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       # taz.de -- Politisch motivierte Straftaten: Schwammige Gefahrenanalyse
       
       > Politisch motivierte Gewalt ist auf dem Vormarsch, vor allem rechts
       > wächst der Hass. Die Polizei darf sich nicht länger scheuen, das klar zu
       > benennen.
       
   IMG Bild: Wer protestiert da? „Friedensdemo“ mit Reichsbürgern in München
       
       Es rumort im Land. Tiraden gegen Geflüchtete nehmen wieder zu,
       Kommunalpolitiker werden angegriffen, Reichsbürger schmieden Umsturzpläne,
       die Letzte Generation oder der Angriffskrieg auf die Ukraine polarisieren.
       Es überrascht daher nicht, dass das [1][BKA und Nancy Faeser] ein
       Allzeithoch der politisch motivierten Kriminalität verkünden. Bedrohlich
       ist es aber umso mehr: Die Zahlen haben sich in den vergangenen 10 Jahren
       verdoppelt, rechte Straftaten sind abermals angestiegen. Und unabhängige
       Opferverbände nennen noch weit höhere Zahlen. Es etabliert sich ein Klima,
       in dem immer mehr Menschen gewillt sind, ihre politischen Anliegen auch mit
       Gewalt durchzusetzen.
       
       Dabei darf nicht vergessen werden: Hinter jedem Angriff steckt ein
       verletzter Mensch, ein womöglich zerstörtes Schicksal. Auch verbaler Hass
       stachelt andere wieder zu Gewalt an. Faeser hat also viel zu tun, will sie
       ihren postulierten [2][Kampf gegen den Rechtsextremismus] in die Tat
       umsetzen. Leider hilft die BKA-Statistik hier kaum weiter.
       
       Das größte Deliktfeld ist dort inzwischen die Kategorie „nicht zuzuordnen“
       – ein analytischer Offenbarungseid. Vor allem Straftaten aus dem
       Coronaprotest- oder [3][Reichsbürgermilieu] werden so erfasst. Dabei
       dominieren in beiden Milieus inzwischen demokratiefeindliche
       Verschwörungsnarrative, die keinen Zweifel am rechtsextremen Kern lassen.
       Stattdessen werden selbst die jüngsten Reichsbürger-Umsturzpläne unter
       „nicht zuzuordnen“ eingeordnet. Das ist grotesk – und gefährlich.
       
       Denn das wahre Ausmaß der rechtsextremen Bedrohung wird so vernebelt. Wenn
       schon die Analyse der Gewalt so schwammig ist, wird es umso schwerer, die
       richtigen Maßnahmen zu finden. Was es also braucht, ist eine präzisere
       Erfassung bei der Polizei und die Bewusstmachung: Auch bürgerliche
       Systemfeinde sind eine rechtsextreme Gefahr. Und dann muss deren Gewalt
       endlich durchbrochen werden. Damit in den nächsten Jahren nicht weitere
       Höchststände zu beklagen sind.
       
       9 May 2023
       
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   DIR Konrad Litschko
       
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