URI: 
       # taz.de -- Behindertenparlament in Berlin: Hier werden Hürden beseitigt
       
       > Bei der diesjährigen Auftaktveranstaltung macht das Berliner
       > Behindertenparlament Druck auf den neuen schwarz-roten Senat.
       
   IMG Bild: Teilnehmer*innen am Behindertenparlament am Sonntag
       
       Berlin taz | Braucht jemand Kopfhörer? Wer konnte den Fahrdienst nutzen?
       Haben alle Rollstühle Platz? Funktioniert die Übersetzung in leichte
       Sprache?
       
       Bevor der diesjährige Auftakt des [1][Berliner Behindertenparlaments] am
       Sonntag losgeht, gilt es in der Landeszentrale für politische Bildung (LpB)
       am Zoo, Hürden zu beseitigen. Hürden, denen sich die 600.000
       Berliner:innen mit Behinderung tagtäglich gegenübersehen. Und jenen bei
       der politischen Teilhabe. Hürden also, die das Behindertenparlament
       abschaffen will – indem es Einfluss auf die Landespolitik nimmt.
       
       Etwa 40 Teilnehmende sind in die Landeszentrale gekommen, noch mal so viele
       waren online zugeschaltet. Auch die neue Senatorin für Integration,
       Gleichstellung und Antidiskriminierung, Cansel Kiziltepe (SPD), und die
       sozialpolitischen Sprecher:innen von SPD, Grünen und CDU im
       Abgeordnetenhaus.
       
       „Ich wünsche mir, dass die Politiker das Behindertenparlament ernst
       nehmen“, sagt [2][Christian Specht, Aktivist, taz-Kolumnist,] Initiator und
       Präsident des Behindertenparlaments zu Beginn der Beratungen. Den neuen
       Regierenden Bürgermeister und dessen Senat ruft Specht auf, das Gremium von
       Selbstvertreter:innen und seine Forderungen zu unterstützen. Vom
       Parlament fordert er, ein Büro im Abgeordnetenhaus bereitzustellen.
       
       ## Vorbild: Bremen!
       
       2018 hatte Specht das bundesweit erste Behindertenparlament in Bremen
       besucht und das Format durch unermüdliches Netzwerken an die Spree geholt.
       Die Teilnahme steht allen offen: Menschen mit Behinderung, Angehörigen,
       Betreuenden. Die Lebenshilfe ist beteiligt, der Behindertenverband, die
       LpB, die Landesvereinigung Selbsthilfe und der Paritätische. Eine
       wiederkehrende Frage am Sonntag ist, wie noch mehr Menschen erreicht werden
       können.
       
       Seit 2020 verständigen sich die engagierten Einzelpersonen und Verbände in
       Fokusgruppen über politische Forderungen. An sogenannten Parlamentstagen
       werden den Landespolitiker:innen dann entsprechende Anträge
       übergeben. Im Dezember 2022 geschah das [3][erstmals im Plenarsaal des
       Abgeordnetenhauses] mit Mitgliedern des rot-grün-roten Senates und des
       Parlaments. Dann kam die Wiederholungswahl.
       
       „Sie dürfen auch weiterhin mit unserer Unterstützung rechnen“, sagt
       Cornelia Seibeld, neue CDU-Präsidentin des Abgeordnetenhauses, am Sonntag
       in einer Videobotschaft. Auch der Parlamentstag soll im Dezember wieder im
       Plenarsaal stattfinden können. Seibeld versprach auch unter Schwarz-Rot
       politische Aufmerksamkeit für das Behindertenparlament und seine
       Forderungen.
       
       Dem schließt sich Senatorin Kiziltepe, erst zwei Wochen im Amt, an. Ihr
       Bruder sei Rollstuhlfahrer. Inklusion sei nicht nur ein persönliches,
       sondern auch ihr politisches Ziel. Einen Schwerpunkt wolle sie auf die
       Arbeitswelt setzen, die landeseigenen Betriebe sollten zu
       Inklusionsvorbildern werden. Die Priorisierungen ihrer Vorgängerin Katja
       Kipping (Linke) nannte Kiziltepe richtig. Das Landesgleichstellungsgesetz
       will sie „schleunigst umsetzen“, den Partizipationsfonds des Landes
       aufstocken und daraus dem Behindertenparlament selbst Förderung zukommen
       lassen.
       
       ## „Wir werden Sie kontrollieren“
       
       Die sozialpolitischen Sprecher von CDU (Björn Wohlert) und SPD (Lars
       Düsterhöft) sichern zu, die 17 Anträge des Behindertenparlaments in der
       ersten Sitzung des neuen Sozialausschusses auf den Tisch zu bringen.
       „Bleiben Sie hart mit uns“, fordert Wohlert. Die kritischen Nachfragen der
       Teilnehmenden zur Überforderung der Sozialämter, zur Beschulung von Kindern
       mit Behinderung, zu Geflüchteten mit Behinderung und anderen Themen lassen
       darauf schließen. „Wir werden Sie kontrollieren“, versichert
       Parlamentspräsident Specht.
       
       7 May 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Teilhabe-fuer-Behinderte/!5899986
   DIR [2] /Christian-Specht/!a36997/
   DIR [3] /Berliner-Behindertenparlament/!5896494
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Hunglinger
       
       ## TAGS
       
   DIR Christian Specht
   DIR Behindertenpolitik
   DIR Parlament
   DIR Inklusion
   DIR Inklusion
   DIR Inklusion
   DIR Inklusion
   DIR Inklusion
   DIR Hamburg
   DIR Inklusion
   DIR Behindertenpolitik
   DIR Behindertenpolitik
   DIR Christian Specht
   DIR Inklusion
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Berollung des Berliner Mauerparks: Noch kein Park für alle
       
       Zum Mauerpark wollen alle. Nur kommen nicht alle überall hin. Das zeigt ein
       Termin des Behindertenbeirats Pankow mit Betroffenen und der Politik.
       
   DIR Berliner Behindertenparlament 2023: Ein leicht verständlicher Austausch
       
       In Berlin haben sich 100 Menschen mit Behinderungen versammelt, um über
       Inklusion zu diskutieren. Präsident Christian Specht hat dafür lange
       gekämpft.
       
   DIR Teilhabe von Menschen mit Behinderung: Zusammen gegen Ausgrenzung
       
       Grüne und linke Aktive haben einen Verein gegründet, um die Arbeit des
       Behindertenparlaments zu fördern. Konservative Mitglieder fehlen bislang.
       
   DIR Berliner Behindertenparlament: Inklusion auf der langen Bank
       
       17 Anträge hat das Berliner Behindertenparlament im Dezember gestellt.
       Viele blieben lange unbeantwortet. Abgeordnete kritisieren das.
       
   DIR Eltern von Kindern mit Behinderung: Hilferuf nach Unterstützung
       
       In Hamburg und Schleswig-Holstein fehlen Mittel für die Betreuung von
       Kindern mit Behinderung. Also übernehmen die Eltern - und die können nicht
       mehr.
       
   DIR Inklusion in der Musik: Zahnpasta ist gut für die Latrine
       
       Nico Deuster war als DJ für 18 Uhr gebucht. Eigentlich eine schlechte Zeit
       zum Auflegen – aber es kam anders und die Folgen begleiten ihn bis heute.
       
   DIR Teilhabe für Behinderte: Palmen, Politik und Partizipation
       
       Kürzlich tagte das Berliner Behindertenparlament erstmals im Berliner
       Abgeordnetenhaus. Es ging um Sichtbarkeit, Austausch und Forderungen.
       
   DIR Berliner Behindertenparlament: Parlament mit neuem Präsidenten
       
       Das Berliner Behindertenparlament soll politische Forderungen sichtbarer
       machen. Am Samstag hat es erstmals im Abgeordnetenhaus getagt.
       
   DIR Berliner Behindertenparlament: Nicht über uns ohne uns
       
       Beim Berliner Behindertenparlament bringen sich Betroffene aktiv in die
       Politik ein. Am 7. Mai ist die digitale Auftaktveranstaltung.
       
   DIR Barrierefrei wählen: „Letztes Mal war alles matschig“
       
       Wahllokale genauso wie Cafés sollten mit Rollstuhl und Rollator erreichbar
       sein. Das fordert Christian Specht vom Berliner Behindertenparlament.