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       # taz.de -- Tod in israelischer Haft: Herr über den eigenen Körper
       
       > Der Tod des hungerstreikenden palästinensischen Gefangenen Khader Adnan
       > ist eine Tragödie. Absurd ist allerdings der Vorwurf, Israel habe ihn
       > ermordet.
       
   IMG Bild: Nach dem Tod von Khader Adnan versammeln sich Frauen in dessen Wohnhaus in der Nähe von Jenin
       
       Palästina hat einen neuen Helden. Khader Adnan hat sich knapp drei Monate
       lang in einem israelischen Gefängnis zu Tode gehungert. Seine Hoffnung auf
       Entlassung aus der sogenannten Verwaltungshaft blieb unerfüllt. Israels
       Polizeiminister Itamar Ben-Gvir zeigte sich dem führenden Mitglied des
       Islamischen Dschihad gegenüber unnachgiebig und ohne Mitleid. Alles andere
       wäre eine Überraschung gewesen.
       
       Im Prinzip kann es dem rechtsextremen Politiker nur recht sein, wenn sich
       palästinensische Häftlinge selbst das Leben nehmen, propagiert er doch
       vehement die [1][Todesstrafe für Terroristen]. Adnan war zwar noch nicht
       verurteilt, stand aber im Verdacht terroristischer Aktivitäten.
       
       Israel hält aktuell gut 1.000 PalästinenserInnen ohne rechtskräftiges
       Urteil hinter Gittern. Der Kampf gegen die zu Recht umstrittene
       „Administrativhaft“ war wiederholt Grund für Hungerstreiks. Für Adnan war
       es der fünfte. Zum ersten Mal [2][starb nun ein Häftling] infolge der
       Weigerung, Nahrung zu sich zu nehmen. Aus Sorge vor Protest und Gewalt
       lenkte die israelische Regierung bislang stets ein, wenn unmittelbare
       Lebensgefahr drohte. Damit hat sie sich erpressbar gemacht.
       [3][Hungerstreiks wurden vermehrt zur Methode].
       
       Während viele der sogenannten Verwaltungshäftlinge oft nicht wissen, warum
       sie festgehalten werden, lief gegen Adnan eine Anklage. Israel eine
       „absichtliche Ermordung“ vorzuwerfen, wie es der palästinensische
       Regierungschef Mohamed Schtaje tut, ist absurd. Adnan hatte fast 90 Tage
       Zeit, sich selbst zu retten. Noch am Sonntag, zwei Tage vor seinem Tod, war
       er dem Militärrichter vorgeführt worden, der sich zu Recht weigerte, dem
       Häftling die Verantwortung für die Folgen des Hungerstreiks abzunehmen.
       
       Ein 45-jähriger Mann wisse um seine Taten, meinte er. Das Gericht lehnte
       Maßnahmen ab, die die eigene Entscheidungsbefugnis eines Menschen über
       seinen Körper einschränken. Adnan lehnte medizinische Hilfe ab. Er hat sich
       mit offenen Augen für die Sache seines Volkes geopfert. Ändern wird sich
       damit nichts.
       
       2 May 2023
       
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