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       # taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Ortung per Gesichtserkennung
       
       > Moskau fahndet per Kamera nach Wehrpflichtigen. Putin soll die Regionen
       > Cherson und Luhansk besucht haben, Selenski eine Stadt an der Ostfront.
       
   IMG Bild: Putin steigt am 18. April an einem nicht näher definierten Ort aus einem Hubschrauber
       
       ## Selenski besucht Stadt an der Front im Osten
       
       Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat die heftig umkämpfte Stadt
       Awdijiwka an der Front im Osten der Ukraine besucht. Wie das Präsidialamt
       am Dienstag in Kiew auf seiner Website mitteilte, traf der Staatschef
       Soldaten an „vorgerückten Stellungen“ in der Stadt und wünschte ihnen ein
       frohes Osterfest.
       
       Das Treffen erfolgte demnach in der Nähe der von russischen Truppen
       besetzten Stadt Donezk. Auf Fotos war zu sehen, wie Selenski mit Soldaten
       an einem Tisch mit Ostergebäck sitzt. Das orthodoxe Osterfest wurde am
       Sonntag in der Ukraine und in Russland begangen.
       
       Wenige Stunden vor der Nachricht aus Kiew hatte der Kreml in Moskau bekannt
       gegeben, dass der russische Präsident Wladimir Putin am Montag Soldaten in
       den ostukrainischen Regionen Cherson und Luhansk besucht habe (siehe
       unten).
       
       Die Stadt Luhansk liegt etwa 50 Kilometer Luftlinie entfernt von Awdijiwka.
       Näher dürften sich Selenski und Putin länger nicht mehr gekommen sein.
       (afp/taz)
       
       ## Moskau ortet Wehrpflichtige mithilfe von Gesichtserkennung
       
       Die Moskauer Behörden nutzen mittlerweile gezielt die in der russischen
       Hauptstadt weit verbreiteten Gesichtserkennungskameras, um mögliche
       Rekruten für das Militär zu orten. Die amtliche Nachrichtenagentur Tass
       zitierte den Chef der Einberufungsbehörde, Maxim Loktew, am Dienstag mit
       den Worten, mit Hilfe der Kameras werde der Wohnort der Wehrpflichtigen
       identifiziert. Männer im Alter von 18 bis 27 sind eigentlich gehalten,
       einen Militärdienst von einem Jahr zu leisten. Bislang konnten sich dem
       allerdings viele der Wehrpflichtigen entziehen.
       
       Präsident Wladimir Putin hatte deshalb vergangene Woche ein Gesetz
       unterzeichnet, wonach Wehrdienstverweigerer mit härteren Sanktionen rechnen
       müssen. Zudem können Einberufungsbescheide danach auch elektronisch
       zugestellt werden statt bisher nur persönlich über einen Vertreter des
       zuständigen Amtes. Dies gilt auch für Männer, die nach einer im vergangenen
       Jahr erklärten Teilmobilisierung im Krieg gegen die Ukraine dienen sollen.
       Betroffen davon sind bislang mindestens 300.000 Personen. Wegen des Kriegs
       haben bereits Zehntausende Männer Russland verlassen.
       
       Die Zahl der Asylbewerber aus Russland in Deutschland ist seit Jahresbeginn
       deutlich gestiegen (siehe unten). (rtr/taz)
       
       ## Kreml: Putin soll Cherson und Luhansk besucht haben
       
       Der russische Präsident [1][Wladimir Putin] soll erstmals seit Beginn der
       russischen Militäroffensive in der Ukraine vor mehr als einem Jahr die
       Regionen Cherson und Luhansk besucht haben. Putin habe die dort
       stationierten Soldaten getroffen und Gespräche mit den Befehlshabern
       geführt, erklärte der Kreml am Dienstag.
       
       Genauere Angaben zum Zeitpunkt der Besuche machte der Kreml nicht. Weiter
       hieß es, Putin habe den Streitkräften in den Regionen Cherson und Luhansk
       Glückwünsche anlässlich des orthodoxen Osterfestes überbracht, das am
       vergangenen Sonntag gefeiert wurde, und Ikonen überreicht.
       
       „Der oberste Befehlshaber der Streitkräfte der Russischen Föderation hat
       das Hauptquartier des Generalstabs der Militäreinheit ‚Dnipro‘ in der
       Region Cherson aufgesucht“, hieß es in Moskau. Putin unterhielt sich
       demnach mit dem Befehlshaber der russischen Luftwaffe, Michail Teplinksi,
       und anderen ranghohen Militärs über die Lage in den Regionen Cherson und
       Saporischschja.
       
       Es war der erste Besuch Putins in den Regionen Cherson und Luhansk seit dem
       Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022.
       Beide Regionen werden teilweise von russischen Truppen kontrolliert. Moskau
       hatte Cherson und Luhansk im September 2022 zusammen mit zwei weiteren
       ukrainischen Regionen für annektiert erklärt.
       
       Die russische Armee war im November 2022 aus der Stadt Cherson, Hauptstadt
       der gleichnamigen Region, abgezogen, um sich auf die andere Seite des
       Flusses Dnipro zurückzuziehen. In der Region Luhansk soll Putin sich mit
       Vertretern des Generalstabs der dort stationierten russischen Nationalgarde
       getroffen haben, wie der Kreml weiter mitteilte.
       
       Im März hatte Putin angeblich der seit 2014 von Russland annektierten
       Halbinsel Krim einen Besuch abgestattet. Anschließend soll er in die
       ukrainische Hafenstadt Mariupol weitergereist sein, die im vergangenen Jahr
       monatelang von der russischen Armee belagert und im Mai 2022 erobert worden
       war. (afp)
       
       ## Lawrow in Brasília: USA kritisieren Lulas Haltung
       
       Der russische Außenminister Sergei Lawrow hat die im Westen vielkritisierte
       Position Brasiliens zum Ukrainekrieg begrüßt. Russland sei „unseren
       brasilianischen Freunden“ dankbar für deren exzellentes Verständnis von der
       Entstehung dieser Situation, sagte Lawrow bei einem Treffen mit seinem
       brasilianischen Kollegen Mauro Vieira in Brasília. Dankbar sei sein Land
       zudem für Anstrengungen der Brasilianer, „es zu lösen“, ergänzte er mit
       Blick auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
       
       Am Sonntag hatte Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva in Abu
       Dhabi erklärt, dass zwei Staaten – sowohl Russland als auch die Ukraine –
       sich entschieden hätten, Krieg gegeneinander zu führen. Tags zuvor hatte er
       bei einem Peking-Besuch gesagt, die USA müssten aufhören, die anhaltenden
       Kämpfe in der Ukraine „anzukurbeln“, und damit beginnen, über Frieden zu
       reden. Jüngst hatte Lula der Ukraine zudem nahegelegt, die von Russland
       2014 annektierte Halbinsel Krim abzutreten, um ein Kriegsende
       herbeizuführen. Das wiesen der Sprecher des ukrainischen Außenministeriums,
       Oleg Nikolenko, und andere Regierungsvertreter zurück.
       
       Brasiliens Außenminister Vieira erklärte beim Treffen mit Lawrow zudem,
       dass die Sanktionen gegen Russland aus Sicht Brasiliens negative Folgen für
       die Weltwirtschaft hätten, insbesondere für Entwicklungsländer. Sein Land
       unterstütze eine sofortige Waffenruhe in der Ukraine, ergänze Vieira.
       
       Der Sprecher des nationalen Sicherheitsrat des Weißen Hauses, John Kirby,
       kritisierte Brasiliens Haltung scharf. Auch jüngste Treffen von
       brasilianischen Regierungsvertretern mit Lawrow und Kremlchef Wladimir
       Putin verurteilte er. (ap)
       
       ## Mehr Russ*innen beantragen Asyl in Deutschland
       
       Die Zahl der russischen Asylbewerber ist einem Bericht zufolge zuletzt
       stark angestiegen. In den ersten drei Monaten dieses Jahres seien 2.381
       Asylanträge von Russinnen und Russen gestellt worden, nach 2.851 Anträgen
       im gesamten Jahr 2022, wie der Fachinformationsdienst Table.Media am
       Dienstag unter Berufung auf Zahlen des Bundesamts für Migration und
       Flüchtlinge (Bamf) berichtete.
       
       Demnach stieg der Männeranteil unter den Antragstellenden: 2022 seien es zu
       59 Prozent Männer gewesen, in den ersten drei Monaten dieses Jahres dann 64
       Prozent. Zurückzuführen sei der Anstieg auf die Mobilmachung Russlands im
       Krieg gegen die Ukraine.
       
       Russische Deserteure könnten in Deutschland Asyl beantragen, sagte eine
       Bamf-Sprecherin Table.Media. „Sie erhalten im Regelfall internationalen
       Schutz.“ Wie viele Deserteure Asylanträge gestellt haben, sei jedoch noch
       nicht ermittelt worden. (afp)
       
       ## G7 für verschärfte Sanktionen gegen Russland
       
       Die Außenminister der sieben führenden demokratischen Wirtschaftsmächte
       haben sich auf eine Intensivierung der Sanktionen gegen das in der Ukraine
       kriegführende Russland verständigt. Das teilten sie zum [2][Abschluss ihres
       Gipfeltreffens im japanischen Urlaubsort Karuizawa] am Dienstagmittag
       (Ortszeit) mit.
       
       „Wir sind weiterhin entschlossen, die Sanktionen gegen Russland zu
       verschärfen, sie zu koordinieren und vollständig durchzusetzen“, hieß es in
       einer gemeinsamen Erklärung. Es dürfe keine Straflosigkeit für
       Kriegsverbrechen und andere Gräueltaten wie die russischen Angriffe auf
       Zivilisten und zivile Infrastruktur geben, hieß es. Getagt hatten in Japan
       die Außenbeauftragten Japans, der USA, Großbritanniens, Frankreichs,
       Deutschlands, Kanadas, Italiens und der EU.
       
       Ein Großteil der Gespräche am Montag hatte dem Zweck gedient, den Weg für
       Beschlüsse durch die Staats-und Regierungschefs der G7 bei deren Treffen im
       Mai in Hiroshima zu ebnen. Neben einer harten Haltung mit Blick auf
       zunehmende Drohungen Chinas gegen Taiwan und gegenüber vermehrten
       nordkoreanischen Raketentests hatte die Frage, wie die von Russland
       angegriffene Ukraine stärker unterstützt werden und Russland stärker zur
       Rechenschaft gezogen werden kann, eine große Rolle gespielt.
       
       Die Welt sei an einem Wendepunkt, hatte Japans Außenminister Yoshimasa
       Hayashi nach japanischen Angaben gesagt. Aus Kreisen von
       US-Verteidigungsminister Antony Blinken hatte es geheißen, das wichtigste
       Ziel der Gespräche sei, die Unterstützung für die Ukraine zu sichern. (ap)
       
       ## Moldau verbietet russischer Delegation die Einreise
       
       Moldau verwehrt russischen Politikern die Einreise und wirft ihnen vor,
       sich in interne Angelegenheiten einmischen zu wollen. Eine Delegation unter
       Führung des Gouverneurs der russischen Region Tatarstan, Rustam
       Minnichanow, landete zwar mit einer Regierungsmaschine in Moldau, durfte
       aber auf Anweisung der Polizei die Maschine nicht verlassen. Die Delegation
       wollte an einer Veranstaltung in der autonomen Region Gagauzia teilnehmen.
       Dort steht am 30. April die Wahl der Regionalregierung an. Die Moldauer
       Polizei wirft Minnichanow vor, mit seiner Teilnahme an der Veranstaltung
       den prorussischen Kandidaten unterstützen zu wollen. (rtr)
       
       ## RIA: Inspektionen bei Getreide-Abkommen laufen wieder
       
       Die vereinbarte Ausfuhr von [3][Getreide aus der Ukraine] über das Schwarze
       Meer läuft russischen Angaben zufolge nach eintägiger Unterbrechung wieder
       an. Die Inspektionen von Frachtern mit ukrainischem Getreide seien wieder
       aufgenommen worden, meldet die russische Nachrichtenagentur RIA unter
       Berufung auf einen Vertreter des Außenministeriums in Moskau. Dieser machte
       demnach die Nichteinhaltung vereinbarter Verfahren durch die Ukraine für
       die Unterbrechung am Montag verantwortlich.
       
       Die Ukraine hatte erklärt, die Vereinbarung zum Getreide-Export drohe zu
       scheitern, da Russland die Inspektionen der Frachter in türkischen
       Gewässern blockiert habe. Die Vereinten Nationen (UN) und die Türkei hatten
       das Abkommen vermittelt, das trotz des Krieges den sicheren Export
       ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer ermöglichen soll, um eine
       weltweite Nahrungsmittelknappheit zu vermeiden. (rtr)
       
       18 Apr 2023
       
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