammenarbeit-von-Bund-und-Laendern/!5922278
   DIR [3] /Ruecktritt-von-Boris-Palmer/!5931398
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Amina Aziz
       
       ## TAGS
       
   DIR Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR Kolumne La dolce Vita
   DIR Boris Palmer
   DIR Babyboomer
   DIR Rechtsruck
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR Kolumne La dolce Vita
   DIR Gesundheitspolitik
   DIR Kolumne La dolce Vita
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Juso über Veranstaltung der Bremer CDU: „Herrn Ostermann einzuladen ist keine Kleinigkeit“
       
       Die Jusos fordern, dass die CDU eine Veranstaltung mit dem
       Bundespolizeigewerkschafter Manuel Ostermann absagt. Der ist für
       rassistische Posts bekannt.
       
   DIR Nach Parteiaustritt des Tübinger OB: Boris Palmer ist dann erst mal weg
       
       Nach dem jüngsten Eklat tritt Tübingens Oberbürgermeister aus den Grünen
       aus. Späte Einsicht eines Provokateurs mit Potenzial.
       
   DIR Ein kleiner Akt des Widerstands: Liebeserklärung an das Streunen
       
       Flanieren ist zu bourgeois. Aber im ziellosen Herumgehen liegt die
       Gelegenheit des Zufalls. Streunen steckt voller Überraschungen.
       
   DIR Gender-Bias beim Arzt: Eine einfache Methode für 800 Euro
       
       Was hat die Unterleibs-Erkrankung Endometriose mit Antifeminismus zu tun?
       Leider immer noch eine ganze Menge.
       
   DIR Streiks in Frankreich: Die solidarische Form von Hoffnung
       
       Französisches Streiken gilt Deutschen gern als Teil der dortigen
       „Volksseele“. Dabei sind schlicht die rechtlichen Bedingungen in Frankreich
       besser.