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       # taz.de -- momentaufnahmen: Wenn man sich plötzlich doch nicht mehr einig ist
       
       Es ist sonnig in Bremen, als sich die Erster-Mai-Demos auf den Weg machen,
       später soll es vielleicht regnen. Am Domshof versammeln sich Personen von
       jung bis alt, die einen hören aufmerksam den Redebeiträgen zu, die anderen
       toben sich auf der Hüpfburg aus. Vom Hauptbahnhof her zieht die
       internationalistische revolutionäre Bündnisdemo unter dem Motto
       „Kapitalismus überwinden – unser Leben verteidigen“ heran.
       
       Es geht los mit Trommeln und Parolen, Transparente und Schilder sind in
       Position. Die Stimmung ist kämpferisch, in ihrer Einigkeit aber auch
       sonderbar friedlich. Und dann zieht zwar nicht am Horizont, aber immerhin
       am Rand des Blickfelds ein Plakat vorbei: „Friedliche Koexistenz mit
       Russland“ steht drauf und weiter:„Die Teilung der Ukraine ist die einzige
       friedliche Lösung für Europa“. Es sind hörbar nicht alle damit
       einverstanden, doch die Person bleibt stur und kann mit ihrer Parole
       beharrlich durch die Bremer Innenstadt ziehen.
       
       Die meisten hier gehen sichtlich auf Abstand, aber nicht alle. Und die noch
       länger nachhallende Frage bleibt so unbestimmt wie das Wetter: welche
       Stimmen hier wie viel Gewicht haben. Nur Maulawy
       
       6 May 2023
       
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   DIR Nur Maulawy
       
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