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       # taz.de -- Provokationen in Bosnien und Herzegowina: Dodiks „faule Tricks“
       
       > Der Präsident der serbischen Teilrepublik, Milorad Dodik, ergeht sich
       > wieder einmal in Drohungen. Hintergrund ist ein Streit um Staatseigentum.
       
   IMG Bild: Milorad Dodik beim „Tag der Republik Srpska“ am 9. Januar dieses Jahres in Sarajewo
       
       Split taz | Milorad Dodik, nach „gefälschter Wahl“ seit 2022 erneut
       Präsident der serbischen Teilrepublik in Bosnien und Herzegowina, macht
       dieser Tage wieder das, was er am besten kann: provozieren. Diesmal
       erklärte er nicht nur, die serbisch kontrollierte Teilrepublik in Bosnien
       und Herzegowina werde sich mit Serbien zu einem Staat vereinen.
       
       Er kündigte auch an, dass die Polizei der serbischen Teilrepublik an der
       Demarkationslinie zur zweiten Teilrepublik, der Föderation der Muslime und
       Kroaten, Grenzkontrollen durchführen könnte. In beiden Fällen verstößt er
       gegen die Bestimmungen des Friedens-Abkommens von Dayton aus dem Jahr 1995.
       
       Hintergrund für diese Maßnahme ist die strittige Frage des Staatseigentums
       von Bosnien und Herzegowina. Denn im ehemaligen Jugoslawien waren die
       Wälder in Staatsbesitz. Das gilt auch für die Liegenschaften der
       übergeordneten Institutionen, wie die der ehemaligen gemeinsamen
       Volksarmee.
       
       [1][Dodik] will unter allen Umständen diese Liegenschaften in den Besitz
       „seines“ Teilstaates „Republika Srpska“ übergehen lassen. Denn die
       serbische Teilrepublik ist aufgrund der katastrophalen Wirtschaftspolitik
       Dodiks eigentlich bankrott.
       
       ## Fakten schaffen
       
       Mit dem Trick, den Staatsbesitz als Sicherheit für Anleihen auszugeben, war
       es ihm gelungen, Banken und Privatleute auch aus dem Ausland dazu zu
       bewegen, diese Anleihen zu zeichnen. Dieser Trick flog jedoch auf, als
       sowohl das bosnische Verfassungsgericht als auch die Rechtsgutachten
       ausländischer Experten diese Politik als illegal und als nicht vereinbar
       mit dem Abkommen von Dayton einstuften. Das Staatseigentum ist danach
       weiterhin „gemeinsames“ Staatseigentum von Bosnien und Herzegowina und
       nicht der serbischen Entität.
       
       Seither versucht Dodik, durch Beschlüsse des Parlaments der serbischen
       Teilrepublik Fakten zu schaffen und seine Politik „legalisieren“ zu lassen.
       Die Drohung, die Teilrepublik mit Serbien zu fusionieren, soll wohl das
       Verfassungsgericht und internationale Institutionen einschüchtern sowie den
       Anlegern eine Perspektive eröffnen.
       
       Damit hat Dodik auch teilweise Erfolg. Denn internationale Institutionen,
       wie [2][das Büro des Hohen Repräsentanten], widersprechen nicht mehr mit
       der gebotenen Schärfe. Manche Botschaften wie die Ungarns und in diesem
       Fall auch Österreichs zeigten in letzter Zeit sogar Verständnis für Dodik
       und seine Eigentumspolitik. Das hat ihn in seinem Tun bestärkt.
       
       Doch seine jüngste Bemerkung, die Polizei der Republika Srpska könnte, um
       das „Eigentum“ der serbischen Teilrepublik zu schützen, an der
       Demarkationslinie Kontrollen durchführen, hat die Lage verschärft. Sollten
       serbische Polizisten dort auftauchen und eine Grenze errichten, bestünde
       tatsächlich eine reale Gefahr bewaffneter Auseinandersetzungen.
       
       Der Verteidigungsminister von Bosnien und Herzegowina, Zukan Helez,
       erklärte, es gebe Pläne, die Polizei der Republika Srpska daran zu hindern,
       die Grenze zwischen den Entitäten zu kontrollieren. Er warnte die Behörden
       in Banja Luka, dass ein solcher Versuch auch „das Ende der Republika
       Srpska“ bedeuten würde. Die serbischen Polizisten könnten in diesem Fall zu
       „Tontauben“ werden.
       
       26 Apr 2023
       
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   DIR Erich Rathfelder
       
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