# taz.de -- Regierungskrise in der Slowakei: Der Traum ist wohl aus
> Präsidentin Zuzana Čaputová stand für Aufbruch und eine neue Slowakei.
> Nun dürfte ihr alter Gegenspieler Robert Fico vor der Rückkehr stehen.
IMG Bild: Slovakiens Präsidentin Zuzana Caputova am 7. Mai im Präsidentschaftspalast in Bratislava
Als die Slowaken vor vier Jahren Zuzana Čaputová zu ihrer Präsidentin
wählten, wurde für viele ein Märchen wahr. Das Gute in Gestalt der
Bürgerrechtsaktivistin Čaputová hatte über das Böse, das das Land über
Jahre hinweg im Griff hatte, gesiegt. Der Triumph Čaputovás half zudem
auch, Sinn im Sinnlosen zu finden: die Morde an dem jungen Journalisten Jan
Kuciak und seiner Verlobten Martina Kusnirova Ende Februar 2018 hatten die
größten Massendemonstrationen in der Geschichte der Slowakei ausgelöst, die
die bisherige politische Elite samt Dauerministerpräsident Robert Fico von
der Bühne jagten.
Die Schüsse hatten – anscheinend – das Ende der alten Slowakei eingeläutet,
die Morde die Gesellschaft aufgerüttelt: für eine anständige Slowakei ohne
Korruption, dafür aber mit demokratischer Ausrichtung. Für all das sollte
Zuzana Čaputová stehen: jung und politisch unbelastet symbolisierte sie den
Neuanfang der Slowakei – Galionsfigur und Hoffnungsträgerin der
slowakischen Demokratie.
Doch der Traum ist wohl aus. Wenn im kommenden September eine neue
Regierung gewählt wird, ist es wahrscheinlich, das Präsidentin Čaputová die
Person zum Ministerpräsidenten des Landes ernennen muss, dessen politisches
Ende ihren politischen Aufstieg erst möglich gemacht hat: [1][Robert Fico.]
Denn die bürgerlich-liberale Regierung ist endgültig zerbrochen, bis zum
Herbst wird eine Expertenregierung im Amt sein.
Der geschasste Regierungschef von damals ist zum politischen
Stehaufmännchen geworden; dass er den kommenden Wahlkampf beherrschen wird,
ist jetzt schon klar. Denn die „anständige Slowakei“, die Čaputová
verkörpert, ist gescheitert. [2][Seit seinem Fall befindet sich die
Slowakei in einem Politchaos], in dem Ex-Regierungschef Fico für viele
Stabilität bedeutet.
Dass Fico sich inzwischen zu einem prorussischen Polittroll entwickelt hat,
scheint dabei nebensächlich zu sein. Die uneingeschränkte, auch
militärische Unterstützung des Nachbarlandes Ukraine lehnen viele Slowaken
inzwischen ab. Und darauf baut Fico bei den nächsten Wahlen
8 May 2023
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## AUTOREN
DIR Alexandra Mostyn
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