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       # taz.de -- Krieg in Sudan: Bundeswehr startet Evakuierung
       
       > Immer mehr europäische Länder fliegen ihre Bürger aus Sudan aus. Auch die
       > Bundeswehr hat einen entsprechenden Einsatz begonnen.
       
   IMG Bild: 22. April: Kämpfe in der Hauptstadt Khartum
       
       ## Bundeswehr startet Einsatz
       
       Wegen der schweren Kämpfe im Sudan hat die Bundeswehr einen
       Evakuierungseinsatz für deutsche Staatsbürger in dem nordostafrikanischen
       Land gestartet. Ziel des mit Deutschlands Partnern koordinierten Einsatzes
       sei es, „so viele deutsche Staatsangehörige wie möglich aus Khartum
       auszufliegen“, schrieben Bundesverteidigungsministerium und Auswärtiges Amt
       am Sonntag in gleichlautenden Twitter-Botschaften. Im Rahmen der
       Möglichkeiten würden auch Bürger aus anderen EU-Ländern und weiteren
       Staaten mitgenommen.
       
       Die beiden Ministerien koordinieren nach eigenen Angaben „eine laufende
       Evakuierungsoperation der Bundeswehr für die Deutschen vor Ort“. Zu den
       Tweets stellten sie ein Foto, das Bundeswehr-Soldaten beim Verlassen eines
       Transportflugzeugs vom Typ A400M zeigt.
       
       Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung berichtet, die Bundesregierung bereite sich
       auf zwei Evakuierungseinsätze mit A400M-Maschinen vor, für deren Dauer mit
       den Konfliktparteien vor Ort eine Waffenruhe vereinbart worden sei.
       Zusätzlich sei eine mittlere dreistellige Zahl an Fallschirmjägern der
       Bundeswehr nach Jordanien gebracht worden, um notfalls Deutsche mit
       Waffengewalt aus dem Sudan retten zu können.
       
       Die Bundeswehr hatte vor wenigen Tagen eine Evakuierungsaktion laut
       „Spiegel“ aus Sicherheitsgründen abbrechen müssen. Der Flughafen von
       Khartum wird nach schweren Gefechten derzeit von der sudanesischen
       paramilitärischen RSF-Miliz kontrolliert.
       
       Auswärtiges Amt und Verteidigungsministerium hoben in ihren Tweets hervor,
       der Evakuierungseinsatz erfolge in einer „gefährlichen Lage“. Im Sudan
       liefern sich Einheiten der Armee und der paramilitärischen Rapid Support
       Forces (RSF) seit mehr als einer Woche erbitterte Kämpfe. Zuvor war eine
       Einigung zur Eingliederung der RSF-Miliz in die Streitkräfte gescheitert.
       Bei den Gefechten wurden bereits mehr als 420 Menschen getötet und mehr als
       3700 weitere verletzt. Mehrere vereinbarte Waffenruhen wurden bereits
       gebrochen. (afp)
       
       ## Italien bereitet Evakuierungsaktion im Sudan vor
       
       Angesichts der schweren Kämpfe im Sudan bereitet die italienische Regierung
       die Evakuierung von Zivilisten vor. Rund 140 Menschen mit italienischer
       Staatsangehörigkeit seien dazu aufgerufen worden, die weiterhin vollständig
       funktionsfähige Botschaft Italiens in Khartum aufzusuchen, um aus dem
       nordostafrikanischen Land evakuiert zu werden, sagte Außenminister Antonio
       Tajani am Sonntag im Fernsehen.
       
       Man werde sich außerdem an der Evakuierung von Schweizer Staatsbürgern und
       den Mitarbeitern der apostolischen Nuntiatur vor Ort – also der
       vatikanischen Botschaft – sowie von etwa 20 weiteren europäischen Bürgern
       beteiligen. „Insgesamt etwa 200 Zivilisten werden von unserem Militär
       evakuiert werden müssen“, sagte der Politiker weiter.
       
       Tajani hat nach eigenen Angaben von beiden Konfliktparteien
       Sicherheitsgarantien während der italienischen Evakuierungsaktion erhalten.
       Der zuständige Krisenstab in Rom stehe in dem Zusammenhang in ständigem
       Kontakt mit dem Krisenstab der Europäischen Union.
       
       Zwei Transportflugzeuge der Luftwaffe mit Spezialkräften der italienischen
       Armee und der Carabinieri an Bord seien für die Aktion bereits aus
       Dschibuti in Richtung Khartum gestartet, zitierten die Nachrichtenagenturen
       Ansa und Adnkronos Italiens Verteidigungsminister Guido Crosetto.
       
       Sudans De-facto-Präsident und Oberbefehlshaber der Armee, Abdel Fattah
       al-Burhan, hatte der Evakuierung von Bürgern anderer Staaten und
       diplomatischen Vertretern am Samstag zugestimmt. (dpa)
       
       ## Premier Sunak: Armee-Einsatz inmitten von Gewalteskalation
       
       Auch Großbritannien hat wegen der Kämpfe im Sudan die Mitarbeiterinnen und
       Mitarbeiter seiner Botschaft in Khartum und deren Angehörige ausgeflogen.
       „Die Armee des Vereinigten Königreichs hat eine komplexe und schnelle
       Evakuierung britischer Diplomaten und ihrer Familien aus dem Sudan
       abgeschlossen“, teilte Premierminister Rishi Sunak am Sonntag im
       Onlinedienst Twitter mit.
       
       Der Einsatz sei „mitten in einer deutlichen Eskalation der Gewalt und der
       Bedrohung für das Botschaftspersonal“ erfolgt, hob Sunak hervor. Der
       britische Verteidigungsminister Ben Wallace twitterte, außer der britischen
       Armee hätten auch „die USA, Frankreich und andere Verbündete“
       Evakuierungseinsätze im Sudan gestartet. Bei dem britischen Einsatz waren
       demnach mehr als 1200 Soldaten der Bodentruppen, Marine und Luftwaffe im
       Einsatz. (afp)
       
       ## Bundesregierung plant Einsatz von A400M
       
       Laut „Bild“-Zeitung bereitete sich die Bundesregierung auf zwei
       Evakuierungseinsätze mit Militärtransportern vom Typ A400M vor, für deren
       Dauer mit den Konfliktparteien vor Ort eine Waffenruhe vereinbart worden
       sei. Zusätzlich sei eine mittlere dreistellige Zahl an Fallschirmjägern der
       Bundeswehr nach Jordanien gebracht worden, um notfalls Deutsche mit
       Waffengewalt aus dem Sudan retten zu können. Die Bundeswehr hatte vor
       wenigen Tagen eine Evakuierungsaktion laut „Spiegel“ aus Sicherheitsgründen
       abbrechen müssen.
       
       Die italienische Regierung plante nach eigenen Angaben ebenfalls eine
       Evakuierung. Laut einer an in Khartum lebende Italiener verschickten
       Nachricht sollte sie am Sonntag stattfinden. Das türkische Außenministerium
       erklärte, türkische Staatsbürger sollten auf dem Landweg über einen
       Drittstaat in Sicherheit gebracht werden. (afp)
       
       ## Athen bereitet Evakuierungsaktion im Sudan vor
       
       Griechenland versetzt Sondereinheiten seines Militärs und Flugzeuge nach
       Ägypten für einen Evakuierungseinsatz im umkämpften Sudan. Dies teilte am
       Sonntag der griechische Außenminister Nikos Dendias im Staatsfernsehen mit.
       Ägypten habe der Aktion zugestimmt. Dieser Einsatz solle mit anderen
       Ländern und internationalen Organisationen genau abgestimmt werden, hieß es
       weiter.
       
       Im Sudan befinden sich rund 150 Menschen mit griechischer
       Staatsangehörigkeit, die den Wunsch geäußert haben, das Land zu verlassen.
       Wann die Evakuierungsaktion starten soll, war am Sonntag unbekannt. Die
       Sondereinheiten aus Griechenland sollen von einem Stützpunkt im Süden
       Ägyptens aus operieren, berichteten griechische Medien weiter. (dpa)
       
       ## Papst Franziskus fordert Ende der Gewalt im Sudan
       
       Papst Franziskus hat angesichts der schweren Kämpfe im Sudan an die
       Konfliktparteien appelliert, die Gewalt so bald wie möglich einzustellen
       sowie den „Weg des Dialogs“ einzuschlagen. „Leider ist die Situation im
       Sudan nach wie vor ernst. Ich lade alle ein, für unsere sudanesischen
       Brüder und Schwestern zu beten“, sagte das Oberhaupt der katholischen
       Kirche am Sonntag nach dem Mittagsgebet Regina Coeli vor mehr als 30 000
       Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom. Die Waffen sollten umgehend
       niedergelegt werden, forderte er vom Fenster des Apostolischen Palastes
       aus. (dpa)
       
       ## Schweden stimmt Einsatz bewaffneter Truppe zu
       
       Die schwedische Regierung hat die nötige Zustimmung zur Entsendung einer
       bewaffneten Truppe für einen Evakuierungseinsatz im umkämpften Sudan
       erhalten. Der Reichstag in Stockholm stimmte am Sonntag einem Vorschlag zu,
       damit die Regierung eine Einheit mit höchstens 400 Soldaten für einen
       solchen Einsatz in dem afrikanischen Land zur Verfügung stellen darf.
       
       Die Truppe darf gemäß einem Vorschlag des Außenausschusses schwedische und
       ausländische Staatsbürger aus dem Sudan evakuieren. Dieser Einsatz solle
       mit anderen Ländern und internationalen Organisationen genau abgestimmt
       werden.
       
       Außenminister Tobias Billström und Verteidigungsminister Pål Jonson hatten
       am Samstagabend angekündigt, das Parlament um Zustimmung zur möglichen
       Entsendung einer bewaffneten Einheit zu bitten. Diese Zustimmung ist in
       Schweden notwendig, wenn bewaffnete Kräfte ins Ausland geschickt werden
       sollen. Die Einheit solle eigenhändig oder zusammen mit Partnerländern
       Schutz-, Rettungs- und Befreiungseinsätze durchführen können, sagte Jonson.
       
       Details dazu, wann und wie der Einsatz ablaufen soll, sind noch unklar. Die
       Regierung hatte jedoch durchklingen lassen, dass sich die
       Evakuierungseinheit innerhalb von 24 Stunden auf den Weg machen soll. Sie
       dürfte zunächst etwa 150 Kräfte umfassen. (dpa)
       
       ## Auch Frankreich und die Niederlande evakuieren
       
       Frankreich hat nach Regierungsangaben einen Einsatz zur Evakuierung von
       Diplomaten und französischen Staatsbürgern aus dem Sudan begonnen. Auch
       Angehörige anderer EU-Staaten und von „verbündeten Partnerländern“ sollten
       bei dem Einsatz in Sicherheit gebracht werden, erklärte das
       Außenministerium am Sonntagmorgen in Paris.
       
       Nach Diplomatenangaben hatten die sudanesische Armee und die mit ihr
       verfeindete Miliz RFS zuvor Sicherheitsgarantien für den französischen
       Evakuierungseinsatz abgegeben. Demnach leben rund 250 Franzosen im Sudan.
       
       Im Sudan liefern sich Einheiten der Armee und der paramilitärischen Rapid
       Support Forces (RSF) [1][seit mehr als einer Woche erbitterte Kämpfe].
       Zuvor war eine Einigung zur [2][Eingliederung der RSF-Miliz in die
       Streitkräfte gescheitert]. Bei den Gefechten wurden bereits hunderte
       Menschen getötet und Tausende verletzt.
       
       Auch die Niederlande holen Staatsangehörige aus dem nordostafrikanischen
       Land. „Es läuft eine Operation verschiedener Länder, um ihre Bürger aus dem
       Sudan zu evakuieren“, teilte der niederländische Außenminister Wopke
       Hoekstra am Sonntag mit. „Auch die Niederlande beteiligen sich hieran mit
       einem Team des Außen- sowie des Verteidigungsministeriums in Jordanien. Sie
       werden ihr äußerstes bestes geben, um die Niederländer so schnell und
       sicher wie möglich abzuholen.“ Die Regierung habe großes Mitgefühl mit den
       Niederländern im Sudan und setze ihre Bemühungen fort, die Menschen zu
       evakuieren, wo und wann dies möglich sei. (afp/dpa)
       
       ## US-Spezialkräfte holen Botschaftspersonal aus dem Sudan
       
       Die USA haben ihr Botschaftspersonal aus dem Sudan evakuiert und ihre
       Botschaft in der Hauptstadt Khartum bis auf Weiteres geschlossen. Nach
       US-Angaben vom Samstagabend (Ortszeit) holten Spezialkräfte die
       Angestellten mit Hubschraubern aus dem Land, in dem [3][seit dem 15. April
       zwischen Militär und einer einflussreichen paramilitärischen Gruppe
       gekämpft] wird. Allerdings befinden sich noch immer Tausende
       US-Staatsbürger im Sudan. Aus Regierungskreisen hieß es, es wäre zu
       gefährlich, einen größeren Evakuierungseinsatz zu starten.
       
       Evakuierungen von Botschaftspersonal durch das US-Militär sind relativ
       selten. US-Präsident Joe Biden bedankte sich bei den Spezialkräften. Er
       werde regelmäßig über Bemühungen informiert, den Amerikanerinnen und
       Amerikanern so weit wie möglich zu helfen, die noch im Sudan seien. Biden
       rief zu einem Ende der Gewalt im Land auf. Dort kämpfen zwei rivalisierende
       Generäle um die Macht. Bei den Gefechten sind nach Angaben der
       Weltgesundheitsorganisation mehr als 400 Menschen getötet worden. „Diese
       tragische Gewalt im Sudan hat bereits Hunderte unschuldige Zivilisten das
       Leben gekostet“, teilte Biden mit. „Sie ist unverantwortlich und sie muss
       aufhören.“ Er forderte die Konfliktparteien auf, sich an eine Waffenruhe
       ohne Bedingungen zu halten.
       
       An der Evakuierung sollen rund 100 US-Soldaten in drei Hubschraubern vom
       Typ MH-47 beteiligt gewesen sein. Sie brachten etwa 70
       US-Botschaftsangestellte von einer Landezone am Botschaftsgebäude zu einem
       unbekannten Ort in Äthiopien, wie aus informierten Kreisen verlautete.
       Biden bedankte sich neben Äthiopien auch bei Dschibuti und Saudi-Arabien,
       die bei dem Einsatz geholfen hätten (ap)
       
       23 Apr 2023
       
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