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       # taz.de -- Krieg in Sudan: Kämpfe trotz Waffenruhe
       
       > UN-Generalsekretär António Guterres warnt vor einer regionalen Ausweitung
       > des Konflikts. Zahlreiche Staaten evakuieren weiter ihre Bürger*innen.
       
   IMG Bild: Zerstörte Häuser in Khartum, der Hauptstadt Sudans am Dienstag
       
       Berlin taz | Auch die vierte vereinbarte Waffenruhe in Sudan, die in der
       Nacht auf Dienstag in Kraft trat, ist im Laufe des Tages nicht komplett
       eingehalten worden. Aus verschiedenen Landesteilen, darunter der Hauptstadt
       Khartum und deren Nachbarstadt Omduran, wurden am Dienstag erneut Kämpfe
       gemeldet. Auch in der Provinz Darfur im Westen Sudans wurde weiter
       gekämpft. Insgesamt sind die Kämpfe jedoch etwas abgeflaut. Zuvor hatten
       beide Konfliktparteien einer von den USA vermittelten Waffenruhe
       zugestimmt. US-Außenminister Antony Blinken sprach von „intensiven
       Verhandlungen“.
       
       Dass die Bemühungen um ein Ende der Gewalt erfolgreich sein werden, daran
       glauben in Sudan [1][offenbar nur wenige]. Zehntausende Menschen haben
       bereits in den Nachbarländern, insbesondere in Tschad, Äthiopien, Südsudan
       und in Ägypten Zuflucht gesucht. Die Grenzübergänge nach Ägypten können
       sudanesische Frauen und Kinder ohne Visum überqueren; nur Männer zwischen
       16 und 50 Jahren benötigen ein Visum. Im Tschad sind nach UN-Angaben seit
       Mitte April bereits 20.000 Menschen aus Sudan angekommen. Mehrere
       Zehntausende Menschen, vor allem aus der Hauptstadt Khartum, sowie Tausende
       Südsudanes*innen versuchen Schätzungen zufolge offenbar noch, Sudan zu
       verlassen.
       
       Hinter der militärischen Eskalation seit Mitte April steht ein Machtkampf
       zwischen Armeegeneral Abdul Fattah al-Burhan und dem Befehlshaber der
       sogenannten „Rapid Support Forces“ (RSF), Mohamed Hamdan Dagalo, genannt
       „Hemeti“. Letzterem unterstehen nach einer Schätzung des [2][International
       Institute for Strategic Studies] (IISS) rund 40.000 Kämpfer, während die
       Armee des Landes 100.000 Personen zählt. Bei den Gefechten wurden nach
       UN-Angaben bislang mehr als 400 Menschen getötet und mehr als 3.700 weitere
       verletzt.
       
       UN-Generalsekretär António Guterres hat gewarnt, dass sich der Konflikt im
       Sudan auf „die gesamte Region und darüber hinaus“ ausweiten könnte.
       Einflussreiche arabische Staaten wie Ägypten und die Vereinigten Arabischen
       Emirate unterstützen unterschiedliche Seiten in dem Konflikt.
       Nil-Anrainerstaaten wie Ägypten und Äthiopien haben zudem ein
       wasserpolitisches Interesse in dem Land. Äthiopien baut einen Nil-Staudamm,
       der in Kairo wie auch in Khartum kritisch gesehen wird. Ägyptens Wirtschaft
       ist auf das aus Sudan kommende Nil-Wasser angewiesen. Der UN-Sicherheitsrat
       in New York wollte noch am Dienstagabend (MESZ) in einer
       Dringlichkeitssitzung über die Lage im Sudan beraten.
       
       Knapp 500 Menschen ausgeflogen 
       
       Unterdessen [3][evakuieren] zahlreiche Staaten weiter ihre Bürger*innen
       aus Sudan. Der französische Präsident Emmanuel Macron sagte am Dienstag,
       Frankreich habe mehr als 500 Menschen evakuiert, darunter mehr als 200
       Französ*innen. Auch die Bundeswehr hat knapp 500 Menschen aus 30
       verschiedenen Ländern [4][ausgeflogen]. Die Bundesregierung leitete indes
       den Text für ein Sudan-Mandat an den Bundestag weiter, der dem
       Evakuierungseinsatz noch im Nachhinein zustimmen soll.
       
       Laut dem Text sollen bis zu 1.600 Soldat*innen bis zum 31. Mai zur
       Evakuierung eingesetzt werden dürfen. Im Notfall kann diese Zahl
       kurzfristig überschritten werden. Allerdings teilten Außen- und
       Verteidigungsministerium am Dienstagnachmittag mit, dass am Abend der
       „vorerst letzte Evakuierungsflug aus Sudan nach Jordanien“ stattfinden
       werde.
       
       25 Apr 2023
       
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