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       # taz.de -- Pressefreiheit in Indien: Ein Warnsignal
       
       > Indien ist im Pressefreiheits-Ranking auf Platz 161 von 180
       > zurückgefallen. Damit liegt es hinter Afghanistan und Sudan. Was ist da
       > los?
       
   IMG Bild: Der kritische Fernsehsender NDTV wurde vor kurzem verkauft
       
       Da musste Indien erst einmal schlucken: Pünktlich zum Internationalen Tag
       der Pressefreiheit veröffentlichte „Reporter ohne Grenzen“, dass Indien in
       der Rangliste der Pressefreiheit erneut gefallen ist. Lag das inzwischen
       bevölkerungsreichste Land der Welt im vergangenen Jahr noch auf Platz 150,
       belegt Indien nun Rang 161 von 180. Die Lage der Presse hat sich von
       „schwierig“ auf „sehr ernst“ verschlechtert. Indien liegt jetzt hinter
       Afghanistan, Venezuela und dem Sudan.
       
       Das ist bitter für die „größte Demokratie“ der Welt, als die sich die
       indische Regierung gern bezeichnet, zumal das südasiatische Land bis Ende
       des Jahres den Vorsitz der G20, der mächtigsten Staaten der Welt
       einschließlich der EU, innehat.
       
       Dass die Arbeit für Medienschaffende in Indien seit Jahren schwieriger
       wird, dass kürzlich Anteile des kritischen Fernsehsenders NDTV von einem
       Konzern-Konglomerat übernommen wurden, ist bekannt. Besorgniserregend ist
       Indiens Abstieg in der Kategorie Sicherheit. Hier liegt das Land gar nur
       auf Platz 172; nur acht andere Länder schneiden schlechter ab.
       
       Dennoch ist diese Bewertung ein Schock: „Die indischen Medien haben viele
       Probleme“, sagt auch der politische Beobachter Sadanand Dhume. Doch dass
       Indien in der Rangliste hinter Ländern wie Libyen, Simbabwe und Afghanistan
       liegt, hält nicht nur Dhume für übertrieben. „Indische Journalisten sollten
       darüber lachen, anstatt es unkritisch zu reproduzieren“, sagt er. Hinter
       Indien liegen in Südasien nur Bangladesch (163) und das von einer
       Militärjunta regierte Myanmar (176).
       
       Zwar hatte Indiens Informationsminister bereits 2022 erklärt, die Regierung
       teile [1][die Einschätzung der Länderrangliste von Reporter ohne Grenzen]
       nicht. Dennoch ist der erneute Abstieg ein Warnsignal für Indien, aber auch
       für seine Nachbarn Bhutan und Nepal. Südasien, aber auch Deutschland (Platz
       21) haben schon bessere Zeiten für die Pressefreiheit erlebt. Es bleibt zu
       hoffen, dass diese Zeiten wiederkommen.
       
       5 May 2023
       
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