URI: 
       # taz.de -- Klimakatastrophe in der DR Kongo: Starkregen fordert Hunderte Tote
       
       > Im Distrikt Kalehe im Ostkongo haben schwere Regenfälle mehrere Dörfer
       > verwüstet. Die Regierung ruft Staatstrauer aus, aber steht in der Kritik.
       
   IMG Bild: In den Ruinen des größtenteils weggeschwemmten kongolesischen Dorfes Nyamukubi
       
       Kampala taz | „Seit Donnerstag finden wir im Minutentakt Leichen“,
       berichtet Thomas Bakenga, Verwalter des Distrikts Kalehe im Osten der
       Demokratischen Republik Kongo. Über 400 Tote haben die Helfer geborgen und
       [1][Tausende Menschen werden vermisst.]
       
       Nach heftigen Regenfällen sind vergangenen Donnerstag am Westrand des
       Kivu-Sees im Osten Kongos drei Flüsse über die Ufer getreten und mehrere
       Hänge sind abgerutscht. Ganze Dörfer wurden von Schlamm- und Wassermassen
       mitgerissen, Häuser, Schulen und Krankenstationen wurden zerstört. Erst
       kurz zuvor waren in den Nachbarländern Ruanda und Uganda in nur einer Nacht
       [2][über 130 Menschen nach starkem Regen ertrunken].
       
       Normalerweise findet die Regenzeit im Herzen des Kontinents von Januar bis
       April statt. In diesem Jahr regnete es bislang jedoch kaum. Erst vergangene
       Woche setzten verstärkt und vor allem nachts heftige Regenschauer ein,
       überraschten die Menschen im Schlaf.
       
       Die bergige Gegend rund um den Kivu-See ist anfällig für Erdrutsche, weil
       sich die lehmigen Böden bei Regen aufweichen und immer mehr Bäume an den
       dicht besiedelten Steilhängen gerodet wurden. Örtliche Wetterdienste warnen
       vor weiteren, überdurchschnittlich starken Regenfällen im laufenden Monat
       Mai.
       
       ## Im Massengrab beerdigt
       
       [3][Nach UN-Angaben vom Wochenende] sind jetzt über 15.000 Menschen direkt
       von den Fluten betroffen. Die meisten haben fast alles verloren: Kleidung,
       Geschirr, Bettdecken und Vorräte. Äcker stehen unter Wasser, die nächste
       Ernte ist jetzt zerstört.
       
       „Dies ist ein weiteres Beispiel für die Beschleunigung des Klimawandels und
       seine katastrophalen Auswirkungen auf Länder, die nicht zur Erderwärmung
       beitragen“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres. Er hielt sich am
       Wochenende im Nachbarland Burundi zu einem Kongo-Gipfel auf – nur wenig
       nördlich von der jetzt von den Fluten betroffenen Region tobt der Konflikt
       zwischen Kongos Regierung und der Rebellenbewegung M23 (Bewegung des 23.
       März).
       
       In Kongo wird im Dezember gewählt, es herrscht Wahlkampf. Die Katastrophe
       in Kalehe nutzen viele Politiker aus, um Stimmung zu machen. Anders als
       beim M23-Krieg können sie sich bei Umweltkatastrophen als Retter und Helfer
       feiern lassen.
       
       Eine Delegation aus hochrangigen Regierungsmitgliedern wurde am Sonntag von
       Kongos Präsident Felix Tshisekedi aus der fernen Hauptstadt Kinshasa in das
       Katastrophengebiet entsandt. Kongos Regierung hat den Montag zum
       Volkstrauertag erklärt, lässt die Flaggen landesweit auf halbmast wehen.
       Aber damit macht sie sich auch anfällig für Kritik.
       
       „So werden die Söhne und Töchter aus Kalehe begraben“, [4][kritisiert ein
       Anwohner auf Twitter]. Auf dem hinzugefügten Handyfoto ist ein gewaltiges
       Loch zu sehen: ein Massengrab. Wie Sardinen zusammengedrängt werden darin
       Leichen in grauen Plastiksäcken beerdigt – ein typisches Vorgehen in Kongo.
       „Bezahlt der Staat für eine solche Beerdigung?“, fragt der Kongolese. „Mein
       Gott, was für eine Schande“.
       
       Oppositionelle gehen gegen diese Massenbestattung auf die Barrikaden. So
       erklärt der berühmte Frauenarzt und Friedensnobelpreisträger [5][Denis
       Mukwege] aus der nahen Provinzhauptstadt Bukavu, der im Dezember zur
       Präsidentschaftswahl antreten will: „Wir fordern eine würdige Bestattung
       unserer in Kalehe verstorbenen Landsleute.“ Statt in anonymen Massengräbern
       zu landen, müssten die Leichen identifiziert und einzeln beigesetzt werden.
       
       8 May 2023
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/KasekwaB/status/1655549480295440386
   DIR [2] /Klimakrise-in-Ruanda-und-Uganda/!5932328
   DIR [3] https://reliefweb.int/report/democratic-republic-congo/republique-democratique-du-congo-flash-update-1-des-inondations-provoquees-par-des-fortes-pluies-dans-le-territoire-de-kalehe-au-sud-kivu-07-mai-2023
   DIR [4] https://twitter.com/Bobflory1/status/1654944174536286208
   DIR [5] https://twitter.com/DenisMukwege/status/1655477886688559107
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Überschwemmung
   DIR Naturkatastrophe
   DIR Flut
   DIR Ostkongo
   DIR klimataz
   DIR Ostafrika
   DIR Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Kongo
   DIR Starkregen
   DIR Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
   DIR Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Hunderte Tote durch Fluten: Land unter in Ostafrika
       
       In Kenia und Tansania starben Hunderte Menschen durch Starkregen und
       Überschwemmungen. Schuld ist nicht nur das Wetter.
       
   DIR Nach den Wahlen in der DR Kongo: Tshisekedi verspricht „Fortschritt“
       
       Kongos wiedergewählter Präsident wird in Kinshasa feierlich auf seine
       zweite Amtszeit eingeschworen. Er will nun mehr für die Bevölkerung tun.
       
   DIR Überschwemmungen in Südkorea: Mindestens 37 Menschen gestorben
       
       Die Zahl der Toten in Südkorea durch Erdrutsche und Überflutungen ist
       gestiegen. Die Wetterbehörde rechnet mit weiteren Niederschlägen bis
       Mittwoch.
       
   DIR China-Besuch von Kongos Präsident: Wie China die DR Kongo ausbeutet
       
       Vor fünfzehn Jahren verschleuderte der kongolesische Präsident Kabila
       wertvolle Bergbauvorkommen an China. Jetzt will sein Nachfolger
       nachverhandeln.
       
   DIR Klimakrise in Ruanda und Uganda: Starkregen und Schlammlawinen
       
       Der Klimawandel verschärft die Fluten während der Regenzeit in Ruanda und
       Uganda. Mindestens 130 Menschen sind daran gestorben.
       
   DIR Humanitäre Katastrophe im Kongo: Über sechs Millionen auf der Flucht
       
       Hilfswerke schlagen Alarm. Die Vertriebenenzahlen im Ostkongo sind auf eine
       Rekordzahl gestiegen, die Nothilfe ist unterfinanziert.
       
   DIR Wahlvorbereitung im Kongo: Das Kreuz mit den Wahlen
       
       In der Demokratischen Republik Kongo wächst die Sorge um die nächsten
       Wahlen. Vor allem die Kirchen warnen vor Unregelmäßigkeiten und Krieg.